Internationale Frauen-Konkurrenz will DFB-Elf stürzen

Düsseldorf (dpa) - Auch in Schweden geht Abonnements-Europameister Deutschland mit großen Ambitionen an den Start. Die Konkurrenz will den Titelverteidiger aber endlich vom Sockel stoßen.

„Wenn wir gegen Deutschland spielen müssen, haben wir keine Angst mehr“, tönt die französische Nationalspielerin Camille Abily vor dem Turnier in Schweden vom 10. bis 28. Juli. Die Mittelfeldspielerin, die mit Olympique Lyon mehrfach die Champions League gewann, will nun auch mit der Equipe Tricolore auf Europas Thron: „Wir haben die Chance, die EM zu gewinnen.“

Unglaublich: Seit 20 Jahren, seit dem verlorenen Spiel um Platz drei gegen Dänemark am 3. Juli 1993 in Italien hat keine deutsche Frauen-Auswahl mehr ein EM-Spiel verloren. Sogar Bundestrainerin Silvia Neid, die an allen sieben Titelgewinnen entweder als Spielerin oder Trainerin beteiligt war, kann nachvollziehen, dass die Konkurrenten gern mehr als nur EM-Staffage sein wollen: „Die anderen Nationen haben sicher keinen Bock mehr, dass wir immer gewinnen.“

Wegen der vielen verletzungsbedingten Ausfälle schickt die 49 Jahre alte DFB-Trainerin diesmal ein extrem junges Team ins Rennen. Vielleicht eine Chance für England, Frankreich, Norwegen oder Gastgeber Schweden. Vor allem dieses Quartett scheint in der Lage, dem DFB-Team Paroli zu bieten. Am gefährlichsten sind wohl die Französinnen. Das Team von Trainer Bruno Bini besteht zu einem Großteil aus Spielerinnen von Meister Lyon. „Es ist schon ein großer Vorteil, dass wir uns so gut kennen, wir trainieren ja zweimal am Tag miteinander - deshalb verstehen wir uns fast blind“, erläutert Abili.

Wahl-Französin Annike Krahn, die seit einem Jahr für Lyons größten nationalen Rivalen Paris St. Germain spielt, hat großen Respekt vor der französischen Mannschaft, „aber keine Angst“. „Sie haben unglaublich viel Qualität im Kader, sind technisch versiert. Aber wir sind auch nicht schlecht“, sagt die Innenverteidigerin. Die Bochumerin verweist vor allem auf die Offensivstärken des Gegners, hält Frankreichs Abwehr aber für verwundbar.

Zum zweiten Mal nach der EURO in Finnland 2009, als Deutschland im Finale gegen England mit 6:2 triumphierte, sind zwölf Mannschaften bei der EM. Während sich die DFB-Elf um Spielführerin Nadine Angerer in der Vorrundengruppe B (Spielorte Växjö und Kalmar) mit den Niederlanden, Island und Norwegen auseinandersetzen muss, trifft Frankreich in Gruppe C (Linköping/Norrköping) auf Russland, Spanien und England. Schweden bekommt es vor eigenem Publikum in der Gruppe A (Halmstad/Göteborg) mit Dänemark, Finnland und Italien zu tun. Für das Viertelfinale qualifizieren sich jeweils die beiden Gruppenbesten sowie die zwei besten Gruppendritten. Dann geht es im K.o.-System weiter bis zum Finale in Solna in der Provinz Stockholm.

Auch für DFB-Torhüterin Angerer gehören die „üblichen Verdächtigen“ zu den Favoriten. Um sich mit der jungen deutschen Mannschaft (Durchschnittsalter 23,5 Jahre) auf kontinentaler Bühne erneut durchzusetzen, brauche man eine „positive Arroganz“, fordert Angerer im Interview mit „uefa.com“. Sie ist sicher, dass man nichts geschenkt bekommt, will aber mit der DFB-Elf den sechsten Titel nacheinander seit 1995: „Ich hätte Lust, diese Serie auszubauen.“