Lokomotive für den Frauenfußball gesucht

DJK TuSA, CfR Links und TSV Urdenbach suchen mit Hilfe der Stadt ein Konzept für erfolgversprechende Strukturen in dieser Sportart für Mädchen und Frauen.

Foto: Horstmüller

Fußball ist das beherrschende Sportthema in Düsseldorf und wird es auch wohl noch länger bleiben. Fortuna läuft wie auf Schienen dem Aufstieg in die Bundesliga entgegen. Da müssen die Frauen den Herren eindeutig den Vortritt lassen. Das soll sich ein wenig ändern, oder zumindest ist es der Plan der Stadt und von drei Vereinen, die Weichen für den Frauenfußball so zu stellen, dass mittel- oder langfristig eine Spitzenposition in der 3. Liga (Regionalliga West) oder sogar in der 2. Liga zumindest auf einem Fußball-Nebengleis zu erreichen ist. Ein Blick zurück in die Sportgeschichte der Stadt zeigt, dass in den 90-er Jahren die DJK Rheinfranken bereits zweitklassig gespielt hat und 1993 sogar die erste Runde des DFB-Pokals für Frauen erreicht hatte. Doch nach 1995 war dieses Kapitel bereits wieder Geschichte.

Warum gibt es nun wieder die Bewegung hin zum Frauenfußball, obwohl der CfR Links derzeit als Drittligist eher eine bescheidene Rolle als Punktelieferant in der Regionalliga West spielt? Das hat politische Gründe und ist natürlich der gewollten Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern und hier auch zwischen Jungs und Mädchen geschuldet. Denn als es im Stadtrat und Haushaltsausschuss um die Bezuschussung des Nachwuchsleistungszentrums der Fortuna ging, wurden Stimmen laut, die sich (plötzlich) für den Mädchenfußball einsetzten.

Fortuna sollte sich im Zuge des Neubaus am Flinger Broich verpflichten, künftig auch Mädchen- und Frauenfußball anzubieten. CDU-Ratsherr Stefan Wiedon lehnte damals die Vorlage ab. Große Teile der Politik würden das Thema eher aus Populismus aufnehmen, als Ahnung vom Frauenfußball zu haben, brachte Wiedon so ungefähr zum Ausdruck. Und auch die Vereine in Düsseldorf, die Frauenfußball anbieten, störten sich daran, dass plötzlich Fortuna das Zugpferd für den Mädchen- und Frauenfußball werden sollte.

„Mädchen- und Frauenmannschaften bei Fortuna gefährden das bislang in Düsseldorf erreichte“, sagte Ute Groth, die Vorsitzende der DJK TuSA 06, einem Verein, der seit 20 Jahren Frauenfußball im Programm hat. In einem Offenen Brief an die Ratsleute schrieb sie im Juli 2017 weiter: „Es zeigt auch, dass große Teile der Politik die Arbeit der Fußballvereine im Frauenbereich nicht verfolgt und das Thema generell nicht wirklich verinnerlicht haben.“

Die Einigung auf einen Kompromiss war die Folge. Während die Vereinsführung von Fortuna aufatmete, dass sie sich nicht um den Aufbau einer neue Abteilung Mädchen- und Frauenfußball kümmern muss, kommt nun auf drei Vereine in der Stadt Planungs- und Entwicklungsarbeit zu. Die Stadt möchte helfen und die Voraussetzungen für leistungsstarken Frauenfußball mit erfolgversprechender Nachwuchsarbeit schaffen.

„Wir können nicht als Stadt das Konzept schreiben, wollen aber den Vereinen unter die Arme greifen“, sagt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der sich unter anderem mit den Vertretern der drei Vereine DJK TuSA, TSV Urdenbach und CfR Links getroffen hat. „Wir benötigen eine Lokomotive für die Initiative und ein tragfähiges Konzept“, sagt Hintzsche, der erklärt, dass sich jetzt die drei Vereine zusammenfinden, um über diese Thematik zu debattieren und eine Lösung zu finden.

Rein ökonomisch sollte das kein größeres Problem sein. Denn der angekündigte Griff unter die Arme durch die Stadt dürfte finanziell so ausgestattet sein, dass ein erfolgversprechendes Konzept umgesetzt werden könnte. „Im Frauenfußball gibt es allerdings nicht die Möglichkeit, dass die drei Vereine sich zu einer Spielgemeinschaft zusammenschließen“, sagt Hintzsche. „Das geht nur im Jugendbereich.“ Dort soll die Zusammenarbeit der Vereine mit den Schulen, besonders des Lessing-Gymnasiums (NRW-Sportschule) und der Hulda-Pankok-Gesamtschule angestoßen oder intensiviert werden. Zusätzliche Hilfe könnte zudem von Linda Bresonik kommen. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Düsseldorf und 84-fache Fußball-Nationalspielerin könnte wie auch Martina Voss-Tecklenburg (Ex-Nationalspielerin und Bundestrainerin der Schweiz), die neu im Aufsichtsrat von Fortuna sitzt, ihre Erfahrungen einbringen.

Das Thema ist erkannt, jetzt muss nur noch die Lokomotive aufs Gleis gesetzt werden. Und der Frauenfußball ist es wert, nicht bereits im ersten Bahnhof aufs Abstellgleis zu geraten.