Interview mit Sascha Rösler und Jens Langeneke: „Wir machen uns keinen Druck“
Sascha Rösler und Jens Langeneke möchten gerne weiter für die Fortuna spielen.
Marbella. „Das kostet aber“, ulkt Sascha Rösler, denn Jens Langeneke hat sich zum Interview ein paar Minuten verspätet. Langeneke übergeht den Spruch mit einem Lächeln. Fortunas erfahrenste Spieler sitzen auf der Terrasse des Mannschaftshotels in Marbella. Beide sind 34 Jahre alt, beide kennen sich seit Jahren, beide stehen mit dem Zweitliga-Spitzenreiter vor dem Sprung in die Bundesliga und beide haben nur noch Verträge bis zum Saisonende.
Wenn Sie einem Neuzugang erklären müssten, was der jeweils andere für ein Typ sei, was würden Sie antworten?
Sascha Rösler: Ich kenne Jens ja nicht erst, seit ich bei Fortuna bin. Wir haben schon in Oberhausen zusammengespielt. Er weiß genau, wie das Fußballgeschäft funktioniert, und er ist ein absoluter Führungsspieler. Die negativen Sachen verkneif ich mir jetzt.
Jens Langeneke (lacht): Wer Sascha nur aus dem Fernsehen kennt, weiß vielleicht nicht, dass er außerhalb des Platzes ein ganz anderer Mensch ist. Ansonsten sind wir uns ähnlich. Wir wollen beide — egal wie — immer gewinnen. Das verkörpert Sascha zu 100 Prozent. Außerdem ist er wichtig, weil ich mir dank ihm die Gelben Karten wegen Meckerns spare — die bekommt nämlich er.
Wird Jens Langeneke irgendwann Trainer oder Sportdirektor?
Rösler: Dass Jens beides machen könnte, ist keine Frage. Auch von der Art, wie er sich vor der Mannschaft artikulieren kann. Da habe ich schon Dümmere im Fußball gesehen.
Und Sascha Rösler?
Langeneke: Sascha könnte auch beides. Wir wären aber, glaube ich, auch beide froh, wenn wir irgendwann nicht mehr auf dem Trainingsplatz stehen müssten. In so eine Aufgabe muss man hineinwachsen. Das ist für uns beide noch ganz weit weg.
Müssen Sie beide als erfahrene Spieler dafür sorgen, dass den jüngeren die gute Tabellensituation der Fortuna nicht zu Kopf steigt?
Rösler: Wir haben eine gute Vorrunde gespielt, sind Tabellenführer, da laufen junge Spieler wie Maxi Beister schon mal Gefahr, einen flotten Spruch zu viel rauszuhauen. Da müssen wir den Jungs, natürlich im positiven Sinne, einen drübergeben. Aber unsere jungen Spieler sind charakterlich nicht so gestrickt, dass sie abheben würden.
Herr Langeneke, es fällt auf, dass sie selbst bei kleinen Nachlässigkeiten der Mitspieler im Training laut werden.
Langeneke: So bin ich eben. Ich kann nicht verlieren. Egal ob es ein Punktspiel, ein Trainingsspiel oder ein Kartenspiel ist. Verlieren fällt mir unheimlich schwer. Von diesem Ehrgeiz könnte sich der ein oder andere junge Spieler noch eine Scheibe abschneiden.
Die Euphorie um Fortuna ist riesengroß. Wie empfinden Sie die Erwartungshaltung?
Rösler: Die Hinrunde war ja auch beeindruckend. Aber wenn die Fans mal darüber nachdenken, werden sie das relativieren. Wir machen uns da keinen Druck. Langeneke: Alle, die denken, das ist im Vorbeigehen zu schaffen, haben keine Ahnung. Wer nicht weiß, dass es ein ganz schwieriger Auftakt wird, braucht gar nicht mit nach Ingolstadt zu fahren. Die sind besser, als es der Tabellenstand aussagt. Rösler: Zeig mir ein Spiel in der zweiten Liga, das einfach ist.
Herr Langeneke, neben Ihnen hat Assani Lukimya einen großen Leistungssprung gemacht. Ist das auch ein bisschen Ihr Verdienst?
Langeneke: Nein, das ist in erster Linie Lukis eigener Verdienst. Wir profitieren vielmehr voneinander und ergänzen uns prima. Auch Juanan ist menschlich und sportlich voll integriert und eine absolute Verstärkung für uns.
In der Abteilung Attacke ist die Auswahl mit zehn Offensivspielern riesig. Haben Sie eine Wunschformation Herr Rösler?
Rösler: Eine Lieblingsformation habe ich nicht. Und wenn, würde ich es auch nicht sagen. Es kommt auch immer auf den Gegner an, wie man spielt. Und ich muss mich eben auf die Mitspieler einstellen. Jeder hat seine Stärken. Diese Stärken kann man natürlich besser ausspielen, wenn man sich kennt.
Ihre Verträge laufen am Saisonende aus. Trauen Sie sich die Bundesliga mit 34 Jahren noch einmal zu?
Langeneke: Ich spiele in der nächsten Saison definitiv noch Fußball. Wenn ich wählen könnte, dann Bundesliga. Ich werde aber sicher nicht für einen anderen Zweitligisten spielen, wenn Fortuna mich nicht mehr will.
Für die erste Liga gilt das sowieso. Ich glaube ja nicht, dass es einen Erstligisten gibt, der mich unbedingt haben will. Also kommt ohnehin nur Fortuna in Frage. Rösler: Ich fühle mich sehr gut und würde schon gerne nächste Saison noch spielen. Offiziell wird es zum Saisonende eine Entscheidung geben. Was vorher schon hinter verschlossenen Türen passiert, ist eine andere Sache.