Finale mit Labbadia Durchhalteparolen und zornige Fans in Wolfsburg

Leipzig (dpa) - Der riesigen Wut ihrer Fans entzogen sich die Wolfsburger Fußballprofis durch ein nächtliches Fluchtmanöver.

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Nach dem desolaten 1:4 in Leipzig wurde der Teambus der weiter vom Absturz in die 2. Liga bedrohten Niedersachsen eilig umgeleitet, weil vor der Geschäftsstelle 100 aufgebrachte Anhänger warteten. Die erneut hilf- und harmlose Darbietung des VfL lässt im Saisonfinale das Schlimmste für die Wolfsburger befürchten, die Stimmung ist vor dem entscheidenden Heimspiel gegen Schlusslicht 1. FC Köln auf dem vorläufigen Tiefpunkt. Und doch will der Club am bislang glücklosen Chefcoach Bruno Labbadia festhalten.

„Wir stehen voll hinter dem Trainer und sind weiterhin davon überzeugt, dass wir die fehlenden Punkte für die Relegation holen werden“, sagte VfL-Geschäftsführer Tim Schumacher der „Bild am Sonntag“. Dabei sind die Vorzeichen für Wolfsburg vor der Partie gegen die bereits abgestiegenen Kölner erschreckend.

Das 1:4 in Leipzig wirkte genauso trostlos wie das 1:3 in der Vorwoche gegen den HSV. Schon da hatten die Fans genug - und beleidigten ihre Profis auch am Tag nach dem Spiel nochmals ausdrücklich. „Uns ist geraten worden, aus Sicherheitsgründen nicht dahin zu fahren, sonst hätten wir uns natürlich gestellt, das gehört dazu. Hier waren viele Menschen frustriert, im Bus war das nicht anders“, sagte Labbadia am Sonntag über den zornigen Anhang nach dem Spiel in Sachsen. „Wir haben auf den Rat gehört“, fügte er an.

Auch sportlich ist Rat gefragt. „Wir müssen uns an den Sachen hochziehen, die wir gut gemacht haben. Wir haben es selber in der Hand, zumindest was die Relegation betrifft. Da darf man sich nicht aufgeben“, betonte Labbadia, der selbst mit jeder Niederlage angeschlagener und vor allem ratloser wirkt. Gegen Köln braucht es einen Punkt, um vor dem HSV zu bleiben, sofern dieser nicht mit utopischen zehn Toren Unterschied gegen Gladbach gewinnt.

„Wir haben jetzt ein Endspiel, da müssen wir alles mobilisieren, wir müssen wie bei einem WM-Finalspiel da rangehen“, sagte Felix Uduokhai. Doch die von den mitgereisten Fans mit Pfiffen und wüsten Beschimpfungen quittierte Leistung muss erst einmal verdaut werden. An den direkten Klassenerhalt, für den ein Sieg gegen Köln und eine gleichzeitige Niederlage Freiburgs gegen Augsburg nötig wäre, ist da gar nicht zu denken.

„Das ist die pure Enttäuschung. Wir wollten den Fans etwas zurückgeben, aber das gelingt uns nicht, es hat heute gar nichts geklappt“, sagte Maximilian Arnold nach dem dürftigen Auftritt, bei dem ein Treffer von Daniel Didavi viel zu wenig war. Arnold betonte: „Wir müssen den Kopf jetzt hochkriegen und uns alle zusammenreißen und gemeinsam das letzte Spiel so angehen, dass wir in der Liga bleiben. Nur das zählt. Egal wie.“ Allerdings: Die Fans in der Autostadt haben 2018 noch keinen Heimsieg ihres Teams gesehen. „Da wird es einfach mal Zeit“, meinte der Kapitän.

Labbadia, der es zuletzt schon mit einem Kurztrainingslager versuchte, will nur nach vorn schauen: „Es sollte so sein, dass jeder, dem unser Verein am Herzen liegt, in dem nächsten Spiel alles aus der Vergangenheit ausblendet und die Mannschaft total unterstützt. Das brauchen wir unbedingt, weil es gegen Köln ein Nervenspiel wird.“ Das war es auch gegen Vize-Meister Leipzig, der Wolfsburgs Defensive mit Doppeltorschütze Ademola Lookman, Timo Werner und Jean-Kevin Augustin gleich viermal bestrafte.

Labbadia startete einen Appell für das letzte Heimspiel: „Wir müssen an einem Strang ziehen, es geht um den Verein. Wir, das habe ich immer gesagt, können nichts einfordern, weil unsere Ergebnisse einfach nicht passen.“ Nun droht dem deutschen Meister von 2009 nach 21 Jahren erstmals der Absturz in Liga zwei. Vor drei Jahren gewann der VfL noch den DFB-Pokal und den DFL-Supercup, nun spielt der Club die schlechteste Saison seiner Bundesliga-Historie und hat bereits zweimal den Trainer gewechselt.

Doch selbst wenn der Sprung in die Relegation gelänge, ist es derzeit schwer vorstellbar, wie Wolfsburg diese gegen einen selbstbewussten Zweitliga-Dritten überstehen soll. Ein angeschlagener Trainer, ein unruhiges Umfeld, wütende Fans und eine desolate Mannschaft: Der VfL hat derzeit wirklich alle Merkmale eines Absteigers.