Frauenfusball Frauenfußball-Abteilung bleibt bei Holstein Kiel

Kurz vor dem Spiel der Herren bei Fortuna Düsseldorf rudert die Vereinsführung von Holstein Kiel zurück. Die Verantwortlichen wollten das Frauenteam "auslagern" - rechneten aber wohl nicht mit so viel Gegenwind aus der Fußballwelt.

Die „Holstein Women“ bleiben eine Abteilung der KSV Holstein.

Foto: Digitalredaktion

Einen kleinen Eklat hat es beim Gegner der Fortuna in den vergangenen Tagen gegeben. Denn die Vereinsführung hatte Ende April mal eben so bekanntgegeben, sich von seiner Frauenfußball-Abteilung trennen zu wollen. Die Damenteams sollten in einem anderen Kieler Verein "ausgelagert" werden - aus finanziellen Gründen. Das Kapital und die Kräfte wolle man für die männlichen Senioren- und Jugendmannschaften bündeln.

Die "Holstein Women" begannen nicht nur sofort, Gespräche mit dem KSV-Präsidium zu führen, sie äußerten sich auchauf ihrer Facebook-Seite zu dem Sachverhalt, suchten die Öffentlichkeit. "Ein mehr als zehnjähriges Kapitel des Leistungsfußballs im Frauenbereich endet mit einem Knall, der für jede Spielerin wie ein Schlag in die Magengrube ist. Frauenleistungsfußball im Norden — ab Sommer vielleicht Fehlanzeige", schreiben die Holsteiner Fußballerinnen.

Auch auf dem Platz protestierten sie: Die Spielerinnen der zweiten Mannschaft hatten waren in neutralen Trikots aufgelaufen und sollen dann, so berichet shz.de, weitestgehend regungslos auf dem Platz stehen geblieben sein. Nach dem 1:0 des Gegners führten sie ihren Streik dann im Sitzen fort. Und die gegnerischen Spielerinnen Stockelsdorf zeigten Solidarität, setzten sich ebenfalls. Die Protestaktion sorgte bundesweit für Aufsehen. Frauen- und Männerteams solidarisierten sich mit den Kieler Spielerinnen und warfen dem Verein unter anderem vor, die Gleichberechtigung mit Füßen zu treten. So zum Beispiel die Frauenmannschaft von St. Pauli.

Und die Proteste zeigten Wirkung: Am Freitag, zwei Tage vor dem Spiel der Holsteiner Herren gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf, will man augenscheinlich verhindern, dass das Thema auf den Rängen bei einer Zweitliga-Partie im Fußball-Westen eine noch größere Öffentlichkeit erreicht.

Immerhin gibt es in der Düsseldorfer Anhängerschaft auch einen nicht zu unterschätzenden linken Flügel, der das Thema Gleichberechtigung im Fußball ernst nimmt und sich gegen Diskriminierung ausspricht. Und so ruderte die KSV-Vereinsführung am Freitag zurück: Die „Holstein Women“ bleiben eine Abteilung der KSV Holstein.

KSV-Präsident Steffen Schneekloth räumte ein, dass der Verein, der diese Sparte am Saisonende ausgliedern wollte, die Situation um die „Holstein Women“ falsch eingeschätzt habe. Nach intensiven internen Gesprächen, so Schneekloth, sei der Verein zu einer neuen Einschätzung gekommen. „Dazu haben auch die vielen positiven Signale beigetragen, die wir aus Politik und Wirtschaft vernommen haben. Mit dieser breiten Unterstützung sind wir zuversichtlich, dass wir gemeinsam die Situation für die „Holstein Women“ nachhaltig verbessern können.“

Gerade aus den Worten der Kommunalpolitik schöpfe der Verein die große Hoffnung, heißt es in der Pressemitteilung, dass sich die Trainings- und Spielbedingungen auf städtischen Plätzen für die Fußballerinnen verbessern werde. Auch von der Wirtschaft erwarte er, so Schneekloth weiter, einen Beitrag, damit die „Holstein Women“ irgendwann auf eigenen Beinen stehen können.

Derzeit spielt die 1. Frauenmannschaft in der Regionalliga, die zweite in der Landesliga Holstein und die B-Juniorinnen in der Oberliga Schleswig-Holstein. Nach Angaben von Holstein Kiel tragen die drei Mannschaften der „Holstein Women“ (zwei Frauen-, ein Juniorinnenteam) ihre Heimspiele seit der Saison 2010/11 auf der Waldwiese des VfB Kiel aus. Die KSV Holstein habe deshalb dort seinerzeit einen sechsstelligen Betrag in die Sanierung des Kabinentrakts investiert.