Inka Grings: Ich bin kein Wandervogel
Die Fußball-Nationalspielerin über Düsseldorf und Köln, eine schwierige Vergangenheit und den großen Moment.
Düsseldorf. Sie kommt aus Düsseldorf, spielt in Duisburg Fußball, wohnt in Köln und will in diesem Jahr in Deutschland Fußball-Weltmeisterin werden. Keine in der Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid schießt mehr Tore als Inka Grings. Am Dienstag steht der Test gegen die Niederlande in Aachen (16.30 Uhr/ARD) auf dem Kalender.
Sind Sie eigentlich noch oft in Düsseldorf?
Inka Grings: Natürlich, ich bin Düsseldorferin. Meine Familie wohnt dort, Düsseldorf ist eine Superstadt, ich bin sehr gerne dort.
Deshalb sind Sie ja wahrscheinlich auch nach Köln gezogen?
Grings: Sollen wir das Gespräch jetzt schon beenden? Eigentlich hatte es doch ganz nett angefangen.
Auffällig ist, dass Sie professionell immer nur in Duisburg gespielt haben. Man sollte doch erwarten, dass ambitionierte Fußball-Nationalspielerinnen vielleicht auch einmal ins Ausland wechseln. Oder in der Bundesliga nach Potsdam. Oder Frankfurt.
Grings: Ich bin aber nun einmal sehr bodenständig. Und nicht der Typ Wandervogel. In Duisburg hat es immer gepasst, ich hatte nie das Gefühl, woanders hingehen zu müssen.
Man sollte meinen, ambitionierte Fußballerinnen hätten eine Fußballerin zum Idol. Bei Ihnen ist es aber Steffi Graf. Warum?
Grings: Sie hat mich immer fasziniert. Ich spiele selbst auch weiter Tennis, aber nicht mehr so viel wie früher. Damals in Eller habe ich davon geträumt, Tennisprofi zu werden, bin aber Fußballprofi geworden. Und so ganz schlecht bin ich ja nicht.
Kann man sagen. Obwohl Sie erst 2009 wieder in die Nationalmannschaft gekommen sind. Fast drei Jahre waren Sie nicht dabei, dafür hat sich der Boulevard sehr für Ihr Privatleben interessiert.
Grings: Diesen Abschnitt hätte ich mir sparen können, aber ich habe meinen Weg gefunden. Ich bin reifer geworden, das braucht Zeit. Mein Vater ist 2006 gestorben, das sind Einschnitte. Aber die Zeit vor 2009 ist vorbei. Ich habe viel aus diesen Dingen gelernt.
Sie galten als Rebellin, Sie haben immer den Mund aufgemacht.
Grings: Ich wüsste nicht, was falsch daran sein sollte. Man wird nur durch Erfahrungen klug. Das sagt man doch, oder? Ich bin diplomatischer geworden, älter, erfahrener, wie Sie das auch immer nennen wollen.
Was ist heute anders als damals?
Grings: Vieles. Wir haben heute in der Nationalmannschaft einen Betreuerstab, der 18 Leute umfasst, bei 21 Nationalspielerinnen also fast ein Verhältnis von 1:1. Das ist überhaupt nicht mehr mit damals vergleichbar.
Die Weltmeisterschaft ist ihre zweite nach 1999. Ihre erste richtige?
Grings: 1999 war auch schon eine richtige Weltmeisterschaft, stellen Sie sich das einmal vor. Aber im eigenen Land ist das natürlich etwas anderes. Auch 1999 habe ich gespielt, aber 2011 ist anders. Wir sind Welt-und Europameister, wir wollen den Titel. Das ist unser Ziel.
Sonja Fuss ist wie Sie 32 Jahre alt, aber nicht nominiert. Was sie als Höchststrafe bezeichnet hat. Können Sie das nachvollziehen?
Grings: Natürlich kann ich das nachvollziehen. Das ist ganz bitter, wenn man bei einer Weltmeisterschaft im eigenen Land nicht dabei ist. Das ist im Moment schwer, das ist traurig. Aber Sonja muss es akzeptieren.
Es gibt im Leben einer Sportlerin große Momente, an die man immer zurückdenkt. Kennen Sie solche Momente?
Grings: Ja, es gibt sicher solche Momente, aber der ganz große Moment für mich ist der, den ich noch nicht erlebt habe. Nach dem Finale der Weltmeisterschaft den Pokal in Händen zu halten. Ich stelle mir das gewaltig vor, ein absolutes Highlight.
Und danach?
Grings: Die Weltmeisterschaft in Deutschlandhat Priorität, weiter denke ich im Moment nicht.