Interview: Fanbeauftragter Emgenbroich - „Die Stimmung ist euphorisch“
Jörg Emgenbroich freut sich, dass Fortunas Anhänger enger zusammengerückt sind. Der Beauftragte des Clubs lobt die Disziplin der Fans.
Düsseldorf. Einigen Spielern der Fortuna verschlug es die Sprache. Noch eine halbe Stunde nach Spielschluss bei der klaren 0:3-Niederlage beim MSV Duisburg in der vergangenen Woche feierten die Fans ihre Mannschaft.
Sie forderten sie auf, aus der Kabine zu kommen, und applaudierten ihren Idolen. Wir fragten den Fan-Beauftragten Jörg Emgenbroich, was es mit der Begeisterung der Fortuna-Anhänger auf sich hat und ob die Stimmung in der Arena schon erstligatauglich ist.
WZ: Herr Emgenbroich, wie würden Sie die Stimmung der Fortuna-Fans derzeit einordnen?
Emgenbroich: Die Stimmung ist euphorisch, die Fans freuen sich auf jedes Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga. Das sieht man ja auch an den Zuschauerzahlen.
WZ: Hatte denn der Großteil der Fans am Ende der vergangenen Saison damit gerechnet, dass der Aufstieg noch möglich ist?
Emgenbroich: Nach dem 5:5 in Braunschweig ging es in Fankreisen hin und her. Einige waren geschockt, andere haben das Positive daraus gezogen. Und nach dem Sieg in Aalen am vorletzten Spieltag waren alle ganz sicher, dass es klappt.
WZ: Was hat sich in der Fortuna-Fanszene seitdem verändert?
Emgenbroich: Die Fans sind noch enger zusammengerückt. Früher konnte man noch mehrere nicht so homogene Gruppen auf der Südtribüne der Arena beobachten. Heute stehen alle zusammen und machen gemeinsam großartig Stimmung, wie zuletzt auch in Duisburg zu erleben war. Und was möglich ist durch die Unterstützung der Fans, hat sich besonders im Pokalspiel in den letzten zehn Minuten gezeigt. Alle Spieler waren platt, aber durch die Unterstützung von den Rängen haben sie noch den 3:3-Ausgleich in der letzten Sekunde geschafft.
WZ: Und wie ist zu erklären, dass die Mannschaft trotz einer 0:3-Packung in Duisburg 30 Minuten nach Spielschluss noch einmal von den Fans gefeiert wurde?
Emgenbroich: Sie haben honoriert, dass die Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minute gekämpft hat. Und das Vertrauen in die Spieler ist groß. Es war schon ein Highlight, wieder gegen einen großen Verein spielen zu dürfen.
WZ: Und wie lange wird die Fortuna nach Niederlagen noch gefeiert?
Emgenbroich: Das muss man erst einmal abwarten. Alles ist ohnehin eine Momentaufnahme. Das Ziel ist der Klassenerhalt, und dass die Mannschaft mal fünf oder sechs Spiele hintereinander verliert, glaube ich nicht.
WZ: Geschäftsführer Wolf Werner sprach davon, dass die Fortuna-Fans reifer geworden sind. Stimmt das so?
Emgenbroich: Die Fanszene ist besonnener geworden. Da gibt es eine Selbstkontrolle und einigen wird schon auch mal von den Kameraden auf die Finger geklopft. Aber es hat auch in dieser Saison bereits pikante Situationen gegeben. Die Paderborner haben eine Zaunfahne gestohlen, die Berliner Fans haben wieder Jagd auf Fortunen gemacht. Das hätte negativ enden können. Es wird sicherlich auch mal Rückschläge geben, aber die Gefahr von Ausschreitungen ist gesunken. Natürlich ist das Demolieren eines U-Bahn-Waggons schlimm. Aber früher wäre bestimmt wesentlich mehr passiert. Und wir haben keine Probleme mit Pyro-Technik mehr.
WZ: Ist der Kastanienbaum, an dem die Polizei im Frühjahr Fans eingekesselt hatte, ein Kult-Ort geworden?
Emgenbroich: Die Kastanie hat schon einen gestiegenen Stellenwert als letzter Standort vor der Arena. Auch hier wird immer wieder deutlich, wie sehr die Fans zusammengerückt sind.
WZ: Gibt es denn jetzt wesentlich mehr Fortuna-Fanclubs?
Emgenbroich: Mit den Zuschauerzahlen stieg auch die Zahl der Fanclubs.
WZ: Sind die Fortuna-Fans schon erstligareif?
Emgenbroich: In Sachen Stimmung müssen wir uns vor Vereinen aus der Bundesliga nicht verstecken. Auch die Live-Übertragungen haben dazu beigetragen, dass wir jetzt wieder richtig wahr genommen werden. Beim Spiel von Preußen Münster bei Fortunas zweiter Mannschaft haben uns Fans der Westfalen Glückwünsche dafür ausgesprochen, was in der Arena gegen Bremen II und den HSV abgegangen ist.