Die neue Lira: Hochzeit und eine neue Ernsthaftigkeit
Frankfurt/Main (dpa) - Den Namen Fatmire Bajramaj werden die Fans künftig vergeblich suchen. Die Fußball-Nationalspielerin mit Glamour-Faktor, die von allen nur Lira gerufen wird, heiratet am Dienstag ihren Verlobten Enis Alushi vom 1. FC Kaiserslautern.
„Bajramaj kommt dann weg, die Leute müssen sich schnell an Alushi gewöhnen“, sagte die 25-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. Über die standesamtliche Trauung in ihrer Heimatstadt Mönchengladbach verriet sie: „Es wird erstmal nur im engsten Kreis gefeiert. Die ganz große Party kommt nächstes Jahr im Sommer.“
Die Heirat und der neue Name stehen symbolisch für eine wiedererstarkte, veränderte junge Frau. „Ich bin jetzt eine erwachsenere, etwas ernstere Lira“, sagte die Mittelfeldspielerin des Bundesliga-Tabellenführers 1. FFC Frankfurt. Am Sonntag, im mit 3:0 gewonnenen Spitzenspiel bei ihrem Ex-Club Turbine Potsdam, zeigte die Edeltechnikerin wie so oft in den vergangenen Wochen wieder eine Top-Leistung. Kämpferischer und schnörkelloser als früher agierte sie - und erzielte das Tor zum Endstand.
Im Karl-Liebknecht-Stadion schloss sich der Kreis: Beim vorherigen Gastspiel Ende September 2012 war dort ihr Kreuzband gerissen. „Die Verletzung hat mich geprägt“, erzählte Bajramaj. „Ich habe gelernt, dass ich Geduld haben muss, und es hat Klick gemacht: 'So jetzt musst du mal aufwachen und dich ein bisschen verändern.'“ Zur filmreifen Liebesgeschichte mit ihrem Enis (27) gehört, dass sich der Zweitliga-Kicker fast zeitgleich dieselbe Verletzung zuzog. Die gemeinsame Reha schweißte das Paar noch enger zusammen.
Die Dribbelkönigin und Strahlefrau des deutschen Frauenfußballs wirkte auf ihrem Weg zurück manchmal wie ein Schatten ihrer selbst. Bei der gewonnenen Europameisterschaft in Schweden kam sie nach der langen Zwangspause nur auf 26 Einsatzminuten. Inzwischen feierte „Deutschlands Fußballerin des Jahres 2011“ bei den Torfestivals in der WM-Qualifikation ihr Startelf-Comeback. Bundestrainerin Silvia Neid bescheinigte ihr unlängst: „Sie hat gezeigt, dass sie wieder die Alte sein kann.“
Auch in ihrem Verein ist die 67-fache Nationalspielerin (15 Tore) wieder Leistungsträgerin. Beim Herbstmeister Frankfurt profitiert sie auch vom neuen Coach Colin Bell, einem Laienprediger, der aus den Einzelstars endlich ein Team geformt hat. „Lira ist absolut wertvoll für die Mannschaft“, schwärmte Manager Siegfried Dietrich. Es klingt, als sei ein neuer Vertrag zur neuen Saison nur Formsache.
Wie das mit der Namensänderung ist, weiß Bajramaj von Célia Šašić, die vor ihrer Hochzeit im August Okoyino da Mbabi hieß. „Für sie war das anfangs immer komisch“, berichtete die Braut. Also neuer Name, komplett neue Lira? „Auf Schminke und Nagellack reduziert zu werden - das will ich nicht mehr“, hatte sie bei der EM betont. Und dann sieht man die herzerfrischende Fatmire (was Glück und Schönheit bedeutet) mit den lila-gelben Fußballschuhen und dem Augen-Make-Up und denkt: Irgendwie ist sie doch noch dieselbe.