1. FC Köln Bruder und Schwester spielen erstklassig Fußball

Köln (dpa) - Als Yannick Gerhardt im Geißbockheim am Kölner Grüngürtel auf Weihnachten zu sprechen kommt, muss er nicht lang überlegen. Er wünscht sich eigentlich nur eines: „Für die Familie und die ganze Welt Gesundheit und Frieden.“

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Denn es war für ihn „erschreckend, was im Jahr 2015 alles passiert ist“. Materiell, das bekennt der junge Fußballprofi des 1. FC Köln offen, hat er „gar nicht so die Wünsche“.

Seine Schwester Anna, mit 17 vier Jahre jünger als Yannick, nickt, nachdem ihr Bruder nachgeschoben hat, dass er im neuen Jahr seine persönlichen Ziele erreichen möchte und „dass wir alle gesund und glücklich bleiben“. Sie hat das Gleiche im Sinn für 2016 - „und den Klassenverbleib mit den FC-Frauen“.

Der FC ist das verbindende Element des einzigen Bruder- und Schwester-Paares in der höchsten deutschen Liga. Anna und Yannick teilen die Leidenschaft für den Fußball; eines ist ihnen indes nicht ganz klar: Gab es dieses Außergewöhnliche schon? „Ich weiß nur, dass wir auf jeden Fall in den Jugend-Nationalmannschaften die einzige Konstellation mit Bruder und Schwester sind.“ Das zumindest haben Yannicks Recherchen ergeben.

Wer ist talentierter? Eine schwierige Frage, urteilen beide. Auch, weil sie unterschiedliche Positionen in ihren Mannschaften ausfüllen: Yannick ist bei Trainer Peter Stöger defensiver Mittelfeldmann, Anna wird von Kölns Frauencoach Marcus Kühn im offensiven Mittelfeld eingesetzt. Eines ist beiden Gerhardts gemein, betont Yannick: „Jeden Tag an seine Leistungsgrenze zu gehen, nie zufrieden zu sein mit dem, was man erreicht hat.“

Ihn hat schon mit drei Jahren das Fußballfieber gepackt, beim SC Kreuzau 05 in der Nähe von Düren. Sie fing mit acht Jahren an - und heute „spielen wir beide auf dem höchsten Niveau“, betont Anna Gerhardt, um mit berechtigtem Stolz zu ergänzen: „Das ist schon gut!“

Dass es, vor allem auch beim finanziellen Aspekt, „schon noch große Unterschiede gibt“, wie Yannick erwähnt, sei nicht entscheidend: „Denn Anna und ich spielen Fußball, weil es Spaß macht. So lange der Spaß im Vordergrund steht, sollte man seinen Träumen nachgehen und nicht nur auf Geld oder Aufmerksamkeit schauen, die dieser Sport erregt.“

Seinen Träumen nachzugehen - was bedeutet das? Für ihn ganz klar: Stammspieler bei Stöger zu sein, „viele Einsatzzeiten zu bekommen“. Und „natürlich“ sei es der Traum eines jeden jungen Spielers, in die A-Nationalmannschaft berufen zu werden. Annas Vorstellungen mit dem Kölner Frauen-Aufstiegsteam: „In der Bundesliga zu bleiben.“

Wann immer sich die Gelegenheit bietet, schauen sich die Geschwister die Begegnungen des anderen an. „Wir sitzen auf der Tribüne und feuern ihn an“, sagt Anna. Und er? „Bei ihren Toren flippe ich schon aus.“ Ansonsten neigen weder Yannick noch Anna Gerhardt zum Ausflippen: Er studiert in Köln Betriebswirtschaftslehre, sie macht im kommenden Jahr Abitur und will später an der Sporthochschule Sportmanagement studieren.

Aber erstmal suchen beide zusammen mit ihren Eltern weihnachtliche Ruhe und Besinnlichkeit. „Natürlich feiern wir zu Hause in Kreuzau“, sagt Anna Gerhardt. Ihr älterer Bruder freut sich schon auf „Braten und Kroketten“ im Familienkreis.

Im neuen Jahr geht es schnell weiter. Yannick muss am 4. Januar wieder zum Training, Anna darf noch bis zum 11. frei machen. Dann geht es auch für sie wieder zurück zu dem Verein, der für beide „eine Art Heimat ist“, wie Yannick voller Zuneigung wissen lässt.