Schulden unter einer Million
Fortuna macht 679 000 Euro Gewinn. Das Wort „klamm“ kennt der Klub nicht mehr.
Düsseldorf. Paul Jäger hatte es den Fortuna-Mitgliedern bei der Versammlung im Frühjahr zugesagt — jetzt löst der Finanzvorstand des Klubs sein Versprechen ein: Zum 30. Juni 2011 hat die Fortuna die Schulden unter eine Million Euro gedrückt. Bei der Aufsichtsratssitzung in dieser Woche stellte der Vorstand die neuen Bilanz-Zahlen für das erste Halbjahr 2011 vor, die von den Wirtschaftsprüfern abgenickt wurden. Es wurden 679 000 Euro Gewinn gemacht. Das „negative Vereinsvermögen“ in der Bilanz sank von 1,4 Millionen auf rund 740 000 Euro. „Das ist wirklich eine schöne Entwicklung“, sagt Jäger und gibt mit Vorstandschef Peter Frymuth nun das Ziel vor, in einem Jahr den Betrag komplett abgearbeitet zu haben.
Was Frymuth etwas vorschnell als „schuldenfrei“ bezeichnet, korrigiert Jäger als „Mann der Fortuna-Zahlen“ umgehend: „Wir hätten dann kein Minuskapital mehr.“ Denn es ist lediglich eine Schuldenfreiheit in der Bilanz: Nicht darin stehen nach wie vor (jetzt noch) rund sechs Millionen Euro der alten Verbindlichkeiten mit Rechteverwerter „Sportwelt“, von der vor rund zehn Jahren mehr als 15 Millionen Mark als Darlehen in die Fortuna flossen. Die damals Verantwortlichen gaben das Geld aus, ohne sich über die Rückzahlung Gedanken zu machen. Das führte den Klub an den Rand des Ruins, begleitet vom sportlichen Absturz bis in die vierte Liga.
Seitdem ist die Fortuna immer mehr gesundet. Die „Sportwelt“-Schulden wurden einst aus der Bilanz trickreich herausgebucht, vor einigen Jahren einigten sich beide Seiten auf ein notariell abgesichertes Rückzahlungsverfahren. Von den jährlichen TV-Einnahmen der Fortuna fließen 30 Prozent an die „Sportwelt“ und deren Chef Michael Kölmel — die Hälfte als Tilgung, die andere Hälfte als Vergütung. „Mittlerweile zahlen wir das in der Form ganz gerne, denn damit haben wir Planungssicherheit“, sagt Paul Jäger, zumal die Fortuna ein Recht zu Sondertilgung vereinbart hat. Im Klartext: Ist demnächst etwas übrig, wird schneller zurückgezahlt. Was die „Vergütung“ angeht, werde man dann möglicherweise neu verhandeln.
Für Vorstandskollege Peter Frymuth ist es wichtig, dass die Fortuna immer mehr Herr ihrer Entscheidungen wird. „Wir sind zahlungs- und planungsfähig.“ Als langjähriger Geschäftsführer und zwischenzeitliches Vorstandsmitglied muss Paul Jäger länger in seinen Erinnerungen kramen, um sich an ein vergleichbares Bilanz-Ergebnis zu erinnern. „In der Saison 1996/97 war das — damals sind wir schuldenfrei aus der Bundesliga in die 2. Liga abgestiegen.“
Gleichwohl liege noch viel Arbeit vor allen Verantwortlichen, sagt Jäger: „Die Fortuna war ein Sanierungsfall — sie ist es immer noch.“ Aber deshalb, sparen wir jetzt nicht „auf Teufel komm’ raus“, sagt Peter Frymuth. Das Wort „klamm“, das in jüngster Vergangenheit mit der Zahlungsfähigkeit des Klubs fest verbunden war, gelte nun jedenfalls nicht mehr. „Wir fahren nicht mehr auf Reserve“, sagt Jäger mit leuchtenden Augen.