Fortuna gegen Hoffenheim Mit Ayhan wieder in den roten Bereich

Düsseldorf · Der Abwehrchef ist wieder fit und soll die Fortuna gegen Hoffenheim führen. Trainer Uwe Rösler schätzt Ayhan für seine Qualitäten in der Spieleröffnung — und als emotionaler Antreiber.

Kaan Ayhan ist wieder fit. Gegen Schalke (2:1) war er bester Fortune, in München (0:5) fehlte er.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Zack Steffen hat seinem Arbeitgeber dieser Tage ein bemerkenswertes Interview gegeben. Nun äußern sich derzeit ja viele Spitzensportler über strukturellen Rassismus und Polizeigewalt. Die Szenen aus den USA, in denen ein weißer Polizist minutenlang auf dem Hals des wehrlosen Schwarzen George Floyd kniet und ihn tötet, haben weltweit Proteste ausgelöst. Aber so klar wie Fortunas Steffen — US-Nationaltorhüter und selbst schwarz — drücken sich nicht viele Sportler aus.

„Rassismus war real, als die ersten Europäer nach Amerika gekommen sind und das Land erobert haben. Er war real, als sie Schwarze als Sklaven ins Land geholt haben und die Drecksarbeit haben machen lassen. Und er ist immer noch real, denn für Schwarze gibt es noch immer keine gleichen Rechte und keine Gerechtigkeit für die jahrhundertelange Unterdrückung. Das haben die Leute nun satt“, sagt der Fortuna-Torwart und nennt US-Präsident Donald Trump auf Twitter einen „widerlichen Heuchler“. Steffen hat zudem die Plattform „Voycenow“ gegründet, auf der sich Sportler vernetzen, um gemeinsame Projekte zu starten.

Auch Uwe Rösler schaut derzeit besorgt in die USA, sein ältester Sohn studiert dort. Umso mehr freut sich der Fortuna-Trainer über Steffens klare Ansage. Generell wünscht er sich, „dass die Spieler nicht nur eine Meinung zum Fußball haben, sondern auch zum gesellschaftlichen Leben“. Er sei „stolz, dass wir so einen Spieler in unseren Reihen haben“.

Danach geht es gegen Dortmund und Leipzig

Einen wie Steffen, einen, der voran geht, könnte Rösler auch auf dem Platz gebrauchen. Doch wie Marcel Sobttka (Sprunggelenk) ist Steffen (Knie) verletzt. Also sind andere gefragt beim mindestens vorentscheidenden Spiel im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. An diesem Samstag (15.30 Uhr/Arena) steigt es gegen die TSG Hoffenheim. Zwar wollte sich Rösler nicht an Rechenspielchen beteiligen, weil es bei ihm „nur zum Grundkurs Mathematik gereicht“ habe, wie er scherzte. Aber auch er kann die Tabelle lesen, in der sein Klub auf dem Relegationsrang steht. Auch er weiß um den Spielplan, der nach Hoffenheim nur noch vier Gelegenheiten bietet, um Punkte zu sammeln. Und die nächsten beiden Gegner heißen Borussia Dortmund und RB Leipzig. Kaum lösbare Aufgaben mit Blick auf die bisherigen Duelle mit den Top-Fünf der Liga: acht Spiele, acht Niederlagen, 3:29 Tore.

Umso wichtiger wäre ein Sieg gegen Hoffenheim — auch für die Moral. Noch ist die intakt, aber sollte es nun erneut nichts werden, könnte die Fortuna nach weiteren Pleiten gegen Dortmund und Leipzig schwer angeschlagen in die letzten Spiele gegen die Konkurrenten aus Augsburg und Berlin gehen müssen. Nach dann vier (vielleicht deutlichen) Niederlagen, bei denen man meist hinterhergerannt ist, wieder hochzufahren, wäre umso schwieriger — erst recht, weil die Fortuna dann wohl auf einen direkten Abstiegsplatz gefallen wäre.

Da passt es Rösler gut ins Konzept, dass Kaan Ayhan wieder dabei ist. Der beste Fortune beim 2:1 über Schalke fehlte zuletzt beim 0:5 in München. Und mit ihm seine Qualitäten „im Spielaufbau aus der Defensive“, wie Rösler sagt. Auf die komme es an, schließlich soll sich die Fortuna auch gegen Hoffenheim nicht verstecken. Zwar sei der Tabellensiebte, nur ein Punkt Rückstand auf die Europapokalplätze, „motiviert, selbstbewusst und spielstark“, aber unschlagbar ist er nicht. Man dürfe ihn nur „nicht ins Laufen kommen“ lassen und müsse Bälle erkämpfen, „wenn wir den Ball haben, sind wir am stärksten“.

Mindestens ebenso entscheidend sei Ayhan als Antreiber. Der Abwehrchef sei wichtig, um die „Emotionalität auf den Platz zu bringen“, gerade in Zeiten ohne Zuschauer. Denn Rösler ist sich sicher: „Wir können nur Spiele gewinnen, wenn wir im roten Bereich sind.“ Alles andere dürfte im mindestens vorentscheidenden Spiel in der Tat nicht reichen.