Kein WM-Boom: Liga-Clubs erwarten mäßigen Aufwind

Berlin (dpa) - Mäßiger Aufschwung statt großer WM-Boom: Vier Wochen nach dem rauschenden Frauenfußball-Fest starten die Bundesligisten am Sonntag ohne überschwängliche Erwartungen in ihre neue Spielzeit.

Zwar berichten einige der zwölf Clubs in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa von gestiegenem Interesse der Zuschauer und Sponsoren. Doch während Branchenkrösus 1. FFC Frankfurt seinen Verkauf von Dauerkarten auf 700 verdoppelte, bewegen sich die Zahlen der Saisontickets bei kleineren Clubs wie der SG Essen-Schönebeck (45) oder USV Jena (unter 10) auf Minimalniveau.

Auch bei der Suche nach neuen Geldquellen sorgt das Heim-Turnier vielerorts bislang nicht für den gewünschten Aufwärtstrend. „Ein nachhaltiger Effekt von der Frauen-WM ist nicht zu spüren. Vielleicht ist die Wahrnehmung eine andere. Aber der Hype ist schnell wieder verpufft“, sagte Jürgen Brauße, Sportdirektor beim Aufsteiger 1. FC Lok Leipzig. „Es ist als Frauenbundesligist nach wie vor schwierig.“

Auch der FCR Duisburg sieht als Dritter des Vorjahres „noch viele Möglichkeiten“ im Sponsoring: „Während der WM war das Interesse groß, doch man hat uns nicht die Bude eingerannt“, meinte Geschäftsführer Timo Skrzypski. Bei Bayer Leverkusen gab es ebenfalls „vermehrt Kontakte, bei denen das Wort WM gefallen ist“, berichtete Geschäftsführerin Linda Peckhaus: „Aber es hat sich keiner speziell hier gemeldet, was eventuelles Sponsoring angeht.“

Wer auf einen „Riesen-Boom“ hoffe, der „hat von Fußball keine Ahnung“, hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger bereits vor Ende des Weltturniers mit vielen ausverkauften Stadien und Einschaltquoten von bis 17 Millionen Zuschauern geunkt. Da Nationalspielerinnen wie Fatmire Bajramaj oder Kim Kulig im Sommer als Werbegesichter glänzten und sich ins nationale Sportbewusstsein spielten, setzt aber nicht nur Freiburgs Trainer Milorad Pilipovic zumindest auf „etwas größere Aufmerksamkeit“. So wird beispielsweise der Punktspiel-Auftakt am Sonntag zwischen Vizemeister Frankfurt und Essen-Schönebeck live vom Hessischen Rundfunk übertragen. „So eine mediale Präsenz tut dem Frauenfußball gut“, sagte Pilipovic.

Von 834 Zuschauern im Vorjahr soll der Ligaschnitt zumindest in den vierstelligen Bereich klettern, Frankfurt kalkuliert mit bis zu 2500 Besuchern pro Partie. In Potsdam bewegt sich der Dauerkartenverkauf derzeit auf dem Niveau der vergangenen Spielzeit (rund 150), Duisburg meldet als dritter Meisterschaftsanwärter leicht steigende Werte und setzte 264 statt 182 Tickets ab. Clubs wie Bayern München oder Leverkusen geben nur Tageskarten aus, Freiburg oder der Hamburger SV verkaufen am ersten Heimspiel ihre Saisonbillets.

Auch bei den Etats zeichnet sich eine Mehrklassengesellschaft ab. So will der siebenmalige Meister aus Frankfurt mit einem Rekordetat von 1,7 Millionen Euro an den Glanz früherer Zeiten anknüpfen und kann so mit einigen Drittligisten bei den Männern mithalten, die DFB-Chef Zwanziger stets als Referenzgröße für die Zukunft angibt. Aufsteiger Leipzig stehen hingegen nach eigenen Angaben weniger als 500 000 Euro zur Verfügung. Dennoch setzt Ligasprecher und FFC-Manager Siegfried Dietrich auf einen langfristigen WM-Effekt: „Der Frauenfußball hat sich mitten in die Gesellschaft gespielt. Wir alle werden davon profitieren und versuchen, die mitreißende Atmosphäre in die Bundesliga mitzunehmen.“