Neid plant Rotation ohne Risiko gegen Thailand

Winnipeg (dpa) - Beim Kampf um den Gruppensieg gibt es keine Kompromisse, auch wenn Silvia Neid gegen Thailand zahlreiche personelle Änderungen plant. Das kündigte die Bundestrainerin in Winnipeg an.

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„Eigentlich bleibt man gerne im Spielrhythmus, wenn es ein normales Turnier ist. Aber diese WM ist wegen der schwierigen Umstände kein normales Turnier“, sagte Neid vor dem Abschlusstraining im Stadion. „Es ist ein wichtiger Aspekt, dass wir viele Spielerinnen bringen, damit sie ins Turnier finden.“

Ganz gegen ihre Gewohnheiten legte sich Neid sogar bereits auf einige Änderungen fest. Die zuletzt wegen einer Schambeinprellung pausierende Melanie Leupolz kehrt in die Anfangself zurück. Simone Laudehr (leichte Bauchmuskelzerrung) bekommt eine Pause. Auch Alexandra Popp (Kniereizung) wird nicht auflaufen. Es ist davon auszugehen, dass weitere vier bis fünf Positionen neu besetzt werden. Gleichwohl spiele man gegen den Außenseiter voll auf Sieg und werde keine Rücksicht nehmen. „Wir wollen Gruppen-Erster werden und unsere Chancen nutzen. Wir wollen ja mit Selbstbewusstsein aus den Spiel gehen“, betonte Neid.

Taktieren ist nicht angesagt. Auf Rechenspielchen lässt sich auch Tabea Kemme in Bezug auf die Achtelfinal-Qualifikation nicht ein. „Ich bin hier nicht bei der Mathematik-Olympiade“, sagte die Linksverteidigerin vor dem Duell mit den Asiatinnen unmissverständlich. „Diese Rechnerei macht mich eher nervöser. Wir haben den Titeltraum. Und wenn wir diesen verwirklichen wollen, müssen wir jeden Gegner besiegen.“

Kemmes Pendant auf der rechten Abwehrseite, Leonie Maier, beschäftigt sich ebenfalls „überhaupt nicht“ mit irgendwelchen Was-wäre-wenn-Szenarien. „Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Wir sollten unsere Kräfte in was anderes reinstecken als über Dinge nachzudenken, die wir nicht beeinflussen können“, betonte die Verteidigerin vom deutschen Meister Bayern München. Im Duell am Montag rechnet Maier mit heftiger Gegenwehr, auch wenn der WM-Neuling krasser Außenseiter sei. „Sie werden uns keine Punkte schenken. Da müssen wir wieder von Anfang an Spielfreude zeigen und bis zum Schluss den Kampfmodus einschalten.“

Die Ausgangslage in der Gruppe B ist einfach: Deutschland geht als Tabellenführer (4 Zähler) vor den punktgleichen, aber mit einer um sechs Tore schlechteren Tordifferenz ausgestatteten Norwegerinnen in den abschließenden Gruppen-Spieltag. Dass sein Team gegen die Elfenbeinküste mit sechs oder mehr Toren höher gewinnt als die DFB-Elf gegen Thailand, glaubt selbst Norwegens Trainer-Fuchs Even Pellerud nicht. Der 61-Jährige hatte sich bereits nach dem 1:1 im Duell mit der DFB-Elf mit dem zweiten Platz abgefunden.

Wie krass die Rotation ausfällt, wird sich erst am Spieltag zeigen. Auch die Spielerinnen wissen noch nicht, wen es trifft. „Inwiefern die Trainerin rotieren lässt, werden wir auch erst noch gewahr“, meinte Kemme. Maier gab zu, dass die Spiele „kraftraubend“ gewesen seien. Beide gehören ebenfalls zu den Kandidatinnen für eine Pause, weil sie die ersten beiden Partien 90 Minuten lang durchspielten.

So oder so, ein Sieg gegen das Team von Trainerin Nuengrutai Srathongvian, das 0:4 gegen Norwegen verloren hatte, ist für den zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameister wohl kaum mehr als eine Pflichtübung. Allerdings gebietet es der Respekt, dass Neid den Gegner lobt: „Ich finde, Tailand hat sich in den vergangegen Jahren sehr gut entwickelt. Wir werden sie sicher nicht unterschätzen.“