Leupolz und Lotzen: Flügelzange mit großer Zukunft
Solna (dpa) - Einst wirbelten Kerstin Garefrekes und Melanie Behringer dort in der DFB-Elf, die Zukunft aber gehört der neuen deutschen Flügelzange „L & L“. Melanie Leupolz vom SC Freiburg und Lena Lotzen vom Bayern München besetzen in der deutschen Frauen-Auswahl die offensiven Außenpositionen.
Während Lotzen in allen fünf EM-Spielen in der Startelf stand, kam Leupolz zweimal von Beginn an zum Einsatz und wurde zweimal eingewechselt. Nur beim 1:0 im Viertelfinale gegen Italien saß die dynamische Mittelfeldspielerin auf der Bank.
„Beide sind sehr talentiert. Lena ist schnell und körperlich sehr präsent. Sie hat einen richtigen Body. Und Melanie hat sich in der Vorbereitung ebenfalls toll entwickelt“, lobt Bundestrainerin Silvia Neid ihr Youngster-Duo. Lotzen spielt bei den Bayern zwar ganz vorn in der Spitze. Dort aber ist in der DFB-Elf Celia Okoyino da Mbabi gesetzt, zuletzt half beim 1:0 im Halbfinale gegen Gastgeber Schweden auch Anja Mittag aus.
So bleibt Lotzen der rechte Flügel, was sie aber nicht stört. „Ich bin froh, überhaupt dabei zu sein und zu spielen“, betont sie. Erst im Februar debütierte sie, beim Algarve-Cup im März machte sie dann mit zwei weiteren Einsätzen auf sich aufmerksam. „Aber ich hätte nie gedacht, dass ich schon mit zur EM fahre.“
Bis zur U 17 spielte die gebürtige Würzburgerin „mit den Jungs“ zusammen. „Da lernt man, sich durchzusetzen, weil man Robustheit und Schnelligkeit braucht“, erzählt sie. In Schweden schoss Lotzen gegen Island (3:0) sogar das erste Turniertor der DFB-Elf. Die EM sei für sie eine wunderbare Sache, um auf dem hohen Niveau bei den Frauen Erfahrungen zu sammeln. Zwischendurch lenkt sie sich im Hotel am liebsten an der Playstation ab. Leupolz kommt aus der Freiburger Fußballschule, obwohl sie in Wangen im Allgäu geboren ist. Von ihrer EM-Nominierung wurde sie noch mehr überrascht als Lotzen, mit der sie gemeinsam im vergangenen Jahr bei der U 20-Weltmeisterschaft erst im Finale unterlag. Auch Leupolz lernte ihr Durchsetzungsvermögen vor allem im Spiel mit den Jungs. Über den TSV Tettnang und den TSV Ratzenried landete die hübsche Mittelfeldspielerin als 15-Jährige in Freiburg. Als sie auf der Sport-Eliteschule vor einigen Wochen gerade fürs Abitur büffelte, kam die Einladung zu den EM-Lehrgängen. Im Herbst will sie in Freiburg ein BWL-Studium in Freiburg beginnen.
Dass sie schon bei dieser EM mit ihrem einstigen Idol Lira Bajramaj in einer Mannschaft spielt, hätte sie sich nicht träumen lassen. „Es stimmt, Lira war mal mein Vorbild, aber da war ich schon noch ein bisschen kleiner“, betont die 19-Jährige ein wenig verlegen, aber in astreinem Hochdeutsch. Bayrisch rede sie nur, „wenn ich daheim bin oder mit den Eltern telefoniere“.
Nach und nach legten die „Frischlinge“ beim Rekord-Europameister ihre anfängliche Zurückhaltung ab und treten inzwischen schon viel selbstbewusster auf. So sagte Lotzen vor dem Endspiel am Sonntag gegen Norwegen wie selbstverständlich: „Wir spielen nicht im Finale, um dort zu verlieren.“