EM-Kader gesucht Jones: Keine Freifahrtscheine für Olympiasiegerinnen
Erfurt (dpa) - Steffi Jones wollte den Sieg gegen Kanada weder schönreden noch die Leistung der deutschen Fußball-Frauen besonders kritisieren.
Die Bundestrainerin war nach dem 2:1 (1:1) in Erfurt einfach nur froh, dieses prestigeträchtige Duell gegen den Olympia-Dritten und Weltranglisten-Fünften gewonnen zu haben. Und über die Erkenntnisse, die sie in Vorbereitung auf die EM-Endrunde vom 16. Juli bis 6. August in den Niederlanden sammeln konnte.
Dass ihre Elf spielerisch nicht geglänzt hatte, wusste die Bundestrainerin. „Es gibt einiges zu tun bis zur EM. Aber ich bin weiter guter Dinge und total optimistisch“, sagte Jones.
Dieser Optimismus gründet sich vor allem auf dem breiten Kader, den Jones vor ihrem ersten großen Turnier als Verantwortliche auserwählt hat. Rund 40 Kickerinnen durften sich in den vergangenen Monaten im A-Team beweisen. Von nun an wird aussortiert. „Wir werden mit 28 Spielerinnen in die Vorbereitung gehen. Und es wird keine Freifahrtscheine oder Geschenke geben“, kündigte die 44-Jährige an.
Was vor allem den derzeit verletzten Olympiasiegerinnen Melanie Leupolz, Lena Goeßling und Simone Laudehr gilt. „Ich stehe mit den Heimtrainern in engem Kontakt. Ab Mai sollten sie spielen, ansonsten wird es eng. Ich plane ausschließlich mit Spielerinnen, die fit sind“, betonte Jones. Denn in der Vorbereitung ab 18. Juni wird vor allem Wert auf fußballerische Dinge gelegt.
„Alle Kandidaten bekommen nach einer sieben bis zehn Tage langen Pause nach der Saison einen individuellen Fitnessplan für daheim. Ich erwarte alle körperlich in bestem Zustand“, forderte die Bundestrainerin.
In den Trainingslagern hat sie ohnehin viel zu tun. Denn das Kanada-Spiel offenbarte einmal mehr einige Problemzonen - von Baustellen wollte sie nicht sprechen. „In der Spieleröffnung müssen wir uns verbessern, in der Ballsicherung und vor allem im Angriff flexibler und effizienter werden“, sagte Jones.
Dass es dafür nur noch ein offizielles Testspiel gegen Brasilien am 4. Juli in Sandhausen gibt, sehen weder die Bundestrainerin noch die Spielerinnen als Problem an. „Wir werden wieder gegen Jungs oder untereinander Trainingsspiele machen, wo wir taktische Varianten durchspielen. Wir wollen besser werden, das ist klar. Aber wir haben auch die Qualität, dass das gelingen kann“, sagte Anja Mittag.
Für Kapitän Dszenifer Marozsan kommt es ohnehin mehr auf die Qualität der Gegner als auf die Quantität der Spiele an. „Wir hatten ein Super-Turnier in den USA, jetzt Kanada und dann noch Brasilien. Da lernt man am meisten. Ich bin damit glücklich“, sagte die Regisseurin des deutschen Teams.