DFB-Elf eröffnet Frauen-WM 2011 gegen Kanada
Frankfurt/Main (dpa) - Ersatz-„Losfee“ Günter Netzer hat den deutschen Fußballerinnen für die Heim-Weltmeisterschaft 2011 keine leichte, aber eine lösbare Aufgabe beschert.
Der Titelverteidiger und Gastgeber bestreitet am 26. Juni im Berliner Olympiastadion gegen Kanada das Eröffnungsspiel und trifft in der Vorrunde noch auf Afrikameister Nigeria und das aufstrebende Frankreich. Dies ergab die Gruppen-Auslosung im Frankfurter Congress Center. „Ich bin noch ziemlich unsicher, das wird mit Sicherheit schwierig werden“, sagte Spielführerin Birgit Prinz etwas skeptisch.
„Jetzt können wir anfangen, uns über die Weihnachtsfeiertage Gedanken zu machen“, lautete die erste Reaktion von Bundestrainer Silvia Neid. Sie war froh, der ungeliebten Mannschaft aus Nordkorea aus dem Weg gehen zu können: „Wir sind erst einmal zufrieden.“
Altstar Netzer war 209 Tage vor dem WM-Anstoß bei der Auslosung für Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn eingesprungen. „Ich bin froh, dass es unfallfrei über die Bühne gegangen ist“, meinte er. Vor der 50-minütigen Fernsehshow gab es einige lange Gesichter bei den Verantwortlichen: Kahn saß wegen des Schneechaos auf dem Münchner Flughafen fest und fehlte ebenso wie Franz Beckenbauer. Der „Kaiser“ sollte zunächst aushelfen, kam aber in Salzburg ebenfalls nicht los.
So zog Netzer zusammen mit dem slowakischen Unterwäschen-Model Adriana Karembeu die Kugeln der 16 Teilnehmer und verteilte sie auf die vier Gruppen. Vor 600 Gästen und 200 Medienvertretern im Saal „Harmonie“ stimmte die Pop-Rock-Gruppe „Wir sind Helden“ auf das Spektakel des nächsten Sommers ein. Bevor sich die DFB-Auswahl als solche feiern lassen darf, muss sie auf dem Weg zum angestrebten dritten WM-Triumph sechs Hürden meistern.
Nach dem Auftakt gegen Kanada, dem Sieger der Nordamerika- Qualifikation, trifft das Team um Rekordnationalspielerin Prinz im zweiten Vorrundenspiel am 30. Juni in Frankfurt/Main auf Nigeria treffen. Gegen diesen Gegner gab es zwar vergangene Woche ein 8:0, aber Neid hatte gleich gewarnt. Danach geht's in Mönchengladbach (5. Juli) gegen das Frankreich. Auch gegen Kanada hatte die deutsche Auswahl kürzlich deutlich gewonnen (5:0), doch Neid warnte: „Nigeria und Kanada werden nächstes Jahr mit Sicherheit anders auftreten.“
Als Gruppenerster würde Deutschland am 9. Juli in Wolfsburg auf den Zweiten der Gruppe B treffen: Hier spielen die gesetzten Japanerinnen, Neuseeland, Mexiko und England. „Jetzt ist die Katze aus dem Sack, ich freue mich tierisch auf die WM“, meinte Nationaltorhüterin Nadine Angerer. „Es hätte mit Sicherheit schlimmer kommen können, aber wir werden nicht den Fehler machen, jemanden zu unterschätzen. Nigeria und Frankreich sind immer Wundertüten.“
Die starken Gruppe C führt der dreimalige Olympiasieger, zweimalige Weltmeister und FIFA-Weltranglistenerste USA an. Die Amerikanerinnen konnten sich zwar erst über die Play-Offs gegen Italien qualifizieren, gelten aber als WM-Mitfavoritinnen und müssen sich zunächst gegen Nordkorea, Kolumbien und Schweden beweisen. In der Gruppe D spielen Vize-Weltmeister Brasilien, Australien, Norwegen und WM-Neuling Äquatorial-Guinea. Neben Berlin, Frankfurt/Main, wo am 17. Juli das Finale steigt, Mönchengladbach und Wolfsburg sind Augsburg, Bochum, Bielefeld, Dresden und Sinsheim die WM-Spielorte.
Am Auslosungsabend startete auch die dritte Verkaufsphase mit 150 000 Tickets, darunter 50 000 für die Spiele der deutschen Mannschaft. Über 350 000 der insgesamt 700 000 WM-Eintrittskarten sind inzwischen weg. „Mit dieser WM wollen wir wirklich Geschichte schreiben“, betonte Organisationschefin Steffi Jones. Den Ausfall von Kahn bedauerte sie lächelnd: „Schade, Oliver hat sich ja noch nie so zum Frauenfußball geäußert. Wenn er das heute nicht richtig gemacht hätte, hätte ich den Knüppel ausgepackt.“ Zuvor hatte bereits FIFA-Präsident Joseph Blatter abgesagt, der gerade beim Weltverband mit der Aufarbeitung der Korruptionsaffäre einiges zu tun hat.