Köln gewinnt den Teamvergleich gegen Fortuna
Doch die Fortuna geht mit Selbstvertrauen und frischem Erfolg ins Derby.
Düsseldorf. Vor Saisonbeginn zählten die Experten den 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf zu den Aufstiegskandidaten mit den besten Chancen.
Der zweite Spieltag mit dem für Fortuna hoch verdienten 1:1 in der Domstadt bestätigte zunächst diese Einschätzungen des Leistungsstandes beider Mannschaften.
Vor dem zweiten Rheinderby am Sonntag machen wir den aktuellen Teamvergleich, um zu sehen, wer jetzt die besseren Karten in den Händen hält.
Fortuna verfügt in Fabian Giefer über einen hervorragenden Torhüter, der sein Potenzial inzwischen abruft und seine Nerven viel besser im Griff hat. Sein Trainer sagt über ihn: „Der Junge ist gereift.“ Er hat mehr Erfahrung als sein Konkurrent.
Köln hat Timo Horn, ein gefeiertes Talent, im zweiten Jahr im FC-Tor, nachdem wegen seiner Förderung Michael Rensing aus Köln gehen musste. Was aus Rensing wurde, weiß man in Düsseldorf, aus dem nüchtern agierenden Horn wird bald ein Erstliga-Torwart. Ob mit oder ohne FC. Einzig die Erfahrung spricht noch gegen ihn.
Resultat: Vorteil Fortuna 1:0
Fortuna verfügte zu Beginn der vergangenen Saison in der Bundesliga über ein Prunkstück. Der damalige Aufsteiger ließ in den ersten fünf Spielen kein Gegentor zu. Obwohl in Stelios Malezas und Tobias Levels noch zwei Akteure von damals übriggeblieben sind, war die Düsseldorfer Abwehr im Jahr 2013 lange ein Problemkind.
Was auch an den Umstellungen und dem hohen Druck lag, weil die Offensive zu wenig Tore erzielte und so jeder Fehler direkt mit Punktverlusten bestraft wurde. Fortunas Abwehr hat in den letzten beiden Spielen allerdings nur ein Gegentor erhalten.
Kölns Defensive spielt schon die gesamte Saison auf hohem Niveau. Und hat in 18 Spielen erst acht Gegentreffer hinnehmen müssen, Fortuna hingegen schon 26. Brecko und Hector sind überdurchschnittliche Außenverteidiger, in der Zentrale steht Maroh seinen Mann, der Österreicher Wimmer ist die Entdeckung der Saison.
Resultat: Vorteil Köln 1:1
Fortuna hat in Cottbus mit dem wohl jüngsten und unerfahrensten Mittelfeld der 2. Liga drei Punkte geholt. Was defensiv vor allem in der zweiten Hälfte gut aussah, wird auch an der Schwäche des Gegners gelegen haben. Obwohl Oliver Fink wieder in die Mannschaft zurückkehrt, und vielleicht auch Fortunas Identifikationsfigur Andreas Lambertz von Beginn an aufläuft, bleibt die mangelnde Kreativität im Spiel nach vorne das größte Problem.
Köln hat ein eingespieltes Mittelfeld, in dem der routinierte Matthias Lehmann und der sehr talentierte Yannick Gerhardt der Abwehr viel Arbeit abnehmen. Slawomir Peszko und Daniel Halfar sorgen für den Offensivgeist, sind schnell, wendig und unberechenbar. Wenn auch nicht immer konstant.
Resultat: Vorteil Köln 1:2
Erwin Hoffer hat zuletzt zweimal für Fortuna getroffen, Charly Benschop war in Cottbus erfolgreich und ist in guter Form. Doch zu oft müssen sich die Stürmer mit individuellen Aktionen die Chancen selbst herausspielen. Es fehlt in der Mannschaft an Ideen, Flügelspiel und — überhaupt — an Offensivgeist.
Oft genug werden die Flanken schon aus dem Halbfeld in den Strafraum geschlagen, weil sich die Mannschaft nicht weit genug nach vorne schieben kann. Darunter leiden die Stürmer.
