Angerer „fischt alles raus“ - Elfer-Heldin im Finale
Solna (dpa) - Die deutschen Fußball-Frauen wussten, bei wem sie sich bedanken mussten. Nach gleich zwei gehaltenen Strafstößen stürmte das Team von Bundestrainerin Silvia Neid beim achten EM-Coup mit Schlusspfiff auf die überragende Torfrau Nadine Angerer zu.
Die Spielführerin ließ sich wie schon beim WM-Triumph 2007 als umjubelte Elfmeter-Heldin feiern. Beim 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Schweden parierte die 34-Jährige im schwedischen Solna zunächst den Versuch von Trine Rönning (29. Minute) und zeigte mit der rechten Hand auch gegen Solveig Gulbrandsen (61.) ihre überragenden Reflexe. „Sie hat auch heute ihre Klasse unter Beweis gestellt“, lobte Bundestrainerin Silvia Neid in der ARD. „Sie wollte einfach keinen reinlassen und das hat man gemerkt.“
Selbst bei ihren wenigen unaufmerksamen Momenten hatte Angerer dennoch das Glück auf ihrer Seite: In der 72. Minute verschätzte sich die ausgebildete Physiotherapeutin beim Herauslaufen, prallte mit der heranstürmenden Elise Thorsnes zusammen. Die eingewechselte Stürmerin hob jedoch dem Ball am leeren deutschen Tor vorbei. Nach einer kurzen Behandlungspause biss Angerer wie schon bei einer ähnlichen Szene in der ersten Hälfte auf die Zähne und setzte die Partie fort. „Es ist phänomenal, dass wir das mit der Mannschaft jetzt wirklich geschafft haben. Wirklich geil“, schwärmte Angerer.
Schon im WM-Finale vor sechs Jahren hatte sie mit einer glänzenden Vorstellung maßgeblichen Anteil am 2:0 über Brasilien gehabt - und auch dort ihre Fähigkeiten im direkten Duell unter Beweis gestellt. Die fünffache Weltfußballerin Marta blieb vom Elfmeterpunkt ohne Chance. Beim Turnier in China ging Angerer zudem als erste Torfrau ohne auch nur ein einziges Gegentor in die Weltmeisterschafts- Geschichte ein.
In Schweden wurde sie einzig bei der 0:1-Niederlage in der Gruppenphase gegen Norwegen von Ingvild Isaksen überwunden - und begeisterte mit ihrer Turnierleistung auch die Fans an den Bildschirmen. „Angerer fischt alles raus“, twitterte Basketball-Superstar Dirk Nowitzki während der packenden Schlussphase.
In ihrer Rolle als Ratgeberin und Rebellin genoss Angerer auch beim Kontinentalturnier in Schweden wieder eine absolute Ausnahmestellung. Als Älteste des Kaders führte die langjährige Bundesligaspielerin von Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt das stark verjüngte Team zum Erfolg. Nach der EM wird „Natze“ nun auch sportlich ihrer Reiselust frönen: Nach einer Kurzvisite beim australischen Club Brisbane Roar wechselt sie Anfang 2014 in die amerikanische Profiliga.