Bundesliga Schäfers Abgang hinterlässt offene Fragen
Die Gründe, warum sich der Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf zur Kahlschlag-Lösung entschied.
Es sollte ein festliches Wochenende für Fortuna Düsseldorf werden. Nun kam alles anders, weil ein Aufsichtsratsmitglied nicht warten konnte und die vorzeitige Trennung vom Vorstandvorsitzenden Robert Schäfer durchsickern ließ. Dass diese Entwicklung jetzt eine vollständige Überraschung ist, wäre gelogen. Und gegenüber unserer Zeitung bestätigte der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst, dass das Gremium die Gespräche um eine Vertragsauflösung mit Robert Schäfer aufgenommen habe. „Es haben sich zu viele Dinge ergeben, dass wir letztlich nicht anders reagieren konnten“, erklärte Reinhold Ernst, der zuletzt von den Fans und den Medien gedrängt worden war, die angekündigten Konsequenzen aus den Geschehnissen zu ziehen, die unter anderem auch zur Trainer-Posse mit Friedhelm Funkel im Januar geführt hatten.
Der Aufsichtsrat steht geschlossen hinter dieser Entscheidung. Allein Christian Veit versuchte nach unseren Informationen die Entscheidung zu blockieren. Er konnte sich mit seiner Meinung pro Schäfer allerdings nicht durchsetzen. Einen Kandidaten zur Nachfolge wird es wohl schon geben. Wenn man die Vorgehensweise von Reinhold Ernst kennt, ist es gewiss, dass er bereits einen „Plan B“ in der Tasche hat und der Aufsichtsrat damit bald einen Kandidaten präsentieren wird. Ob das Thomas Röttgermann ist, bleibt noch offen. Es sollte jemand sein, der dem Fußballgeschäft noch näher steht, mehr Erfahrung hat und menschlich vielleicht besser zur „Familie“ der Fortuna passt.
Nicht nur die Posse um Funkels Vertrag war ausschlaggebend
Was sind die Gründe für die Entscheidung, die sicherlich keine Billig-Lösung nach der im Oktober vollzogenen Vertragsverlängerung mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden bis 2021 nach sich ziehen wird? Letztlich war noch nicht mal die Trainer-Geschichte, als sich Robert Schäfer ohne konkrete Einbindung der Vorstandskollegen und des Aufsichtsrates im Januar zu einer Allein-Entscheidung gegen Funkel hinreißen ließ, das größte Problem. Offensichtlich sollen vor allem die wirtschaftlichen Fehlentscheidungen und die Handlungsweise im Finanzsektor dem Aufsichtsrat ein Dorn im Auge gewesen sein. Zudem gab es immer wieder Probleme in der Kommunikation und im Austausch zwischen den Gremien. Auch die von der WZ exklusiv verkündete positive Lösung in Sachen „eingetragener Verein“ (Fortuna muss laut einer Amtsgerichts-Entscheidung nicht ausgliedern), war kein Ruhmesblatt der Vereinsführung, die von der entsprechenden Eintragung im Vereinsregister offensichtlich nichts wusste. Zudem ist auch das Verhältnis zur Stadt durch die Gesprächsführung von Schäfer belastet.
Dass dieser einiges angestoßen hat, was die Professionalisierung des Vereins vorangetrieben hat, ist unbestritten. Allerdings wurde das zum Teil auch auf den Rücken der Angestellten ausgetragen. Intern hatte sich der Ton derart verschlimmert, dass nur der sportliche Erfolg diese großen internen Probleme überdeckte. Vor allem die seit langem für Fortuna tätigen Mitarbeiter wurden weder geachtet noch gefördert. Die Probleme mit dem als Finanzfachmann geholten Uli Eicker sind ein Beispiel, die Herabstufung der Medienabteilung mit einem von außen geholten Mediendirektor ist ein weiteres.
Der Erfolg der Mannschaft hat vieles, aber nicht alles überdeckt. Allerdings wäre es sonst schon viel früher zum Bruch gekommen. Problematisch war aber, dass die Mannschaft sich als verschworener Haufen sah und abfällig von denen da oben (im Büro) sprach, wenn es um den Vorstand ging. Denn viele Entscheidungen waren einfach nicht nachzuvollziehen. Auch Lutz Pfannenstiel, der als Schäfer-Mann gilt, muss sich künftig neu positionieren. Das gilt ebenso für Alexander Steinforth, der als Marketing-Mann die Fortuna in der Liga nicht gut vertreten haben soll und keineswegs der beliebteste Vorgesetzte auf der Geschäftsstelle ist. Robert Schäfer hatte große Probleme damit, deutlich im Schatten des Trainers zu stehen. Er sah seine Verdienste nicht genügend gewürdigt und forderte zu viel Anerkennung ein. Letztlich ist Schäfer also an mangelnder Professionalität gescheitert.