Fortuna Düsseldorf Johannes Bühler: Wer ist Fortunas Mister Unbekannt
Düsseldorf · Beinahe geräuschlos wurde Johannes Bühler im Januar als erster Sommer-Zugang verpflichtet. Nach seiner Leihe zum VfR Aalen will sich der 21-Jährige bei Trainer Friedhelm Funkel empfehlen.
Es war der 9. Januar, als Fortunas Medienabteilung folgende Nachricht über ihre Social-Media-Kanäle verbreitete: „Wir verpflichten den ehemaligen deutschen Jugendnationalspieler Johannes Bühler und verleihen den 21-Jährigen mit sofortiger Wirkung an den VfR Aalen.“ Fast schon geräuschlos ging somit der erste Transfer für die kommende Saison in der Fußball-Bundesliga über die Bühne.
Tags darauf meldete sich Sportvorstand Lutz Pfannenstiel in einer Pressemitteilung zu Wort und adelte Bühler, den er noch aus seiner Zeit bei 1899 Hoffenheim kannte, als einen talentierten Spieler, „dem wir durch Spielpraxis in der 3. Liga einen weiteren Entwicklungsschritt zutrauen“.
Fast ein halbes Jahr ist das nun her — und noch immer scheint diese Personalie ein wenig unter dem Radar zu fliegen. Angesichts der zurückliegenden, ereignisreichen Wochen mit dem vorzeitigem Klassenerhalt als Höhepunkt vielleicht auch kein Wunder. Aber wer ist dieser Johannes Bühler eigentlich? Und welche Chancen hat er im Team von Trainer Friedhelm Funkel?
Mit 13 Jahren ging es die C-Jugend von Mainz 05
Fußballerisch groß geworden ist der im hessischen Alsfeld geborene Rechtsverteidiger beim JFV Alsfeld-Bechtelsberg, ehe es für ihn mit 13 Jahren in die Jugend von Mainz 05 ging. „Mainz war der erste Schritt“, erinnert sich Bühler in einem Interview auf dem Youtube-Kanal des VfR Aalen. „Es war schon ein Unterschied, in die große Stadt zu kommen, dort zu wohnen und eine neue Mannschaft kennenzulernen, das kannte ich vorher nicht. Fußballerisch waren das auch die ersten Gegebenheiten auf professionellerem Niveau.“
Lange blieb er nicht bei den „Nullfünfern“. Bereits zwei Jahre später, im Jahr 2013, stand der nächste Schritt an. Die Jugendabteilung von 1899 Hoffenheim wurde auf das Talent aufmerksam und verpflichtete es für ihr Nachwuchsleistungszentrum. Im Rückblick genau die richtige Entscheidung. Denn bei der TSG durchlief Bühler alle Jugendabteilungen, reifte unter dem damaligen A-Jugendtrainer Julian Nagelsmann zum Juniorennationalspieler und stand zweimal in Folge im Finale um die Deutsche A-Jugendmeisterschaft, die sein Team jedoch beide Male gegen Schalke 04 (1:3) und Borussia Dortmund (3:5) verlor. Und dennoch: „In Hoffenheim habe ich eine sehr gute Ausbildung genießen können“, so Bühler. „Was das Taktische, Fußballerische und Athletische angeht, habe ich sehr viel gelernt. Ich bin froh, den Schritt gegangen zu sein.“
Im Kraichgau erlebte er allerdings auch die Schattenseiten des knallharten Fußballgeschäfts. Nachdem er im Dezember 2017 noch sein Profidebüt im Europa-League-Spiel gegen den bulgarischen Vetreter Ludogorets Razgard (1:1) absolviert hatte, stand er einige Monate später plötzlich ohne Verein da. Nach insgesamt 111 Pflichtspielen im Jugend- und Seniorenbreich verlängerten die Hoffenheimer seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr. Der erste richtige Knacks in der bis dahin so verheißungsvoll verlaufenden Karriere. Es folgten Monate voller Ungewissheit und Rückschlägen. Weder Zweitligist Darmstadt 98 noch Ligakonkurrent Holstein Kiel fanden nach Probetrainings Verwendung für den Hessen.
In Aalen sammelte Bühler in der 3. Liga Spielminuten
In dieser unbefriedigenden Zeit erinnerte sich Pfannenstiel an das einstige Hoffenheimer Talent und lotste den 21-Jährigen als eine seiner ersten Amtshandlungen ins Rheinland. Aufgrund der wenigen Spielpraxis wurde er aber direkt zum damals abstiegsbedrohtem Drittligisten VfR Aalen weitergeben. Der Plan, den ehemaligen Zweitligisten vor dem Gang in die Regionalliga zu bewahren, ging zwar nicht auf, dafür konnte Bühler unter Trainer Rico Schmitt im Saisonschlussspurt aber jede Menge wichtige Spielminuten sammeln und kam in den letzten fünf Partien immer zum Einsatz. Zumindest aus Düsseldorfer Sicht ein gelungenes Leihgeschäft.
In ein paar Wochen wird es für den Rechtsfuß erneut um den Klassenerhalt gehen. Die Frage ist nur, ob bei den Profis in der Bundesliga oder vermehrt bei der U 23 in der Regionalliga West. Schließlich ist die Konkurrenz auf der rechten Seite – defensiv wie offensiv – mit Matthias Zimmermann, Jean Zimmer oder (noch) Benito Raman groß. Entscheidend dürfte sein, wie sich Bühler zum Vorbereitungsauftakt präsentiert und wie er sich vor allem anschließend in den beiden Trainingslagern am Wiesensee im Westerwald (1. bis 8. Juli) und in Maria Alm in Österreich (17. bis 26 Juli) schlägt.
Vielleicht gibt ihm ja ausgerechnet die Geschichte seiner beiden größten Konkurrenten Anlass zur Hoffnung: Immerhin kamen Zimmermann und Zimmer einst auch aus seiner schwierigen Phase zur Fortuna und etablierten sich unter der Regie von Trainer Funkel zu unumstrittenen Leistungsträgern. Ein Weg, den Bühler nur allzu gerne ebenfalls bestreiten würde. Und so würde aus Fortunas Mister Unbekannt doch noch ein bekanntes Kadermitglied werden. Wegbegleiter Pfannenstiel dürfte sicherlich nichts dagegen haben.