Ein Jahr nach dem Terror Frankreichs 2:1-Sieg an einem besonderen Abend
Saint-Denis (dpa) - Nach dem Spiel an einem symbolträchtigen Abend dominierte bei Spielern und Verantwortlichen von der französischen Fußball-Nationalmannschaft die Erleichterung.
Im Vordergrund stand nach dem 2:1 in der WM-Qualifikation gegen Schweden in Saint-Denis die sportliche Bilanz - nicht die Terrornacht von Paris vor fast genau einem Jahr, als sich vor dem Stadion beim Länderspiel gegen Deutschland drei Selbstmordattentäter in die Luft sprengten. Auch wenn Trainer Didier Deschamps sagte, dass die Schweigeminute zu Beginn des Spiels ein „besonderer Moment“ gewesen sei.
„Die Zeit vergeht und niemand wird das je vergessen“, sagte er im Anschluss an das Spiel nach Angaben der Zeitung „Le Figaro“. Es sei wichtig gewesen, den Betroffenen der tragischen Ereignisse das Mitgefühl auszudrücken.
Doch ansonsten spielten mögliche Gefühle und Erinnerungen während der Partie gegen die Skandinavier in der französischen Spiel-Bilanz kaum eine Rolle - sondern die glückliche Wende, die das Gastgeber-Team nach einem 0:1-Rückstand noch geschafft hatte. Immerhin übernahm der EM-Finalist in der Gruppe A damit die alleinige Tabellenführung, unabhängig vom Ausgang der anderen Sonntag-Spiele. „Das erlaubt uns, den Winter im Warmen zu verbringen“, meinte Trainer Deschamps.
Wie schwer erkämpft der Erfolg war, wusste nicht nur er. „Unser Fehler ist die Bequemlichkeit. Das haben wir ein bisschen gemacht, und so haben wir das Tor kassiert“, sagte Paul Pogba, der in der 58. Minute den Ausgleich mit einem Kopfball markierte. Vier Minuten zuvor hatte der Leipziger Emil Forsberg die Gäste durch einen Freistoß in Führung gebracht. Dmitry Payet (65. Minute) rettete den Abend für Frankreich aus sportlicher Sicht. „Wir haben reagiert. Aber nächstes Mal müssen wir handeln statt zu reagieren“, forderte Superstar Pogba.
Dass der Abend eine Bedeutung hatte, die über das Sportliche hinaus ging, war vor der Partie spürbar: „Man muss sich daran erinnern“, sagte Frankreichs Präsident François Hollande kurz vor Spielbeginn dem Sender TF1. Der fußballbegeisterte Staatschef war auf der Tribüne, als es im riesigen Stadion zu Beginn still wurde. Während der Schweigeminute legten die französischen Fußballer die Arme um die Schultern, einige senkten ihre Köpfe. Zehntausende Zuschauer erhoben sich im Gedenken an die Opfer der Anschläge.
Auch draußen vor dem Stadion waren die Folgen des Terrors sichtbar: bei den verschärften Sicherheitskontrollen mit Taschenkontrollen, Abtasten und viel schwer bewaffneter Polizei.
Ursprünglich hätte das Match laut FIFA-Kalender sogar am Sonntag stattfinden sollen, dem Jahrestag der Anschläge vom 13. November, bei denen insgesamt 130 Menschen ermordet wurden - die meisten davon im Pariser Konzertsaal „Bataclan“. Aus Respekt für die Opfer bekam Frankreichs Fußballverband aber eine Ausnahmegenehmigung, schon zwei Tage früher zu spielen.