Englands Interimscoach Kapitän Rooney als Southgate-Fürsprecher: soll bleiben
London (dpa) - Für Englands Kapitän Wayne Rooney ist klar, dass Interimscoach Gareth Southgate vor einem langfristigen Engagement als Trainer der englischen Nationalmannschaft steht.
„Er hat alles dafür getan, und ich bin mir sicher, dass er der Topkandidat ist“, sagte Rooney nach dem 3:0 im Prestigeduell gegen Schottland in der WM-Qualifikation. Der unerwartet deutliche Erfolg am Freitagabend im Londoner Wembley Stadion gegen den alten Rivalen lieferte weitere gute Argumente für Southgate. Die Spieler hatten sich schon vorher für den 46-Jährigen ausgesprochen.
Southgate gab sich weiter zurückhaltend. „Ich möchte erst mal in Ruhe nachdenken“, sagte er, machte aber deutlich, dass er den Job annehmen würde. „Ich liebe das. Ich habe die Rolle wirklich genossen, die Verantwortung, die Herausforderung. Jetzt müssen andere entscheiden.“ Dass der englische Fußballverband FA Southgate behalten will, gilt nach dem höchsten Sieg gegen die Nachbarn seit 41 Jahren (1975 gewann England mit 5:1) als sicher.
„Es ist garantiert nur eine Frage der Zeit, bevor seine Verpflichtung bestätigt wird“, vermutet „BBC Sport“. „Mit diesem rauschenden Sieg gegen Schottland hat er gezeigt, dass er ein Team auch unter hohem Druck vorbereiten kann“, schrieb die Zeitung „The Telegraph“. Die Fußball-Experten des „Guardian“ warnen allerdings vor zu viel Euphorie. „England hat gegen Schottland gut abgeschnitten, aber die üblichen Defizite bleiben.“
Southgate räumte ein, dass nicht alles perfekt war. „Anfangs hatten wir nicht die Kontrolle“, sagte er. „Manches im Spiel war großartig, manches aber auch fahrlässig. Wir haben zu viele Chancen vertan.“ Glück für die „Three Lions“, dass die ambitionierten Schotten zu ungefährlich waren. Deren Trainer Gordon Strachan war entsprechend frustriert. „Du hast den Glauben, hast die Chancen, triffst aber nicht, und dann gewinnen die. Danach wird es ein langer Abend.“
Den Stellenwert des britischen Prestige-Duells zeigte die schottische Tageszeitung „Daily Record“. Sie ließ die Titelseite ihrer Sportbeilage schwarz und schrieb: „Es war beschämend. Es war demütigend. Es war herzzerreißend. Und wir ertragen es nicht, Ihnen Bilder davon zu zeigen.“ Im Innenteil gab es dann doch eine Berichterstattung und die Forderung nach dem Rücktritt des Trainers. „Schottland bewegt sich rückwärts“, hieß es. „Es ist Zeit für Gordon Strachan zu gehen.“
Gruppen-Erster England befindet sich hingegen im Stimmungshoch. Das Boulevard-Blatt „The Sun“ brachte die Gefühlslage auf den Punkt: „Wenigstens für einen Abend trumpft England endlich mal auf.“ Jetzt muss Southgate sein Team auf das Freundschaftsspiel am Dienstag gegen Spanien vorbereiten. „Das wird ein gewaltiger Test, eine vollkommen andere Herausforderung“, warnte der Trainer vorsichtshalber.