Meisterduell: Wolfsburg will Abstand, Frankfurt Revanche
Wolfsburg (dpa) - Der nationale Gipfel des Jahres im Frauenfußball hat es in sich: Im letzten Spiel der Hinrunde will Titelverteidiger VfL Wolfsburg am Sonntag (11.30 Uhr) im direkten Duell den Vorsprung auf den Konkurrenten 1. FFC Frankfurt ausbauen.
Der Rekordmeister aus Hessen sinnt dagegen auf Revanche für die Schmach vom 8. Juni 2014, als die Kickerinnen aus der Autostadt den Traum vom achten Titel mit einem späten 2:1 zerstörten. „Wenn wir gewinnen, sind wir vier Punkte vor Frankfurt. Das gibt Schwung“, sagte Mittelfeldspielerin Lena Goeßling vor dem Topduell. Frankfurts Trainer Colin Bell dagegen ist sicher: „Wir haben die Lehren aus dem Spiel gezogen, wir werden konsequenter sein.“
Mit 26 Punkten sind die Wolfsburgerinnen wegen der schlechteren Tordifferenz derzeit Tabellen-Zweite hinter dem FC Bayern München. Auf dem dritten Platz folgt Frankfurt (25) vor Turbine Potsdam (22). Favoritinnen auf die „Herbstmeisterschaft“ sind die Münchnerinnen, die am Sonntag (14.00 Uhr) bei der SGS Essen antreten.
Der gegenseitige Respekt von Wolfsburg und Frankfurt ist groß. Beide haben in der Champions League das Viertelfinale erreicht. Erst im Finale in Berlin könnten die Clubs aufeinandertreffen. „Frankfurt hat jedes Jahr exzellente Einzelspielerinnen. Die haben sicherlich das beste Mittelfeld der Liga und verfügen auch im Angriff über enorme Qualität“, lobte Wolfsburgs Coach Ralf Kellermann. Sein Team müsse sich nicht verstecken. „Wir haben bislang hervorragend als Kollektiv gearbeitet.“ Der VfL-Trainer will das 2:1 aus dem Sommer als zusätzlichen Motivationsschub nutzen.
FFC-Coach Bell schiebt Wolfsburg wegen des Heimvorteils die Favoritenrolle zu. „Der Unterschied in der Qualität ist nicht sehr groß, wenn alle Spielerinnen fit sind.“ Der Engländer glaubt, dass sich seine Mannschaft entscheidend weiterentwickelt hat. „Seit Saisonbeginn ist unser Passspiel präziser und schneller.“ Das sei gegen Wolfsburg eminent wichtig, weil „man noch einen Tick weniger Zeit habe“. Bell fordert Konzentration vor allem in der Abwehr. „Wir haben zwar mehr Tore als Wolfsburg geschossen, dafür auch deutlich mehr kassiert.“
Ob Sieg, Niederlage oder Remis - eine Vorentscheidung im Titelkampf wird das Duell der Champions-League-Teilnehmer noch nicht bringen. Kellermann sieht im Spielplan Frankfurt bevorteilt. „Es ist ein absolutes Unding, dass Topspiele, die die Meisterschaft entscheiden, nach Länderspielabstellungen stattfinden“, erklärte Kellermann in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ (Freitag). Einig sind sich Kellermann und Bell in der immensen Belastung der vielen Nationalspielerinnen auf beiden Seiten mit Blick auf die WM 2015 in Kanada.
Mit dem Prestigeduell endet die Ära der Wolfsburgerinnen im VfL-Stadion. Zur Rückrunde ziehen die Fußballerinnen ins neu errichtete AOK-Stadion um. Zum Abschluss soll ein Jubiläum gefeiert werden: Bei Remis oder Sieg sind die Gastgeberinnen dann 50 Pflichtspiele im eigenen Stadion ohne Niederlage.