Fortunas Gegner Werders Zukunft steht auf dem Spiel
Düsseldorf · Das Ziel der Bremer war ein anderes, doch plötzlich muss Werder gegen den Abstieg kämpfen. Ein Scheitern dürfte fatale Folgen haben.
Die Saison 2018/19 war eine der besten in der jüngeren Vergangenheit von Werder Bremen. Mit einem aufstrebenden Trainer und einer erfrischenden Spielweise schnupperten die Grün-Weißen an ihrer ersten Europapokal-Teilnahme seit 2010. In dieser Saison nun sollte der nächste Schritt gemacht werden, stattdessen gab es die schlechteste Hinrunde aller bisherigen 56 Bundesliga-Spielzeiten.
Die Gründe sind vielfältg und Besserung ist nur rudimentär erkennbar: Torhüter Pavlenka ist in der Hinrunde der schwächste Schlussmann aller 18 Vereine gewesen. Die Verteidiger Veljkovic, Langkamp, Toprak und Augustinsson waren öfter beim Arzt als beim Training. Auch „Sechser“ Bargfrede fehlte verletzt, sein Vertreter Sahin war als defensiver Mittelfeldabräumer eine Fehlbesetzung. Youngster Maximilian Eggestein fiel in ein für sein Alter nicht ungewöhnliches Leistungs-Loch. Torjäger Füllkrug zog sich früh einen Kreuzbandriss zu. Der Abgang von Stratege Max Kruse als Führungsfigur auf und neben dem Platz wurde völlig unterschätzt.
Pessimisten waren bereits in den Sommer-Trainingslagern skeptisch, ob Werder nicht arg blauäugig – ja, sogar fahrlässig in die Spielzeit starten würde. Schließlich verpassten Veljkovic sowie Langkamp die gesamte Vorbereitung und wurde die Verletzung von Augustinsson fehlinterpretiert. Mit Toprak justierte Sportdirektor Baumann den Kader erst spät nach, sein Ausfall aber war der nächste Rückschlag. Um die Schotten der mit schon 41 Gegentreffern anfälligsten Defensve der Liga endlich schließen zu können, wurde nun Innenverteidiger Kevin Vogt aus Hoffenheim bis Juni ausgeliehen.
Sportdirektor und Trainer räumen Fehlbeurteilungen ein
Baumann wie auch der fest im Sattel sitzende Trainer Florian Kohfeldt haben nach der Hinrunde Fehler eingestanden. Die Mission Klassenerhalt dürfte zum Kraftakt werden. Noch fehlen wichtige Spieler wie Gebre Selassie, Augustinsson oder Bargfrede. Dazu gesellen sich athletische Defizite, und es muss ein mentales Umdenken stattfinden. Schließlich ist der Kader nicht auf Abstiegskampf gepolt, sondern für einen fußballerischen Ansatz zusammengestellt. „Im Abstiegskampf entscheidet aber nicht die Qualität. Mit 45mal den Ball hochhalten, hältst du die Klasse nicht“, sagt Angreifer Fin Bartels.
Ein Abstieg könnte fatale Folgen haben. Der Kader würde nahezu komplett auseinanderfallen, der dadurch entstehende Umbruch Zeit benötigen. Zeit allerdings ist für einen direkten Wiederaufstieg in der harten Realität der 2. iga nicht vorhanden, wie aktuell Nürnberg und Hannover zeigen. Einen längeren Aufenthalt im Unterhaus wiederum kann sich Werder als finanziell nicht mit allzu üppigen Ressourcen ausgestatteter Verein kaum leisten. Ein Abstieg könnte für die in Deutschland durchaus beliebten Bremer die Bundesliga-Zukunft daher sogar langfristig massiv gefährden.