Die jungen Wilden: Neid-Lob für Maier und Co.
Paderborn (dpa) - Nach einer Serie von Ausfällen fährt die deutsche Frauen-Nationalelf mit einem Haufen junger Spielerinnen zur Europameisterschaft nach Schweden. Im Testspiel gegen Kanada haben die Neuen gezeigt, was in ihnen steckt.
Ihr Kopf ist knallrot, ihre blonden Haare kleben an den Schläfen, ihre Augen leuchten vor Glück. Leonie Maier steht vor einer Schaar Journalisten, ihre Stimme überholt sich fast selbst beim Reden. Eine Stunde zuvor hat die Fußball-Nationalspielerin in der Benteler-Arena in Paderborn Deutschland zum 1:0-Sieg im EM-Testspiel gegen Kanada geschossen. Es war ihr erstes Tor bei einem Fußball-Länderspiel und der entscheidende Treffer der Partie. „Ich war riesig froh, dass der Ball drin war“, sagt die 20-Jährige mit einem Lächeln, während ihre Hände eine Wasserflasche umklammert.
Erleichterung, Freude, Aufregung, Nervosität, Druck - an diesen Gefühlsmix müssen sich Maier und die anderen jungen Frauen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft noch gewöhnen. Acht Spielerinnen im EM-Kader sind 21 Jahre oder jünger: Laura Benkarth im Tor; Jennifer Cramer, Leonie Maier und Luisa Wensing in der Abwehr; Lena Lotzen und Dzsenifer Marozsan im Angriff; Melanie Leupolz im Mittelfeld. Die jüngste Spielerin ist mit 18 Jahren Sara Däbritz ebenfalls im Mittelfeld.
Verletzungspech und eine Serie von Ausfällen hat dafür gesorgt, dass Nationaltrainerin Silvia Neid die Mannschaft neu ordnen muss. Sonst hätte sie viele der „jungen Wilden“ zuhause gelassen, und Alteingesessene wie Alexandra Popp oder Linda Bresonik zur Europameisterschaft nach Schweden mitgenommen. Diese Tatsache spricht allerdings nicht gegen die spielerischen Qualitäten der jungen Fußballerinnen. „Die haben mich beeindruckt“, sagt Torhüterin Nadine Angerer nach dem Spiel gegen Kanada. Mit ihren 34 Jahren fühle sie sich wie die Mama der Mannschaft, scherzt sie.
Auch Neid findet viel Lob für die neue Generation in ihrer Mannschaft. Maier habe „eine tolle Ballbehandlung, strahlt viel Ruhe aus und ist körperlich fit. Sie hat mir bei den Lehrgängen sehr gut gefallen,“ urteilt die Trainerin. „Leonie hat eine große Zukunft vor sich.“ Über Melanie Leupolz, die in Essen ihr erstes Länderspiel absolvierte, sagt Neid: „Man sieht, dass auch sie große Qualitäten hat. Sie ist mutig, zieht auch mal einen Ball zurück.“
Leupolz selbst beantwortet die Fragen der Journalisten mit einem ebenso roten Kopf und einem ebenso breiten Lächeln wie ihre Teamkollegin Maier. Ihre Leistung beurteilt sie aber strenger als die Trainerin. „Ich muss meine Nervosität ablegen,“ gibt die Spielerin des SC Freiburg zu. Das gilt auch für Maier, Lotzen und Co. Ansonsten zeichnet die jungen Fußballerinnen vor allem ihre Begeisterung auf dem Rasen aus. „Ich hab mich riesig gefreut und wollte einfach nur Fußball spielen“, sagt Leupolz.