Reck löst Köstner endgültig ab

Bisheriger Cheftrainer nimmt Fortunas Angebot für eine Abfindung nach langem Zögern an.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Am Montag wird Oliver Reck als neuer Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf offiziell vorgestellt. Der 49-Jährige erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag (“ Sport S. 13). Gleichzeitig ist das Kapitel Lorenz-Günther Köstner bei Fortuna nach nur einem halben Jahr schon wieder zugeschlagen. Es war letztlich ein großes Missverständnis, nicht nur wegen der Krankheit des 62-Jährigen oder den großen Erfolgen des Interimstrainers Oliver Reck. Den Fortuna-Profis war bereits sehr früh klar, dass die Mannschaft mit einem Cheftrainer Köstner keine großen Erfolge haben würde. Das äußerten sie auch öffentlich.

Köstner wurde krank, die Spieler wünschten ihrem Cheftrainer zwar gute Besserung, doch sportlich ging es mit Oliver Reck deutlich besser. Die Ansprache, die Übungen, die Spielvorbereitung und letztlich auch die Verarbeitung der guten Leistungen gelang Oliver Reck offensichtlich besser als seinem „Chef“, mit dem er lange noch regelmäßig Telefonkontakt hatte.

Köstner ging an die Öffentlichkeit und bemängelte, dass der Club nicht fair mit ihm umgehe. Er sei nur krank und habe sich ansonsten nichts zu Schulden kommen lassen. Doch die Fronten verhärteten sich. Früh wurde klar, dass eine Rückkehr auf den Posten des Cheftrainers ausgeschlossen sei.

Der Verein in Person des Vorstandsvorsitzenden Dirk Kall sowie Sportvorstand Helmut Schulte nahmen die Verhandlungen auf, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Allerdings wurde auch dabei schnell deutlich, dass beide Parteien bei den Vorstellungen über die Höhe der Abfindungssumme weit auseinander lagen. Es wurde ein zähes Ringen mit intern und öffentlich geäußerten Vorwürfen auf beiden Seiten.

Letztlich ging es darum, einen Kompromiss zu finden, mit dem sowohl der Verein als auch der 62-Jährige leben können. Ob Köstner jemals wieder auf den Trainerstuhl zurückkehren wird, ist ebenfalls fraglich. Seine Krankheit scheint immer noch nicht völlig besiegt. Die Stimmungsschwankungen zwischen himmelhochjauchzend mit Sprüchen wie: „Ich fühle mich wieder topfit und hoffe schnell wieder arbeiten zu können“ und tiefster Niedergeschlagenheit mit dem Satz „Ich fühle mich morgens wie ein Handy, das man abends vergessen hat aufzuladen — einfach nur leer“, wechselten so schnell, dass Zweifel an einer vollständigen Genesung aufkamen. Ein größeres Problem dürften aber wie angesprochen die negativen Kommentare der Fortuna-Spieler über Köstner sein. So etwas spricht sich in der Profiszene herum.

Fortuna saß in der Zwickmühle fest. Die Vereinsführung musste sich unmoralisches Handeln vorwerfen lassen, weil sie einen Kranken vor die Türe setzen wollte. Doch hinter den Kulissen scheint wesentlich mehr passiert zu sein. Und außerdem ist klar, dass die Fans nicht gerade begeistert gewesen wären, wenn der Verein an Köstner festgehalten hätte und Reck von einem anderen Verein weggelockt worden wäre. Fortuna hat sicherlich nicht alles richtig gemacht. Ob es aber einen anderen Weg gegeben hätte, als Reck bereits nach der Winterpause zu vertrauen, erscheint mehr als fraglich.

Fortuna kann sich jetzt glücklich schätzen, einen schweren Happen endlich verdaut zu haben. Doch das Glücksgefühl, zum Trainingsstart am Montag mit nur einem „wahren Cheftrainer“ antreten zu können, musste mit viel Geld erkauft werden. Eine andere Lösung kam für den Verein nicht mehr in Frage. Und da sich Fortuna selbst unter Druck gesetzt hatte, das Trainertheater bis zum Auftakttraining aus der Welt zu haben, war die Lösung sicher nicht billig. Wesentlich weniger als 250 000 Euro Abfindung dürften es nicht gewesen sein.

„Der Verein musste eine Entscheidung im Sinne des Vereins treffen. Oliver Reck hat mit seiner mitreißenden Art als Interimstrainer nicht nur tolle Ergebnisse erzielt, sondern auch erfrischenden Offensiv-Fußball spielen lassen“, sagte Fortunas Vorstandsboss Dirk Kall.