1860 München - Fortuna Düsseldorf 3:2 (1:0) Kampf um den Klassenerhalt sieht anders aus

Fortuna verschläft in München die erste Hälfte. Aufbäumen wird nicht belohnt.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. War es blanke Ironie? Oder feierten sich die Fans von Fortuna Düsseldorf lediglich selber? Mit Gesängen wie „Fortuna ist der geilste Club der Welt“ und „Fortuna ist wieder da — besoffen wie jedes Jahr“, vertrieben sich rund 1500 mitgereiste Anhänger die Zeit in der nur spärlich gefüllten Betonschüssel von Fröttmaning, bevor die Aufholjagd ihrer Mannschaft die Aufmerksamkeit dann doch noch auf das Wesentliche lenkte. Eine Aufholjagd, die allerdings nicht von Erfolg gekrönt wurde und es auch nicht verdient hätte. Viel zu blauäugig war Fortuna die Aufgabe bei den „Blauen“ vom TSV 1860 München angegangen, und so gab es für die Rot-Weißen beim Abpfiff eben den „Blues“. Weil man noch nicht einmal mit einem blauen Auge davongekommen war.

„Über 90 Minuten war das zu wenig von uns, um hier was Zählbares mitnehmen zu dürfen. Eine schlechte und eine ordentliche Halbzeit reichen dafür nicht, es müssen schon eine ordentliche und eine gute sein“, sagte Trainer Marco Kurz nach dem 2:3 (0:1). Dem 46-Jährigen war die Enttäuschung im Gesicht abzulesen. „Ich wollte sehen, wie weit wir sind und habe feststellen müssen, dass uns die Stabilität für einen großen Schritt nach vorne noch fehlt.“

Kurz bezog diese Aussage auf die fußballerische Entwicklung seiner Mannschaft, in der Tabelle indes wäre es ein Schritt mit Siebenmeilenstiefeln gewesen. Bei einem Sieg hätte Fortuna neun Punkte Vorsprung auf den SC Paderborn und damit den Relegationsplatz gehabt. Und hätte sogar deren zwölf vor dem TSV 1860 und einem direkten Abstiegsplatz gelegen. Nun sind es lediglich sechs Zähler auf beide Vereine. „Das war ein wichtiges Spiel. Leider haben wir durch unsere Dummheit den Gegner im Abstiegskampf wieder zurückgeholt“, sagte Verteidiger Julian Schauerte.

Eine Dummheit, die Schauerte nicht auf die Qualität am und mit Ball bezog. Es war die unbegreifliche Einstellung, mit der die Düsseldorfer diese so wegweisende Begegnung angegangen waren. Frei nach dem Vereinsmotto „Wir sind Fortuna — wir können alles“, schien sich nahezu jeder Akteur nach den guten Leistungen gegen Freiburg und Nürnberg siegessicher. „Wir waren wohl zu naiv und sind dieses Spiel komplett falsch angegangen. Mit Kampf um den Klassenerhalt hatte das bei uns in der ersten Halbzeit nichts zu tun“, sagte Schauerte.

Unkonzentriert und taktisch undiszipliniert ließ Fortuna die zuvor siebenmal in Folge sieglosen „Löwen“ fleißig Selbstvertrauen tanken. Dominik Stahl (2.), Sascha Mölders (3.), Rubin Okotie (7.) und Levent Aycicek (8.) wurden Chancen auf dem Silbertablett serviert. Nach weniger als zehn Minuten hätte es 0:4 stehen können. Was immerhin keiner der Protagonisten schönreden wollte. „Da hat es in unserem Strafraum lichterloh gebrannt. Bei so viel Platz hätte ein Omnibus bequem wenden können“, sagte Trainer Kurz.

Ständig zu weit weg vom Gegenspieler, permanent die Zuteilung nicht einhaltend und bei Standards mental abwesend. Bei einem Gegner, der mit dem Rücken an der Wand stand. „Wer bei klarem Menschenverstand ist, der wird nicht begreifen können, wie wir die erste Halbzeit angegangen sind“, sagte Mittelfeldspieler Lukas Schmitz. Erst nach einer Stunde zeigte Fortuna, dass sie es besser kann. „Da waren wir mutiger, kompakter und haben auch Moral bewiesen“, sagte Marco Kurz. Fast hätte sein Team damit den Kopf noch aus der Schlinge gezogen. Doch das Glück war wohl mit dem Tüchtigeren.