Fußball „Vielleicht hat das dem Fußball gutgetan“
Düsseldorf · Matthias Zimmermann würde auch ohne Zuschauer antreten, um seinem Verein zu helfen. Fortunas Verteidiger kann aber auch die Menschen verstehen, die die Sonderrolle des Fußballs nicht akzeptieren.
Matthias Zimmermann zu bremsen, ist schwierig. Das wissen nicht nur seine Gegenspieler in der Bundesliga. Daher macht es dem Energiebündel auf Fortuna Düsseldorfs rechter Abwehrseite auch wieder Spaß, mit den Kollegen trainieren zu dürfen. „Wir können zwar nun intensiv trainieren, auch in der Fünfer- oder Achtergruppe, aber die Zweikämpfe fehlen mir trotzdem“, sagt „Zimbo“ und schiebt gleich hinterher. „Aber wir sind topfit.“ Das gilt besonders für den 27-Jährigen, der sich nicht nur in den Laufeinheiten im „Home-Office“ verausgabt hat, sondern sogar einen Personal-Trainer hatte, um möglichst wenig an Fitness zu verlieren. Aber auch in Sachen Kraft und Beweglichkeit mangelt es Zimmermann nun nicht mehr. „Ich konnte in den drei Wochen Heimtraining alles aufholen, weil ich vorher nach dem Handbruch nicht so viel hatte machen können“, sagt er. „Insoweit hat es noch ganz gut gepasst.“
Der Fußball an sich sei auch nach der Rückkehr ins Mannschaftstraining noch der gleiche. Aber die Abstandsregeln werden peinlich genau beachtet. Darauf müssen nicht nur die Trainer achten. Selbst im Eifer der Übungen seien die Spieler sensibilisiert. Was Zimmermann mehr stört, ist die Unsicherheit des Starttermins nach der Zwangspause. „Mit einem Ziel vor Augen wäre es besser, weil alles so vage ist“, sagt Fortunas Außenverteidiger. „Fußball ohne Zuschauer ist nicht der Sport, den ich so liebe. Man spielt für die Fans, vor und mit ihnen.“ Die Stimmung vor 80 000 Fans oder vor 54 000 Zuschauern in der heimischen Arena sind für den 27-Jährigen immer noch etwas Besonderes. „Ich bin so zwiegespalten, aber ich würde auch ohne Zuschauer spielen, denn die Bundesliga muss weitergehen, auch um die Jobs zu sichern“, erklärt Zimmermann, der den Fußball als wichtigen Bestandteil unserer Gesellschaft wertet. Er sieht die Bundesliga als eine Art Vorbild und Vorreiter für andere Sportarten.
Es geht um die vielen Menschen, die auch am Fußball dranhängen
Zimmermann kann aber auch die Menschen verstehen, die die Sonderrolle für den Fußball nicht akzeptieren wollen. Aber man müsse auch die Vereine sehen. „Es geht ja nicht nur um die Profis, sondern auch die vielen Mitarbeiter der Vereine, deren Existenz ebenfalls gefährdet wäre. Und um viele andere, die direkt und indirekt damit zu tun haben.“
Ab und zu kommen bei Zimmermann auch die Gedanken an die sportliche Situation seiner Mannschaft hoch. „Wir müssen noch alles tun für den Klassenerhalt“, sagt er. „Das wollen wir unbedingt schaffen, dann auch leider ohne Unterstützung der Fans.“ Es werde interessant sein, wie unterschiedlich die Spieler und Mannschaften mit dieser Situation umgehen werden. Seine Mannschaftskameraden und sich selbst sieht Zimmermann psychisch gut vorbereitet durch Fortunas Mentaltrainer Axel Zehle und Cheftrainer Uwe Rösler, die immer wieder das Gespräch suchen. „Allerdings muss man abwarten, wie das dann unmittelbar vor und während der Spiele aussieht“, meint der Fortuna-Profi, der glaubt, dass die Mannschaften eine Woche Vorlauf vor dem Starttermin benötigen, um sich auch teamtaktisch und mental auf die ersten Spiele einzustellen.
Vor der Zukunft steht für Zimmermann ein großes Fragezeichen. „Es wird aber bestimmt nicht mehr solche hohen Transfersummen geben, die Vereine können nicht mehr so viel bezahlen“, sagt er. „Vielleicht hat das dem Fußball mal ganz gutgetan, vielleicht kommen alle mal wieder auf den Boden zurück. Dann hätte die Krise auch etwas Gutes.“