Michael Liendl: „Das war schlecht — dazu stehe ich“
Fortunas Michael Liendl über seine schwache Leistung in Aalen, Selbstkritik und was das Team besser machen muss.
Fortunas offensives Herz leidet unter rhythmischen Störungen. Es läuft gerade nicht bei Mittelfeldspieler Michael Liendl. Das gestand der Lenker des Düsseldorfer Angriffs nach dem desolaten 0:2 des Fußball-Zweitligisten beim VfR Aalen ziemlich offen auf seiner Seite im Internet-Netzwerk „Facebook“ ein.
Dass die negativen Gedanken bei ihm gerade zu überwiegen scheinen, deutet auch die spontane Antwort auf die Frage nach der Erinnerung an Freitagsgegner SV Sandhausen an: „Elfmeter verschossen.“ Warum kam da nicht „zwei Tore erzielt zum 3:0-Erfolg“ oder „starkes Spiel von mir und von uns“? Im WZ-Interview gewährt der 29-Jährige Einblick in seine selbstkritische Seele.
Herr Liendl, was hat Sie dazu bewogen, im Nachhinein so offen auch Kritik an ihrer eigenen Person zu üben?
Michael Liendl: Die Leistung im Aalen-Spiel ist seit Samstag nicht besser geworden. Das war einfach schlecht, dazu stehe ich, und das sollte man auch aussprechen.
Was hat Sie in der Analyse hinterher am meisten geärgert?
Liendl: Da ist so ziemlich alles schief gelaufen: Wir haben zu viele Abspielfehler gemacht, sind nie wirklich ins Spiel gekommen, waren immer einen Schritt zu spät, haben die Zweikämpfe verloren — dann geht man als verdienter Verlierer vom Platz.
Haben Sie eine Erklärung, warum es aktuell auch bei Ihnen persönlich so gar nicht läuft?
Liendl: Es gibt eben so Phasen im Fußball. Momentan bin ich nicht 100-prozentig mit mir zufrieden. Aber es bleibt mir als persönliches Ziel nichts anderes übrig, als hart zu arbeiten, um wieder in die Spur zu kommen. Als Mannschaft haben wir die Niederlage gut analysiert, schon am Freitag geht es weiter, da wollen wir besser sein und gewinnen.
Was ist denn Ihr persönlicher Anspruch an Ihr Spiel?
Liendl: Wenn ich der Mannschaft helfen kann, ist alles gut. Aber wenn ich so spiele wie zurzeit, kann ich der Mannschaft nicht helfen. Die Mitspieler einsetzen, selbst zum Abschluss kommen — das sind meine Stärken. Die habe ich zuletzt nicht gezeigt. Dass ich nicht der Verteidiger bin, wissen auch alle.
Wie gut ist es dann, dass Gegner Sandhausen eine ähnliche Aufgabe wird wie Aalen und Ihre Mannschaft es gleich zeigen kann, dass sie es besser kann?
Liendl: Ob Sandhausen oder eine andere Mannschaft, ist egal. Am Ende müssen wir es nehmen, wie es kommt. Wir wollen zu Hause jedes Spiel gewinnen, und unter dem Strich müssen wir auf uns schauen. Wenn wir unser Spiel durchziehen, die Zweikämpfe annehmen und uns die Pässe gelingen, sind wir schwer zu schlagen. Das haben die vergangenen Wochen gezeigt. Ich sehe die Situation jetzt nach dieser Niederlage auch nicht ganz so dramatisch. Es war klar, dass wir nicht bis zum Schluss ungeschlagen bleiben. Aber natürlich tut es mehr weh, beim Letzten zu verlieren.
Was macht Hoffnung, dass es keine zwei „schwarzen Tage“ in Folge gibt?
Liendl: Wir wissen, woran es gelegen hat, und wir haben die Qualität, um jeden zu schlagen, die Fans zu begeistern und Siege einzufahren. Es herrscht keine Trauerstimmung in der Mannschaft, und spätestens jetzt weiß jeder bei uns, dass in dieser Liga auch jeder gegen dich gewinnen kann, wenn du nicht 100 Prozent gibst.