Köln verfügt in Patrick Helmes über einen für die 2. Liga schon fast überqualifizierten Stürmer. Nach einem glanzvollen Einstand in Cottbus haderte Helmes lange mit seinem Spiel, traf mehrfach Aluminium, ehe am letzten Spieltag gegen Dresden der Knoten platzte: zwei Tore, eine Tor-Vorbereitung.
Neben Helmes kommt meist Tony Ujah zum Einsatz, der in der vergangenen Saison ohne Helmes weit konstanter traf. Sind beide in Topform, gibt es in der 2. Liga an Qualität nichts Vergleichbares.
Resultat: Vorteil Köln 1:3
Fortuna verfügt in Oliver Reck über einen (Interims-)Trainer, der in den beiden letzten Spielen mit zwei Siegen und einigen gelungenen Schachzügen alles richtig gemacht hat. Er hat die Gegner überrascht und aus seiner Mannschaft das Optimale herausgeholt. Reck hat Erfahrung, weiß, was auf seine Mannschaft zukommt und kann personell schon fast wieder aus dem Vollen schöpfen.
Köln kann sich glücklich schätzen, einen unaufgeregten Fachmann auf dem Trainerstuhl zu haben. Einen, den im aufgeregten Köln wirklich alles kalt zu lassen scheint. Peter Stöger hatte das Können und das Glück, schnell gute Ergebnisse abzuliefern.
Das versetzt ihn nun in einen Zustand, auf alle Aufgeregtheiten des Umfelds mit klaren Entscheidungen reagieren zu können, ohne dass jemand etwas falsch daran finden könnte. Ohne Zweifel hat Stöger den FC nach Jahren der Tristesse fußballerisch in eine neue Dimension geführt.
Resultat: Unentschieden 2:4
Fortuna hat sehr oft in den vergangenen Jahren mit dem Finger auf die Domstadt gezeigt und mit Schadenfreude reagiert, wenn ein paar Kilometer oberhalb des des Rheines mal wieder alles drunter und drüber ging. Doch inzwischen haben sich die Verhältnisse ein wenig umgekehrt.
Durch den nun schon fast ein Jahr anhaltenden Misserfolg auf ganzer Linie kam es zu Problemen in der Vereinsführung und zu Unruhe unter den Fans. Fortuna war nicht mehr die große Familie, sondern eine Ansammlung von Einzelkämpfern. Inzwischen ist man wieder aufeinander zugegangen. Doch nicht alle Risse sind gekittet.
In Köln ist Ruhe die erste Fußballer-Pflicht, seitdem Jörg Schmadtke als Sportdirektor das Kommando übernommen hat. Das muss nicht verwundern, das war unter Schmadtke — abgesehen von mancher Reiberei mit dem Trainer Slomka in Hannover — eigentlich immer so.
Der Ex-Düsseldorfer fängt im Verbund mit Trainer Stöger und Kaderplaner Jörg Jakobs den Kölner Wahnsinn ein. So ist wenig geblieben von Zeiten unter Ex-Präsident Overath und Ex-Trainer Daum. Allenfalls ein Haufen Schulden, der in Köln Druck auf den Kessel gibt.
Resultat: Vorteil Köln 2:5
Das Stadion wird fast wie ein Mann hinter der Fortuna stehen. Die 5000 Kölner Fans werden es bei diesem Derby bei rund 48 000 Düsseldorfern schwer haben. Denn wenn der Düsseldorfer eines hat, dann eine Aversion gegenüber allem, was aus Köln kommt. Köln wird versuchen, mit sportlichen Mitteln den Fortuna-Fans die Stimmung zu verderben.
Resultat: Doppel-Vorteil Fortuna 4:5
Zum Glück lässt sich der Fußball nicht planen. Allen Einschätzungen zum Trotz kann Fortuna am Sonntag (13.30 Uhr) beweisen, dass der höher eingeschätzte Gegner in der Arena tief fallen kann. Beim 1:1 im Hinspiel waren beide Teams auf Augenhöhe.