Boomt jetzt die Bundesliga? „Hartes Stück Arbeit“
Frankfurt/Main (dpa) - Raus ohne Applaus - und nun? Die Frauenfußball-Bundesliga hofft, vom Hype um die deutsche Mannschaft bei der Weltmeisterschaft zu profitieren. Ein gemeinsames Konzept gibt es aber nicht.
„Wir müssen schnell zur Realität des Alltags zurückkehren“, fordert Bernd Schröder, der Meistertrainer von Turbine Potsdam. „Wir werden nach und nach Ideen entwickeln. Das muss aber jeder selbst tun, wir stehen schließlich in Konkurrenz“, sagt Siggi Dietrich, der Manager des Rivalen 1. FFC Frankfurt.
Nach der WM-Party in vollen Stadien und vor einem Millionen-Publikum am TV folgt nun der graue Alltag. Bundesliga - das hieß in der vergangenen Saison keine 900 Zuschauer im Schnitt. „Das wird schon 'ne schwierige Kiste, wenn ich daran denke, dass wieder nur 1000, 2000 Leute kommen. Was wir jetzt erlebt haben, wird ja nicht zu toppen sein“, sagte Linda Bresonik. Die Nationalspielerin vom FCR 2001 Duisburg, ahnt bereits, wie schwer sich der Boom umsetzen lassen wird: „Das ist schon ein hartes Stück Arbeit.“
Schröder hat gerade bei den „Sommermädchen“ Bedenken. „Einige Spielerinnen hatten sich schon vorgestellt, groß rauszukommen. Damit muss man jetzt umgehen. Ich hatte ohnehin keinen neuen Boom erwartet.“ Am 21. August startet das Oberhaus in die neue Saison - unter anderem mit Frankfurt gegen SG Essen-Schönbeck und Potsdam gegen Hamburger SV.
„Wir arbeiten von jetzt an daran, dass wir ein attraktives Eröffnungsspiel haben mit Familienprogramm“, sagte Dietrich. Für Duisburgs Ex-Trainerin Martina Voss-Tecklenburg (jetzt USV Jena) wäre es „schon ein Erfolg, wenn wir im Schnitt 100 Zuschauern nach der WM bei Bundesligaspielen mehr hätten“.
Dietrich war schon vor der WM überzeugt, dass die Bundesliga danach „in eine neue Dimension“ vorstößt. „Der Frauenfußball hat sich etabliert, die Gesichter sind nicht wegzudenken“, meint der umtriebige Frankfurter Macher und Manager von Nationalspielerinnen wie Birgit Prinz, Kim Kulig und Nadine Angerer nun. Fakt ist aber auch, dass ein Großteil der Liga mit zwölf Teams keine Stars wie Lira Bajramaj hat und nur mit den 180 000 Euro überleben kann, die die Clubs pro Saison vom Deutschen Fußball-Bund aus dem Topf der Fernsehgelder erhalten.
Skeptischer sieht es Duisburgs Trainer Marco Ketelaer. „Es stimmt zwar, dass sowohl die DFB-Spitze als auch die Sponsoren des Nationalteams sehr angetan sind von diesem überragenden Zuspruch. Ob und was davon aber eventuell in der Bundesliga ankommt, müssen wir abwarten.“
DFB-Präsident Theo Zwanziger will die Frauen-Bundesliga mittelfristig in die Nähe der 3. Männer-Liga rücken - was das Medien-, Zuschauer - und Sponsoreninteresse angeht. „Unsere Aufgabe ist es, zu schauen, ob die Fernsehzuschauer speziell am Frauenfußball Interesse haben.“ Was aus der Bundesliga wird, räumte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach bereits vor dem Ausscheiden des Titelverteidigers und Gastgebers ein, „das weiß keiner so genau“.
Einig sind sich fast alle darin, dass die WM den Zulauf an Mädchenfußballerinnen noch verstärken wird. Zumal der DFB 20 Millionen Euro in sein Nachhaltigkeitskonzept gesteckt hat. „Das war ja alles vorher schon angeschoben worden und es wird fortgesetzt. Wir werden auch weiter in die Schulen gehen und talentierte Mädchen suchen und sie in die Vereine bringen“, erklärt Steffi Jones, die Präsidentin des WM-Organisationskomitees.
Zumindest für den Spitzenfußball ist Doris Fitschen trotz des frühen WM-Ausscheidens total optimistisch. Das Auftreten der Nationalspielerinnen sei „sensationell“ gewesen, sagte die Manager der Nationalmannschaft. „Ich glaube, dass das viele neue Fans für den Frauenfußball begeistert hat.“ Auch die Vermarktung werde weiter vorangebracht. Fitschen ist sich sicher, „dass wir durch diese WM einen sehr großen Schub für den Frauenfußball erhalten.“