Tor des Jahres: Sascha Rösler gönnt Raúl den Titel
Der Stürmer wird Zweiter bei der Wahl zum Tor des Jahres. Den Gewinner könnte er sich als Mitspieler vorstellen.
Düsseldorf. Auf dem Fußballplatz ist Sascha Rösler für seine Gegenspieler ein ziemlich ungenießbarer Zeitgenosse. Der Routinier von Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf will gewinnen — egal wie.
Manchmal schrammt er dabei knapp an der Fairness-Grenze vorbei. Außerhalb des Platzes ist der 34-Jährige ein ganz anderer: Nett, witzig, hat immer einen flotten Spruch parat. Jetzt hat Rösler sogar bewiesen, dass er ein guter Verlierer ist.
Sein sensationelles Fallrückzieher-Tor im ersten Saisonspiel gegen Bochum wurde bei der Wahl zum Tor des Jahres 2011 nur von einem Treffer geschlagen: Schalkes Raúl hat die begehrte Plakette mit seinem Lupfer gegen den 1. FC Köln gewonnen.
Rösler gab am Samstag in der Sportschau den fairen Zweitplatzierten — gratulierte auf seine ganz eigene Art: „Normalerweise wäre ich jetzt ziemlich sauer und stinkig, denn der Zweite ist ja der erste Verlierer. Aber da du halber Düsseldorfer und auch Fortuna-Fan bist, gönn ich dir den Sieg.“
Raúl, der mit seiner Frau und den fünf Kindern in Düsseltal wohnt, hat die Fortuna tatsächlich ins Herz geschlossen. Zwei seiner Söhne kicken in Fortunas Jugendabteilung. Der Papa selbst ist — wenn Schalkes Spielplan es zulässt — Gast bei Fortunas Heimspielen in der Arena.
„Ich bin gerne da und wünsche der Fortuna, dass sie im kommenden Jahr in der ersten Bundesliga spielt“, sagt die spanische Stürmer-Legende, die mindestens noch zwei Jahre Fußball spielen will.
Wie lange Fortunas Rösler, dessen Vertrag zum Saison ausläuft, noch auf dem Platz stehen wird, ist offen. Eine gemeinsame Zukunft mit Raúl könnte er sich — zumindest augenzwinkernd — vorstellen: „Wer weiß“, sagte Rösler an die Adresse des madrilenischen Volkshelden, „vielleicht schießt du ja nochmal ein Tor des Jahres für einen Klub ganz in deiner Nähe. Hier wärst du immer willkommen.“
Dass der 34-jährige Raúl Gonzales Blanco diese Offerte mit einem müden Lächeln quittierte, sei ihm verziehen. Seine Berater verhandeln gerade mit Schalke 04 über eine Vertragsverlängerung und das Gehalt des Champions League-Torschützenkönigs von etwa 7 Millionen Euro hätte Fortunas Finanzvorstand Paul Jäger sicher ins Schwitzen gebracht.