Europameisterinnen mit „Spaß“ im Spielrausch

Cottbus (dpa) - Die deutschen EM-Heldinnen zeigten kein Erbarmen mit den bedauernswerten Russinnen, die Fans standen vor Begeisterung auf den Sitzen.

„Irgendwann kam der Punkt, da haben wir sie nur noch vernichtet“, beschrieb Simone Laudehr das Gefühl auf dem Platz, doch die 27 Jahre alte Mittelfeldspielerin des 1. FFC Frankfurt meinte es weit weniger martialisch als es klang. Gleichwohl verhieß auch eine weitere Feststellung der 27-Jährigen nach dem bemerkenswerten 9:0 (4:0)-Schützenfest in Cottbus gegen Russland zum Auftakt der WM-Qualifikation nichts Gutes für die weiteren Gegner Slowenien, Kroatien, die Slowakei und Irland. „Russland ist noch das beste Team in unserer Gruppe“, sagte Laudehr.

Silvia Neid bemühte sich, die rauschende Fußball-Party vor 10 031 Fans im Stadion der Freundschaft zu relativieren. Ein schwieriges Unterfangen nach Toren wie am Fließband gegen den gedemütigten EM-Neunten. „Das 9:0 freut uns, aber wir werden jetzt sicher nicht mit 18:0 gegen die anderen Mannschaften gewinnen“, betonte die Bundestrainerin, die gleichwohl an ihrer Einschätzung festhielt: „Russland ist der schwerste Gruppengegner. In den ersten 15 Minuten hat man gesehen, dass Russland eine gute Mannschaft sein kann. Da war sie aggressiv und zweikampfstark.“

Nach dem 1:0 durch Celia Sasic (22./Foulelfmeter) und den schnell folgenden Treffern von Nadine Keßler (25.) und Dzsenifer Marozsan (26.) war es dann aber schon vorbei mit der Gegenwehr der Russinnen, deren Trainer Sergej Lawrentjew es die Sprache verschlug. „Das Spiel zu kommentieren, fällt mir schwer. Wir haben praktisch nichts getan“, meinte er zerknirscht.

„Wenn man in so kurzer Zeit das 2:0 und 3:0 macht, kommt man richtig gut rein ins Spiel“, erläuterte Neid. Marozsan (37.) mit ihrem zweiten Tor sowie die stark formverbesserte Lira Bajramaj (73.), Melanie Leupolz (76.), Lena Goeßling (80.), erneut Keßler (85.) und Bianca Schmidt (87.) schraubten den Sieg wie im Training in die Höhe. „Wir haben uns in einen Rausch gespielt“, befand Sasic.

Neid freut sich nicht nur über die drei Punkte, mit denen man sich gleich an die Spitze der Qualifikationsgruppe 1 setzte, sondern vor allem über den „Charakter der Mannschaft“, die die Partie von Beginn an sehr ernst nahm und trotz klarer Führung nie nachließ bei ihrem Offensivspektakel. „Es war Spielfreude da, es war Spielwitz da, es waren präzise Abschlüsse da. Jeder wollte sich nochmal einreihen in die Torfolge“, lobte die 49-Jährige. „Was mir richtig gut gefallen hat: Dass sie sich nicht ausgeruht haben auf einem 4, 5, 6:0, sondern den Zuschauern noch was geboten haben. Das war einfach klasse!“

Nächster Gegner des achtmaligen Europameisters ist am 26. Oktober in Koper Slowenien, vier Tage später steigt in Frankfurt/Main das Heimspiel gegen Kroatien (18.00 Uhr/ARD). Angesichts der Dominanz der DFB-Elite ist nicht davon auszugehen, dass eines der Teams auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2015 in Kanada zum Stolperstein werden könnte. Womöglich lautet das Fazit von Marozsan dann auch: „Am Ende lief es von allein. Da hat es einfach nur noch Spaß gemacht.“