EM-Countdown beginnt für DFB-Frauen mit Härtetest

Düsseldorf (dpa) - Kaltstart ins EM-Jahr: Weil die Bundesliga ihren regulären Spielbetrieb nach der Winterpause noch nicht aufgenommen hat, gehen Deutschlands beste Fußballerinnen fast ohne Spielpraxis in den Härtetest gegen den starken WM-Vierten Frankreich.

„Die Eindrücke sind für die Jahreszeit ganz gut. Man merkt, dass die Spielerinnen noch nicht so viele Spiele haben, aber sie sind sehr engagiert bei der Sache“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid nach fünf Trainingseinheiten ihrer Auswahl in Neu-Isenburg.

Am Dienstag reiste der DFB-Tross mit 21 Spielerinnen im Mannschaftsbus die rund 230 Kilometer nach Straßburg, wo am Mittwoch das erste Länderspiel 2013 ansteht. Normalerweise verrät Neid nie vorher ihre Aufstellung, doch vor dem Duell im Meinaustadion macht sie eine Ausnahme. Nicht die erfahrene Stammkeeperin und 2007-er Weltmeisterin Nadine Angerer wird das Tor hüten, sondern ihre 22 Jahre alte designierte Nachfolgerin Almuth Schult bekommt eine Bewährungschance und Spielpraxis.

„Wir brauchen eine Ersatztorhüterin mit Erfahrung, falls sich Nadine verletzen sollte. Nadine ist noch die bessere Torhüterin, aber Almuth ist auf einem guten Weg. Sie ist nicht mehr so weit weg wie vor einem Jahr“, erklärte Neid, die auf dem Weg zur EM in Schweden (10. - 28. Juli) auch bei den Feldspielerinnen rotieren lassen will.

Erbhöfe, Stammplatzgarantien oder Sentimentalitäten haben in Neids Fußball-Philosophie keinen Platz. Es zählt nur die Leistung. Gleichwohl soll sich am Status von Angerer als Nummer eins zunächst nichts ändern. Auch deshalb zeigt die 34-Jährige vom 1. FFC Frankfurt Verständnis dafür, dass ihre „Kronprinzessin“ gegen den neben Gastgeber Schweden wohl größten Titelkonkurrenten zwischen die Pfosten rückt. „Ich habe überhaupt kein Problem damit, obwohl auch klar ist, dass ich gern spiele“, sagte Angerer. „Ich kann auch die Trainerinnen verstehen, die hinsichtlich der EM auch der Nummer zwei Spielpraxis geben wollen.“

Weil die junge Keeperin aus Bad Neuenahr und Angerer gut miteinander auskommen, erwartet Neid „keinen Zickenkrieg“. Angerer bestätigt den entspannten Umgang mit der Herausforderin. „Almuth und ich verstehen uns supergut“, betonte „Natze“, die schon 112 Länderspiele auf dem Buckel hat, während die U-20-Weltmeisterin von 2010 vor ihrem neunten A-Einsatz steht.

Gegen die Französinnen kam die DFB-Elf, die seit dem WM-Aus 2011 in 18 Spielen unbesiegt ist, zum Ausklang des Vorjahres in Halle/Saale nur zu einem mageren 1:1. Auch im Rückspiel, dass wie das Männerduell vor einer Woche im Zeichen der Feiern zum vor 50 Jahren unterzeichneten deutsch-französischen Freundschaftsvertrags steht, erwartet Neid gegen die Elf von Bruno Bini harte Arbeit.

„Die Französinnen haben eine unglaublich gute Technik. In Halle waren wir keinen Deut besser als sie. Da hatten wir viele Fehlpässe und haben nicht gut verteidigt“, ergänzt die Cheftrainerin, die trotz der Ausfälle der verletzten Linda Bresonik, Lira Bajramaj und Simone Laudehr auf eine taktische und spielerische Verbesserung setzt.