Ende mit Wehmut und Kritik: Letzer DFB-Hallenpokal
Magdeburg (dpa) - Das Ende hatte Symbolcharakter. Schon vor der Siegerehrung erlosch in der ausverkauften Magdeburger GETEC-Arena die Hallenbeleuchtung und aus den Lautsprechern dröhnte der Fußball- Klassiker „You'll never walk alone“.
Im dürren Scheinwerferschein und unter dem Jubel der 4634 Fans nahmen die Fußballerinnen von Bayer Leverkusen die Trophäe des 21. und letzten DFB-Hallenpokals der Frauen entgegen - danach war das traditionsreiche Turnier Geschichte.
„Ich spreche für alle Trainer“, sagte Bayer-Coach Thomas Obliers vom überraschenden, aber verdienten Siegerteam nach dem 1:0-Finalerfolg gegen den deutschen Meister VfL Wolfsburg. „Es war leider das letzte Turnier. Wir alle bedauern das Aus sehr und hätten den Hallenpokal gern erhalten.“ Auch bei Frauen-Welttrainer Ralf Kellermann vom unterlegenen Champions-League-Sieger Wolfsburg kam etwas Wehmut auf. „Tolle Stimmung, viele Tore. Alle haben wieder Werbung gemacht für unsere Sportart. Wenn, dann hätten wir das Turnier gern in dieser Form weitergespielt. Ansonsten aber nicht.“
Der seit 1994 an verschiedenen Orten ausgetragene Hallen-Cup mit allen zwölf Frauen-Bundesligisten fand zum letzten Mal statt, weil der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seinen Masterplan umsetzt und von 2016 an offizielle Hallenturniere auf allen Ebenen nur noch nach Futsal-Regeln duldet. Damit folgt der DFB dem Weltverband FIFA, der international nur Futsal-Regeln zulässt und allen Mitgliedsverbänden die Förderung der hierzulande weitgehend unbekannten Hallen-Variante empfiehlt.
Anders als vom DFB im Vorfeld kolportiert, macht die FIFA den Mitgliedern aber keinerlei Vorschriften. „Wir haben den Verbänden in keiner Weise und zu keinem Zeitpunkt Forderungen oder Bedingungen gestellt, die Futsal-Regeln bei Hallenturnieren anzuwenden“, hatte eine FIFA-Sprecherin erklärt.
So war das Aus des bei Spielerinnen, Clubs und Fans beliebten Budenzaubers keineswegs unausweichlich. Einen Hallen-Cup nach Futsal-Regeln hatte die Bundesliga aber kategorisch abgelehnt, weil er sich grundsätzlich vom herkömmlichen Hallen-Fußball unterscheidet. „Von Futsal sind wir nicht so begeistert“, sagte Obliers. „Das ist eine komplett andere Sportart.“ Auch Bundestrainerin Silvia Neid bedauerte das Ende des Turniers: „Ich bin immer sehr gern hierhergekommen. Es war ein schönes Event.“
Hannelore Ratzeburg versuchte in Magdeburg, den vom DFB-Bundestag 2013 beschlossenen Weg zu erläutern und die Kritiker zu beruhigen. „Es gibt kein Zurück mehr. Es tut vielleicht im Moment weh, aber irgendwann muss man eine Entscheidung treffen. Die FIFA kennt nur Futsal und wir wollten jetzt diesen Schnitt machen“, sagte die DFB-Vizepräsidentin. Sie räumte aber ein, dass auch wirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle beim Aus des Hallencups gespielt haben. „Wir erreichen nicht die große Öffentlichkeit, weil die großen Fernsehanstalten das Turnier nicht übertragen.“
Die größte sportliche Überraschung in Magdeburg war das sang- und klanglose Vorrunden-Scheitern von Vorjahressieger Turbine Potsdam, der wie Halbfinalist 1. FFC Frankfurt den Hallen-Titel schon siebenmal gewonnen hatte. Zur besten Spielerin des Turniers wurde Frankfurts Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan gekürt, die auch als erfolgreichste Torschützin (fünf Treffer) ausgezeichnet wurde. Beste Torhüterin war Lisa Schmitz vom Siegerteam aus Leverkusen.