Warum Oliver Reck so schnell gehen muss

Fortuna Düsseldorf entlässt seinen Trainer und hofft nun darauf, dass U23-Trainer Taskin Aksoy einschlägt - bis auf Weiteres

Fortuna-Trainer Oliver Reck wurde nach dem 1:3-Debakel gegen Nürnberg beurlaubt.

Foto: Kevin Kurek

Düsseldorf. Am Ende gewährten die Verantwortlichen von Fortuna Düsseldorf Oliver Reck noch einige Worte: „Ich möchte mich bei allen Fortuna-Fans bedanken. Danke für Euren Support. Rot-Weiße Grüße! Euer Olli Reck.“ Gerichtet an die Anhänger des Clubs, unter denen der 49-Jährige mehr Freunde wähnen kann als im eigenen Verein. Kurz vorher nämlich war Reck entlassen worden.

Der Glaube an den Mann, den er Boulevard „Riese“ Reck getauft hatte, als er zum Ende der vergangenen Saison für eine Siegesserie Verantwortung getragen hatte, war so schnell verschwunden wie er einst gewachsen schien. „Das Abschneiden in dieser Saison — vor allem bei den Heimspielen — kann uns nicht zufriedenstellen“, sagte Fortunas Sportvorstand Helmut Schulte Montag.

Jener Schulte, der Reck zum Cheftrainer gemacht hatte, als der Trend kaum eine andere Entscheidung zuließ. „Wir möchten durch diesen personellen Wechsel ein klares Zeichen an die Mannschaft setzen, dass die Saison für uns noch nicht abgehakt ist“, teilte Schulte schriftlich mit. Zweifel an dem Cheftrainer Reck haben im Verein immer bestanden, selbst zu jenem Zeitpunkt, als der ehemalige Torwart kurzfristig durchaus erfolgreich gearbeitet hat.

Diese Grundskepsis in der Führung um den Sportvorstand beweist sich jetzt: Wäre das oft geäußerte Vertrauen in den Trainer echt gewesen, käme die Entlassung doch ziemlich früh. So aber ist sie Eingeständnis einer halbherzigen Überzeugung. Und Reck erleidet abermals Schiffbruch in seiner Karriere, in der er sich (zu) oft im Rechtfertigungsmodus befunden hat.

Früher als Torwart, dann als Trainer. Immer von Skepsis begleitet. Immer aber auch wieder aufgestanden - was eine Qualität ist, die Fortuna jetzt nicht mehr nutzen will. Reck, der am Freitag 50 Jahre alt wird, verspielte das vermeintliche Vertrauen zuletzt reichlich waghalsig durch ständige Taktik- und Systemänderungen sowie kaum nachvollziehbare personelle Wechselspiele, drei Heimsiege aus elf Heimspielen waren am Ende tatsächlich auch zu wenig.

So kommt die jetzt nachvollziehbare Entlassung vermutlich zum richtigen Zeitpunkt: Nach der großen Ernüchterung durch die 1:3-Niederlage gegen Nürnberg war Tempo gefragt. Fortunas Verantwortliche sehen die Chance, den Aufstieg noch immer zu realisieren, weil der Abstand nach oben bei sechs Punkten noch nicht zu groß erscheint. Ab morgen Vormittag soll U 23-Trainer Taskin Aksoy das Training der Profi-Mannschaft leiten.

Der 48 Jahre alte Berliner mit türkischer Abstammung hat mit der U 23 in der Regionalliga West ausgezeichnete Arbeit geleistet und die Erwartungen deutlich übertroffen. Er soll eine Chance bekommen, wird aber schnelle Ergebnisse liefern müssen. Sonntag spielt Fortuna in Heidenheim, danach kommt der VfL Bochum. So trifft Fortuna zwar zunächst den Trend des Profifußballs, Nachwuchstrainern aus dem eigenen Verein eine Chance zu geben — siehe Joe Zinnbauer in Hamburg oder Martin Schmidt in Mainz.

Doch fährt der Verein auch zweigleisig, spricht auch mit anderen Trainern. Als Kandidat machte Montag der gerade in Berlin entlassene Jos Luhukay die Runde, als Favorit des Vereins aber gilt er dem Vernehmen nach nicht. Wie auch der im Dezember bei Viktoria Köln entlassene Claus-Dieter Wollitz nicht, der am Sonntag in der Arena weilte. Zum ernsthaften Kandidaten könnte sich Alexander Zorniger aufschwingen, der vor einer Woche bei RB Leipzig gehen musste, nachdem er mit dem Club zuvor zweimal bis in die 2. Liga hinein aufgestiegen war.