Nach Potsdams 1:5: Furcht vor dem Totalverlust
Lyon (dpa) - Mit gesenkten Köpfen verließen die Potsdamer Spielerinnen das Stade Gerland. Das Champions-League-Finale am 17. Mai in München werden die Fußballerinnen von Meister 1. FFC Turbine wohl nur am Fernseher oder auf der Tribüne verfolgen dürfen.
Vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen Cup-Verteidiger Olympique Lyon am kommenden Sonntag im Karl-Liebknecht-Stadion erscheint die Lage nach dem 1:5-Debakel beim französischen Meister beinahe aussichtslos. Die Lektion von Titelverteidiger Lyon im Dauerregen war für die erfahrenen Potsdamerinnen nur schwer zu verkraften. „Es ist nicht einfach, so etwas wegzustecken. Der Tag danach ist immer der Schlimmste“, sagte Turbine-Spielführerin Jennifer Zietz. „Aber so etwas passiert leider. Dass Lyon keine schlechte Mannschaft ist, hat man gesehen.“
Eine solche Pleite hatte Turbine Potsdam noch nie einstecken müssen. In 48 Europacupspielen verloren die „Torbienen“ ganze sechsmal, aber bislang nicht so hoch. Vergleichbar war bislang nur die Hinspiel-Niederlage im UEFA-Cup-Finale 2006 gegen den 1. FFC Frankfurt (0:4). National sind derartige Tiefschläge noch seltener. In der ersten Bundesligasaison 1994/95 gab es unter Trainer Frank Lange gegen Rumeln-Kaldenhausen, einen Vorläufer des FCR Duisburg, ein spektakuläres 0:11. Die letzte deprimierende Klatsche auf nationalem Terrain war das 0:7 im Pokalfinale 2009 gegen Duisburg.
Trotz der unübersehbaren Schwächephase der Potsdamerinnen in der Bundesliga-Rückrunde ist der vierte Meistertitel in Serie noch immer möglich. Der Vorsprung des Tabellenführers (41 Punkte) ist am Sonntag durch den 9:2-Sieg des Tabellenzweiten VfL Wolfsburg (40) bei Lok Leipzig jedoch auf einen Zähler zusammengeschmolzen. Duisburg (39) und Frankfurt (37) liegen fünf Runden vor Schluss ebenfalls in Lauerstellung. „Wir können in diesem Jahr alles verlieren. Es sieht so aus, als wenn das nicht so weit her geholt ist“, orakelte Trainer Bernd Schröder. „Wenn wir so in der Meisterschaft spielen, werden wir nur Vierter.“
Für die erneute Champions-League-Qualifikation müsste aber mindestens Rang zwei her. Nach der Offenbarung von Lyon will sich Turbine national schadlos halten. „Für die Meisterschaft heißt das gar nichts. Das ist ein anderer Wettbewerb“, sagte Nationalspielerin Viola Odebrecht. Auch Jennifer Zietz gab sich in den Katakomben der WM-Arena von Lyon trotzig. „Wir stehen in der Meisterschaft oben, da muss man so etwas wegstecken können“, sagte Potsdams Spielführerin. „Wir haben uns in der Bundesliga diese Ausgangsposition erarbeitet. Sollen wir uns das alles wegen eines Spiels kaputt machen lassen?“