Fouls im Fußball: Die brutalsten Fehltritte

Nicht nur der Hamburger Guerrero hat übel gefoult. Eine kleine Rundreise durch die Welt der Schadensmeldungen.

Ingolstadt. Ein Foul geht durch die Bundesliga — und erzürnt Fußball-Deutschland. Paolo Guerreros Tritt gegen Stuttgarts Torwart Sven Ulreich an der Eckfahne wird für den Peruaner unerfreuliche Auswirkungen haben. Der Kontrollausschuss des DFB forderte am Montag eine Sperre von acht Spielen, auch vereinsintern muss der Peruaner eine Strafe fürchten. Der HSV will keinen Einspruch einlegen. Vor allem mit Rücksicht darauf, dass Ulreich einzig und allein Glück hatte, keine schweren Verletzungen davon getragen zu haben. Guerreros Foul ist in der Geschichte des Fußballs nicht beispiellos.

Der Bielefelder Ewald Lienen schreit vor Schmerzen. Am rechten Oberschenkel klafft eine 25 Zentimeter lange Risswunde. Der Bremer Norbert Siegmann schlitzte Lienen per Grätsche den Oberschenkel auf, Sehnen und Muskeln treten hervor, das Bild geht um die Welt. Ein brutaler Zweikampf, aber kein eindeutiges Foul. Lienen muss wegen der Verletzung vier Wochen pausieren, Schiedsrichter Merdadens Luca verwarnt Siegmann, der später im Ruf steht, ein übler Treter zu sein. Obwohl er in seiner Karriere nie eine Rote Karte sah.

Gentile schaut Maradona tief in die Augen und sagt emotionslos: „Wie hättest du es gern? Soll ich dich entmannen oder dir nur das Nasenbein brechen?“ Es war eine Ankündigung des beinharten italienischen Verteidigers Claudio Gentile vor dem WM-Spiel 1982 zwischen Italien und Argentinien. Das Zielobjekt: Diego Armando Maradona. Wo es nur ging, foulte Gentile seinen Kontrahenten. Italien gewann 2:1, wurde Weltmeister. Doch Gentiles Ruf hat gelitten. Im Europapokal-Endspiel gegen den HSV bricht er dem Hamburger Lars Bastrup den Kiefer.

„Dann bezahle ich ihm eben die Jacketkronen“, sagte Torhüter Harald „Toni“ Schumacher und meinte den französischen Nationalspieler Patrick Battiston, dem er mit dem Hintern vorneweg ins Gesicht gesprungen war. Battiston stürmt mit Tempo heran, Schumacher im Sprung entgegen. Der Franzose verliert das Bewusstsein und zwei Zähne, zieht sich eine Gehirnerschütterung und eine Wirbelverletzung zu. Schumacher bleibt unbestraft, Deutschland gewinnt im Elfmeterschießen — und steht im Finale. Fortan ist Schumacher in Frankreich Hassobjekt Nummer eins.

Ein Foul unter Fußballspielern ist nicht ungewöhnlich. Ein Kung-Fu-Tritt gegen einen Zuschauer allerdings hat eine andere Dimension. Eric Cantona, „enfant terrible“ des französischen Fußballs, wird im Trikot von Manchester United gegen Crystal Palace vom Platz gestellt. Als der Franzose vom Feld trabt, wird er von einem Crystal-Anhänger beschimpft und bespuckt. Mit einem Kung-Fu-Trick springt er in den Zuschauer. Ein legendärer Tritt, der eine legendäre Sperre nach sich zieht. Cantona wird für neun Monate gesperrt und muss 120 Sozialstunden abarbeiten.

Das klassische Revanchefoul nimmt seinen Anfang 1997. Der für Leeds United spielende Norweger Alf Inge Haland attackiert den Iren Roy Keane (Manchester United). Keane verletzt sich schwer, muss acht Monate pausieren — und sich von Haland vorwerfen lassen, nur zu simulieren. Das lässt Keane nicht auf sich sitzen. Seine Chance kommt am 21. April 2001. Keane tritt Haland auf Kniehöhe. Anschließend beugt sich der Ire über den Norweger und brüllt: „Du verdammtes Schwein.“ Haland muss danach seine Karriere beenden.

Champions League zwischen dem AS Rom und Bayer Leverkusen: Die Stimmung kocht, als Francesco Totti mit beiden Beinen auf den am Boden liegenden Carsten Ramelow springt. Hätte sich der Leverkusener nicht derart im Griff gehabt, wäre daraus eine handfeste Auseinandersetzung geworden. Totti erhält für diese Tätlichkeit die Gelbe Karte.

Diagnose Schien- und Wadenbeinbruch. Der damalige Schalker Gerald Asamoah fällt monatelang aus. Weil ihn beim Uefa-Cup-Spiel Pape Diakhate von AS Nancy mit gestrecktem Bein brutal niederstreckt. Die Fernsehbilder lassen einem das Blut in den Adern gefrieren, der Fuß von Asamoah knickt weg. Diakhate erhält lediglich die Gelbe Karte.

Mit einer Art Kung-Fu-Tritt rammt der damalige Berliner Josip Simunic seinen Schuh ins Gesicht des Bremers Christian Schulz. Simunic fliegt vom Platz. Es ist der dritte Platzverweis für den Kroaten — in einer Saison. Schulz zieht sich Risswunden am Auge zu, der Augapfel bleibt unverletzt.