Fortuna: Pinto spricht wieder — und fordert
Über Monate ließ der 34-Jährige die Medien links liegen. Nun appelliert er an seine Mitspieler, nicht zu lieb zu sein.
Estepona. Sergio Pinto will Erfolg. Von Schönspielerei hält der Führungsspieler von Fortuna Düsseldorf wenig. Und der 34 Jahre alte Fußball-Profi redet auch nicht um den heißen Brei herum. „Wir sind die liebste Mannschaft der Liga“, sagt er — und kann das auch statistisch untermauern: „Wir haben in dieser Saison zu wenig Freistöße bekommen. Spieler wie Joel Pohjanpalo oder Charly Benschop werden gefoult, stehen aber viel zu schnell wieder auf.“
Benschop sei ein Kerl wie ein Baum, wenn man den von den Beinen holt, dann ist es für Pinto auch meistens ein Foul. „Da muss man abgezockter sein und mal liegenbleiben.“ Das habe nichts mit Unfairness zu tun, sondern damit, dass dem Schiedsrichter auch deutlicher werden muss, dass es tatsächlich ein Foul gewesen sei.
Es gebe Spieler in der 2. Bundesliga, die würden vier Mal fallen, und beim vierten Mal sei dann auch der Schiedsrichter überzeugt, dass es ein Foul gewesen sein müsse. „Sonst hätten wir sicherlich vier oder fünf Punkte mehr auf dem Konto“, sagt Pinto, der sich selbst als ein Spieler sieht, der bewusst von seinen Gegenspielern provoziert wird, um eine Gelbe Karte oder mehr zu kassieren. „Da wünsche ich mir auch, dass die Mitspieler mal öfter auf den Schiedsrichter zugehen und sich über Fehler oder zu viele Fouls des Gegners beklagen. Wenn ich ein Foul begehe, laufen fünf Gegenspieler auf den Schiedsrichter zu und beschweren sich“, sagt der Deutsch-Portugiese im ersten längeren Gespräch mit den Düsseldorfer Zeitungen seit Saisonbeginn.
Dass er vorher so lange geschwiegen hatte, war nicht etwa Zufall: „Ich habe mich bewusst zurückgezogen, weil ich den Eindruck hatte, dass man nicht fair mit mir und der Mannschaft umgegangen ist“, sagt Pinto. Es habe am Anfang auch bei ihm nicht alles nicht so funktioniert, wie er es sich gewünscht habe. Aber dann habe sich alles eingespielt. „Was da geschrieben wurde, interessiert mich nicht. Aber wenn dann aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird, dann gibt es da auch ein Ende“, sagte Pinto. „Ich kann es ausblenden, aber es geht um die Mannschaft, und die ist ungerecht behandelt worden, als alles schlecht gemacht wurde.“ So zog Pinto erst einmal einen medialen Schlussstrich.
Das heiße aber nicht, dass er nicht selbst auch Schwächen erkannt habe. Der Routinier weiß, dass die Fortuna nicht immer überzeugt hat. Der Wille sei aber immer da gewesen, aber dem Team würde eben auch nichts geschenkt.
Für den Rest der Saison sieht Pinto trotzdem optimistisch nach vorne. „Wenn wir kompakt stehen, unsere Angriffe schnell spielen und die Konter ausnutzen, werden wir eine gute Rolle im Rest der Saison spielen“, sagt der Mann, der 211 Bundesliga-Spiele vorweisen kann und überzeugt von seiner Mannschaft ist. Fortuna habe Qualitäten, die in der Liga nicht allzu häufig vorkämen, allein schon drei erfolgreiche Stürmer. „Wir müssen alles in die Waagschale werfen und nicht nur auf die Konterstärke setzen“, erklärt er. „Wir wollen noch unberechenbarer werden.“ Sergio Pinto selbst ist es bereits.