Fortuna Düsseldorf Foto-Buch zur Fan-Kultur von Fortuna Düsseldorf

Fotograf und Blogger Patrick Jelen will mit Hilfe von Spenden einen Bild-Band zur Düsseldorfer Fan-Kultur publizieren. Noch fehlt Geld.

Sie wollen mit Ihrem Fotobuch-Projekt die „Subkultur des Fußballs“ abbilden. Was genau meinen Sie damit?

Patrick Jelen: Vermutlich ist der großen Masse nicht einmal die klassische Vereinskultur bekannt. Alles im Fußball beginnt mit dem Ehrenamt. Der Vater, der die Kids zwei Mal in der Woche trainiert. Das ist der Ursprung der Vereinskultur. Diese Kultur hat sich in den letzten 15-20 Jahren in Deutschland insoweit weiterentwickelt, dass die Fans viel aktiver den Verein unterstützen, und auf eine besondere Weise. In Ihrer Freizeit werden über Tage und Wochen aufwendig Choreografien kreiert. Fahnen, Transparente, T-Shirt, Aufkleber, Musik, Filme, Videos oder auch Bücher entstehen aus diesen Gruppierungen heraus. Aus meiner Sicht ist das ein enormer kreativer Prozess einer kleinen Gruppierung, den ich versuche in meinen Bildern einzufangen.

Ihre Fotos zeigen ja immer Details. Im Stadion nur die Hände, die Fahnen in die Höhe recken oder gekühlte Bierdosen von oben. Sind das die übersehenen Details der Fankultur?

Auf Reisen zu Ausswärtsspielen kommen Fußball-Fans auch an romantischen Orten vorbei, wie hier an einer Felderlandschaft. Foto: Jelen

Jelen: Ja, genauso sehe ich das. Eine Auswärtsfahrt dauert nie 90 Minuten. Zum Teil hat der Fan Strecken von bis zu 1200 km pro Spiel zu bewältigen. Auf dieser Reise gibt es rechts und links einiges zu sehen und zu erleben. Ein gutes Beispiel ist das letzte Spiel gegen Nürnberg, wo die Fanszene einen Sonderzug organisiert hatte. Die Strecke führte auf der linken Rheinseite an deutscher Geschichte vorbei. Das hat was von Romantik. Auch das gehört mit zu den Auswärtsfahrten. Man kommt an Orte, die man sonst nie besuchen würde. Wer fährt freiwillig nach Aalen, Fürth oder Ingolstadt? Kein Mensch!

Die Fotos präsentieren auch Fans im Gedränge mit Polizisten oder Fans, die im Stadion bengalische Feuer gezündet haben. Welche Rolle spielen Aggressionen und Gewalt bei den Fans?

Polizisten bei Fußballspielen strahlen ein viel größeres Aggressionspotenzial aus als die Fans, meint zumindest Patrick Jelen. Foto: Jelen

Jelen: Ein typischer populistischer gesellschaftlicher Reflex, Bengalos mit Aggressionen und Gewalt gleichzusetzen. Aus meiner Sicht spielt Gewalt im Stadion nahezu keine Rolle. In all den Jahren habe ich zwei Schlägereien im Block erlebt. Samstag Abend in der Altstadt geht es schon anders zur Sache. Ein behelmter Polizist in Einsatzmontur mit 1 Liter Vorratsdose Pfefferspray und im Rücken ein Wasserwerfer strahlt deutlich mehr Aggressionspotenzial aus.

Doch werden Fußballfans zumindest oft als prollig, trinkfreudig betrachtet. Geht es Ihnen auch darum, das Image von Fußballfans aufzubessern?

Jelen: Nein, ich möchte einfach eine andere Sicht auf die Fußballfans geben. Diese Eigenschaften, die Sie aufzählen, können wir mit ruhigem Gewissen in unsere gesamte Gesellschaft kopieren. Fußballfans sind ein Querschnitt unserer Gesellschaft. Im Stadion stehe ich neben dem einfachen Arbeiter und dem Chef eines Konzerns, die ich in meinem Leben nie kennenlernen würde. Im Stadion stehen wir gemeinsam im Block und feuern unsere Fortuna an.

Der Bildband zeigt nur Auswärtsspiele. Wieso das?

Jelen: Das hat sich letztendlich eher zufällig ergeben. Der Spannungsbogen bei einer Auswärtsfahrt ist ein komplett anderer als bei einem Heimspiel. Das Spiel ist an sich nur ein Teil der Reise und mit der Zeit hat sich gezeigt, dass ich mich bei den Auswärtsspielen eher wie zu Hause fühle.

Nun soll der Bildband Fotos von Fans aus der letzten Saison zeigen. Sie wollen ihn mit Crowdfunding finanzieren. Richtet er sich nur an Fortuna-Fans?

Jelen: In erster Linie spricht er sicher die Fans der Fortuna an, aber auch Liebhaber der Fotografie und alle Leute, die neugierig sind. Der Bildband mit ca. 172 Seiten kostet 25 € und ist auf 333 Stück limitiert.

Der Ursprung aller Vereinskultur beginnt auf den Plätzen, wo die Kinder vom Vater trainiert werden. Foto: Jelen

Fotograf Patrick Jelen (45) betreibt den Blog "www.fortuna-Brötchen.de". Er dient dazu, die Fankultur in Düsseldorf zu dokumentieren und aktiv zu fördern. Den Blog hat Jelen nach dem in Düsseldorf allseits bekannten Brötchen mit Schoko-Kuss benannt. Die Crowdfunding-Kampagne für das Fotobuch-Projekt läuft noch bis zum 15.6.