Mission Klassenerhalt: Aue setzt auf Heimspiele
Der FC Erzgebirge kommt mit viel Respekt, aber wenig Hoffnung nach Düsseldorf.
Düsseldorf. Wer in diesen Tagen in Aue im Hotel übernachtet, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit Karsten Baumann begegnen. Schließlich hat die 17 447 Einwohner zählende Stadt in Sachsen lediglich ein großes Hotel, und der neue Trainer von Fußball-Zweitligist FC Erzgebirge Aue steht zunächst nur bis zum Saisonende unter Vertrag.
„Als der Anruf von Sportdirektor Steffen Heidrich kam, habe ich schnell zwei Koffer gepackt, mich ins Auto gesetzt und bin nach Aue gefahren“, sagt der eigentlich in Köln wohnende Baumann, der seit seiner Entlassung beim VfL Osnabrück am 21. März 2011 nach eigenem Bekunden wieder „extrem heiß“ auf Fußball ist.
In Aue ist Baumanns Auftrag als Nachfolger des am 21. Februar beurlaubten Rico Schmitt recht einfach und dürfte dennoch ein hartes Stück Arbeit werden. Der 42-Jährige soll den Klassenerhalt sicherstellen, für die Annehmlichkeiten im Hotel „Blauer Engel“ bleibt da wenig Zeit.
Dampfbad, Sauna und Whirlpool müssen ebenso warten wie Restaurant, Kegelbahn und hauseigene Brauerei. „Mein Tag müsste ja jetzt schon 25 Stunden haben. Neben der normalen Arbeit gibt es auch noch etliche andere Termine“, sagt Baumann.
Denn so gilt es, die Euphorie für den FC Erzgebirge in Stadt und Umgebung neu zu entfachen. Bis zum vergangenen Sonntag waren die „Veilchen“ mit nur einem Sieg aus 13 Spielen auf den 16. Platz durchgereicht worden. „Alle hier sind skeptisch“, sagt Baumann. Um Überzeugungsarbeit zu leisten, ist er sich nicht zu schade, um fünf Uhr morgens bei einem Radiosender zu sitzen und die Werbetrommel zu rühren. Danach geht es zum Training, dann folgen Besuche bei den Sponsoren. Für die Mission Klassenerhalt sollen alle im Lößnitztal eng zusammenrücken.
Mit dem 4:3 gegen den direkten Konkurrenten FSV Frankfurt wurde vor fünf Tagen ein Anfang gemacht. Überhaupt setzt Baumann besonders auf die Heimspiele. „Als Mensch bin ich schon früher immer gerne nach Aue gekommen, weil die Menschen freundlich und herzlich sind. Aber als Fußballer war es hier stets unangenehm und das muss wieder so werden.“
Sechs Mal treten die Erzgebirgler noch daheim an, doch nun geht es erst einmal zum Spitzenteam Fortuna Düsseldorf. „Als Spieler habe ich dort mit dem 1. FC Köln nie verloren, als Trainer mit Erfurt und Osnabrück allerdings nichts gerissen“, sagt Baumann. Der gebürtige Oldenburger weiß, dass sich die Fortuna durch das 5:0 beim KSC wieder stabilisiert hat. „Aber Aue hat mit den Siegen in St. Pauli und Dresden bewiesen, dass es durchaus zu Überraschungen imstande ist.“
Sollte der FC Erzgebirge die Klasse halten, verlängert sich der Vertrag des Trainers automatisch um ein Jahr. „Dann werde ich mir dort allerdings eine Wohnung suchen“, sagt Karsten Baumann. Die hauseigene Brauerei des „Blauen Engel“ bietet sich ja zuvor für die Nicht-Abstiegs-Feier an.