Nur 750 Fans bei Heimspiel gegen Nürnberg Wer ist ein „verdientes Mitglied“?
Düsseldorf · Gegen den 1. FC Nürnberg dürfen nur 750 Zuschauer kommen. Die Verteilung der Karten ist ganz schön knifflig.
Für Fortuna könnte dieses Spiel eine Zäsur bedeuten. Der Trainer steht unter besonderer Beobachtung, selbst ein Unentschieden könnte schon dazu führen, dass Christian Preußer nicht länger die Verantwortung für die Mannschaft des Zweitligisten übertragen bekommt. Die Partie gegen den 1. FC Nürnberg am Freitag (18.30 Uhr) ist also von immenser Bedeutung. In normalen Zeiten würde man wohl sehr sicher vor einer Kulisse von 20 000 Fans aufwärts spielen. Doch was ist schon derzeit normal?
War über weite Strecken der Hinrunde zumindest noch ein fünfstelliges Fanaufkommen möglich, wurde dieses wegen der Entwicklung der Omikron-Variante des Coronavirus wieder massiv gedrosselt. So wurde in der vergangenen Woche durch die nordrhein-westfälische Landesregierung festgelegt, dass zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus zu Großveranstaltungen maximal 750 Zuschauer zugelassen werden dürfen.
Und eben jene Personenzahl ist gar nicht so einfach zu rekrutieren. In einem gewissen Umfang hat man es als Klub nicht einmal in seinen Händen. Der Großteil des Kontingents geht vertraglich fixiert an Sponsoren des Vereins. Würde man dieses Klientel nicht entsprechend bedienen, könnten finanzielle Zahlungen massiv gekürzt werden. Dazu muss auch noch ein Teil an das Gästeteam, also Nürnberg, und an die DFL abgegeben werden.
Fortuna hat also bei weitem nicht die ohnehin schon mickrigen 750 Karten in der Hand zur freien Verteilung, sondern eine viel kleinere Zahl. Wie hoch genau, darüber gab es von Fortuna final keine Aussage. Angeblich soll der Schlüssel so aber aussehen: 60 Prozent sind fest verplant, 40 Prozent gehen an Personen, die der Verein ausgewählt hat. Man redet am Ende über eine Zahl, die fast nicht nennenswert ist.
Und dennoch hat dabei eine wohl etwas unüberlegte Formulierung für größeren Unmut gesorgt. Der Verein sprach davon, dass der von ihm zu bestimmende Teil an „verdiente Mitglieder und Partner des Vereins“ gehen würde. Während für viele der Teil mit den „Partnern“ noch einigermaßen verständlich war, gab es dagegen größeres Kopfschütteln wegen der ersten Gruppe. Wer sollte schließlich zu den „verdienten Mitgliedern“ zählen? Und wie sollte dazu eine Definition aussehen, die auch nur im Ansatz gerecht sein könnte?
Mediendirektor: „Wir können
nicht allen gerecht werden“
„Uns war von Anfang an klar, dass wir in dieser Situation nicht allen gerecht werden konnten“, sagt Fortuna-Mediendirektor Kai Niemann. „Niemandem von uns macht diese Mangelverwaltung Spaß. Wir haben versucht, so faire Lösungen wie irgendwie möglich zu finden. Dabei ging es natürlich nie darum, irgendwen in Klassen einzuteilen und damit ausdrücken zu wollen, es werde eine Rangliste eingeführt.“ Das „verdient“ sei in dem Sinne gemeint gewesen, dass damit zum Beispiel Allesfahrern für ihre Treue gedankt werden sollte.
In einem Antwortschreiben an ein empörtes Mitglied, dass unserer Redaktion vorliegt, geht ein Mitarbeiter des Klubs sogar noch einen Schritt weiter und entschuldigt sich für die Formulierung: „Das Wort ist nicht existent und hätte nicht verwendet werden dürfen. Die richtige Beschreibung wäre gewesen, dass die Karten an langjährige Helfer verteilt werden, die sich seit Jahren für den Verein ehrenamtlich engagieren.“ Und weiter auf die Frage, ob man den Unmut der Fans diesbezüglich verstehen könne heißt es: „Selbstverständlich! Wir Mitarbeiter ärgern uns darüber mehr als unsere Fans. Fehler passieren jedoch. Zu diesem müssen wir stehen!“ Man könne definitiv ausschließen, dass dieses Wort noch einmal verwendet werde.
Natürlich kann man anmerken, ob die Relationen stimmen, ob man nicht lieber die Kräfte bündeln sollte, und Fortuna mit einer Stimme im nun angebrochenen Abstiegskampf zu unterstützen. Doch es zeigt sich einmal mehr, wie zerrissen einerseits die Fanszene ist, wie viel in den vergangenen Jahren an Vertrauen und Zusammenhalt geschwunden ist. Daran, dass es besser wird, sollte schleunigst wieder gearbeitet werden. Den gegenseitigen Respekt muss man sich tatsächlich „verdienen“.