Katar-Trainerin Staab schließt WM 2022 im Sommer aus

Doha/Katar (dpa) - Monika Staab verfolgt die Diskussionen um die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2022 in Katar seit einiger Zeit irritiert und amüsiert zugleich.

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Für die deutsche Nationaltrainerin des Frauenteams des Emirats ist eines sonnenklar: „Die WM kann nicht im Sommer stattfinden!“ Die 55 Jahre alte Fußball-Lehrerin weiß wovon sie spricht. Seit mehr als einem Jahr treibt Staab im Wüstenstaat die Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs voran. Sie kennt Land und Leute, die Strukturen und Probleme.

Im Interview der Nachrichtenagentur dpa berichtet Staab, die bereits in 68 Ländern der Erde im Auftrag des Weltverbandes FIFA gearbeitet hat, von ihren Erfahrungen in dem arabischen Land. Auf der einen Seite stehen die großen Anstrengungen der Verantwortlichen, die Infrastruktur auszubauen und eine tolle WM zu organisieren. Auf der anderen Seite sieht sich der umstrittene WM-Gastgeber heftiger Kritik an den zum Teil katastrophalen Bedingungen der Arbeiter ausgesetzt. Nicht zuletzt wird seit der WM-Vergabe weltweit darüber diskutiert, zu welchem Zeitpunkt das Weltturnier ausgetragen werden soll.

Anfang Januar hatte FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke mit der Aussage, die WM werde nicht im Sommer stattfinden, sondern „zwischen dem 15. November und spätestens dem 15. Januar“, für Wirbel gesorgt. Die FIFA dementierte daraufhin, dass eine Terminentscheidung schon getroffen worden sei.

Staab hält das alles für eine Scheindiskussion, weil die klimatischen Bedingungen ein Weltturnier im Sommer schlicht unmöglich machten. „Kein ausländischer Fußballfan kann hier im Sommer bei 45 Grad überleben. Kein normaler Mensch bewegt sich dann draußen, weil er keine Luft bekommt. Mitteleuropäer schon gar nicht“, betont die 55-Jährige, die mit ihren Nationalteams von der U 14 bis zur A-Elf entweder morgens um 5.00 oder abends um 21.00 Uhr trainiert.

Staab pflichtet Valcke inhaltlich bei: „Die WM muss in den Wintermonaten zwischen Oktober und März stattfinden. Anders geht es nicht.“ Es sei denn, man wolle auf ausländische Anhänger verzichten. „Aber es sollen doch Gäste und Fans aus aller Welt ins Land kommen, es kennenlernen, mit den Menschen in Kontakt treten.“

Staab schreibt Katar im arabischen Raum eine Vorreiterrolle zu. Das Land sei keine Demokratie, unternehme gleichwohl trotz der strukturellen Probleme große Anstrengungen. „Ich verstehe die Skepsis. In der Tat gibt es hier noch sehr viel zu tun, zu verbessern, vor allem bei den Arbeitsbedingungen und der Infrastruktur“, sagte sie. Doch die Regierung unternehme große Anstrengungen in vielen Bereichen. „Ich sage nicht, dass alles super ist. Aber dieses Land und die Menschen wollen sich weiterentwickeln. Ich finde es gut, dass die WM hierherkommt. Katar sieht sich als eine Art Türöffner für die arabische Welt.“

Als Beispiel nennt die im hessischen Dietzenbach geborene Globetrotterin die große Unterstützung des Frauensport-Komitees von Katar mit Präsidentin Ahlam Al Mana. So habe sich der Frauenfußball in den vergangenen Jahren rasant entwickeln können, auch wenn es in der religiösen und konservativen Bevölkerung noch viele Vorbehalte und Vorurteile gebe. Viele Väter wollten nicht, dass ihre Töchter in kurzen Hosen auf dem Fußballplatz dem Ball nachjagen. „Sie wollen ihre Töchter nicht öffentlich darstellen, sie sollen ja noch heiraten und eine Familie gründen.“

In der seit 2012 etablierten Liga mit sieben Mannschaften sind noch keine männlichen Zuschauer zugelassen, abgesehen von den Familienangehörigen. „Dort tragen die Spielerinnen kurze Hosen und Trikots. Bei Länderspielen dürfen auch Männer in die Stadien. Dann laufen die Spielerinnen mit Kopftüchern und Leggins unter den kurzen Sporthosen auf. Man merkt dann auch, wie stolz die Väter sind, wenn ihr Töchter das Nationaltrikot tragen“, berichtet Staab.

Insgesamt habe sich die Rolle der Frau in der katarischen Gesellschaft positiv gewandelt. „Viele gehen normal zu Arbeit, sind zum Teil in guten und verantwortlichen Positionen. Sie fahren Auto und können sich frei bewegen. Und zu Hause in den Familien haben die Frauen ohnehin das Sagen.“