Michael Liendl: "Hatten nicht die Ruhe"
Nach der eigenen Führung gibt die Fortuna das Kommando gegen Berlin einfach ab.
Düsseldorf. Er hätte schon gerne ein wenig länger gespielt, gab Michael Liendl unumwunden zu. Doch Fortuna-Trainer Lorenz-Günther Köstner hatte den offensiven Mittelfeldspieler nach einer guten Stunde beim 1:1 gegen Union Berlin ausgewechselt.
Dem 62-Jährigen erschien der Österreicher müde. Lieber wollte er im Angriff frische Kräfte beim Fußball-Zweitligisten nachlegen, brachte Erwin Hoffer in die Begegnung. Interessanterweise hatte sich der Fortuna-Stürmer schon vor dem Ausgleich bereitgemacht, schien als Konterspieler eingeplant gewesen zu sein.
Vielleicht wechselte Köstner aber auch deshalb, weil das Düsseldorfer Spiel nach dem Führungstreffer durch Tugrul Erat in der 35. Minute wie abgeschnitten wirkte. „Nach dem 1:0 haben wir uns zurückgezogen, als ob wir etwas zu verlieren hätten“, sagte Köstner. Dabei habe er nicht einmal im Ansatz eine Anweisung in diese Richtung gegeben. Es sei einfach passiert. Durch die Erleichterung über das „endlich, endlich“ gefallene Tor vielleicht.
Auch von Liendl war plötzlich nichts mehr zu sehen, der über weite Strecken der ersten Hälfte mit blitzgescheiten Pässen das Offensivspiel gelenkt hatte. Müde Beine? „Nein, ich hatte keine schwereren Beine als die meisten anderen“, sagte der 28-Jährige und tat sich ebenso schwer auf der Suche nach einer Erklärung für die deutlich schwächere zweite Hälfte gegen Union wie die übrigen Fortunen.
Natürlich hatten sie es sich vorgenommen, wieder den Schwung aufzunehmen. „Union hat dann sehr viel Druck gemacht, wir haben unter dem Strich zu viele Fehlpässe gespielt, hatten zu wenig Ruhe im Aufbau und haben ein bisschen zu komplizierten Fußball gezeigt.“
Am Ende seien alle Fortunen müder geworden, „die Schritte wurden immer kleiner“. Weil erst am Sonntag das schwere Westderby beim VfL Bochum ansteht (13.30 Uhr), gab Köstner seinen Spielern auch deshalb am Sonntag und Montag frei. Damit ganz entspannt wieder die Kräfte gesammelt werden können. Auch bei Michael Liendl sagte Köstner: „Er will das vielleicht nicht immer so wahrhaben, aber wir müssen darauf achten. Er ist spät zu uns gestoßen in der Vorbereitung, hat jetzt gleich zwei Spiele von Beginn an gemacht.“
Und dass Liendl das auch am Sonntag in Bochum zur Startformation gehört, wird wohl kaum bezweifelt. Schließlich ist er wie Trainer Köstner im Fortunatrikot noch ungeschlagen: „Wenn wir so weiterspielen und kompakt stehen wie in der ersten Hälfte, dann bleiben wir auf dem richtigen Weg.“
Vielleicht wollte er wirklich einfach nicht wahrhaben, dass er müde wirkte und lieber die Kulisse bei seiner Heimpremiere noch länger genießen: „Das ist ein super Stadion, ein geiles Publikum. Da weiß man unter dem Strich, wofür man Fußball spielt. Es ist ein Traum vor so einer Kulisse zu spielen.“ Aus dem war er von Trainer Köstner nur höchst ungern gerissen worden.