Interview: Helmut Schulte über die alte Liebe zum Kiezclub

Düsseldorf. Das Zweitliga-Duell der Fortuna mit St. Pauli am Sonntag ist für Fortuna-Manager Helmut Schulte ein besonderes. Das sagt er im WZ-Interview.

Der fröhliche Helmut Schulte beim Düsseldorfer Rosenmontagszug.

Foto: Christof Wolff

Herr Schulte, wenn ich Ihren Namen höre oder lese, fällt mir immer auch St. Pauli ein. Können Sie mir erklären, woran das liegt?

Schulte: Ganz einfach, weil ich fast die Hälfte meines Fußballlebens beim FC St. Pauli verbracht habe. Und diese Trainerzeit in den 1980er Jahren mit dem Aufstieg in die Bundesliga ist vielen Menschen sehr intensiv in Erinnerung. Das verbinden die meisten damit, wenn sie meine Nase sehen. Obwohl ich anschließend auch zehn Jahre beim FC Schalke war — aber eben nur in der zweiten Reihe hinter Rudi Assauer und Huub Stevens.

Wie eng ist Ihr Kontakt nach Hamburg heute noch?

Schulte: Natürlich bleiben da Kontakte bestehen. Auch wenn im Tagesgeschäft Fußball nicht viel Zeit ist, diese zu pflegen. Es sind viele Spieler da, die ich als Sportdirektor noch verpflichtet hatte. Wenn ich in Hamburg bin, schaue ich gerne auf der Geschäftsstelle vorbei und lasse mich auf einen Kaffee einladen. Das neue Trainingszentrum und die Funktionsgebäude schaue ich mir sehr gerne an, denn den Bau habe ich stets selbst mit vorangetrieben.

Das Team des FC St. Pauli gilt als Aufstiegskandidat, die Fortuna ist seit fünf Spielen ungeschlagen. Ein Topspiel also?

Schulte: Das dürfen andere beurteilen und bewerten. Für mich wird es ein sehr interessantes Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga. Natürlich ist es für mich durch meine Vergangenheit auch ein besonderes Duell. Trotz dreimaliger Trennung bin ich nach wie vor mit dem Club im Reinen.

Bisher hat die Fortuna in der Saison spielerisch wenig geglänzt. Wie hart wird der Brocken jetzt am Sonntag, ist das Glück jetzt vielleicht aufgebraucht?

Schulte: Kann man Glück denn überhaupt aufbrauchen? Das Spiel in Dresden ist so gelaufen, wie es gelaufen ist. Beide Mannschaften haben in 90 Minuten je ein Tor erzielt, herausgekommen ist ein 1:1. St. Pauli hat sicher den Kontakt nach oben, wir wollen im Mittelfeld der Tabelle weiter Punkte zwischen uns und das Ende bekommen. Dieses Duell der beiden Clubs hat schon immer Spaß gemacht, wir rechnen mit rund 40 000 Fans in der Arena. Ob es ein Fußballfest wird, kann jetzt noch keiner sagen.

Werden Sie denn nach dem Spiel alte Paulianer Weggefährten treffen?

Schulte: Ich befürchte, dass ich da schon einige vorher treffen werde. Aber natürlich haben sich ein paar Leute aus Hamburg angesagt, und wir sitzen nachher noch zusammen.

Was erzählen Sie dann von Ihren bisherigen Arbeitsanfängen in Düsseldorf?

Schulte: Meinen Freunden erzähle ich das eine oder andere, aber das gehört nicht in die Öffentlichkeit. Fakt ist, dass wir uns hier sehr wohlfühlen, wir haben eine schöne Wohnung zwischen Arena und Innenstadt, die Arbeit macht Spaß, die Fortuna ist ein toller Klub.

Was ist der Unterschied zum anderen tollen Klub?

Schulte: Die Fortuna ist der einzige Profifußballverein in der Stadt, in Hamburg gibt es ja zwei. Das ist eine besondere Situation mit jeweils anderen Ansprüchen. Im Umgang mit dem Fußball gibt es einige Parallelen. Vor allem gibt es hier auch eine kreative Fanszene, die ironisch-kritisch umgeht mit den aktuellen Themen. Ich erinnere da nur an die „Halbangst“-Videos. So etwas ist schon klasse, das ist auch meine Welt.

Sie könnten auch davon erzählen, dass die Zusammenarbeit mit Wolf Werner früher ein Ende fand als geplant. Waren Sie überrascht, dass er schon Ende Januar ausgeschieden ist?

Schulte: Es war am Ende seine Entscheidung, die er mit dem Aufsichtsrat abgestimmt hat. Es ist ja auch nur eine räumliche Trennung, er ist bis Saisonende noch in beratender Funktion tätig. Ich persönlich hätte es schon gerne gesehen, wenn wir länger zusammengearbeitet hätten. Das wäre auch insgesamt eine gute neue Erfahrung gewesen.

Jetzt stemmen Sie sowohl die Verantwortung für die laufende Saison und planen die kommende. Wie gehen Sie die Zukunft an?

Schulte: Ganz optimistisch. Mit einer Kaderanalyse, aus der wir unsere Zielsetzungen ableiten wollen. Wir wollen mit der Fortuna in jedem Fall versuchen, besser und stabiler durch die Saison zu kommen. Dafür müssen wir die Stellschrauben in die richtige Richtung drehen, ohne aber alles über den Haufen zu werfen. Mit unseren Stammspielern wollen wir im Großen und Ganzen weiterarbeiten, uns dazu dann punktuell verstärken.