Neid sehr zufrieden: DFB-Frauen schon in WM-Form
Fürth (dpa) - Selbst die stets kritische und zur Perfektion neigende Bundestrainerin hatte nach dem unerwartet klaren 4:0-Sieg gegen Brasilien nichts zu meckern.
„Wir freuen uns natürlich sehr über diesen Sieg, die Tore, das Spiel an sich. Ich bin total zufrieden, wie die Spielerinnen das umgesetzt haben. Man hat gemerkt, dass sie das letzte Spiel in Deutschland vor der WM genießen wollten“, sagte Silvia Neid den überzeugenden Auftritt der deutschen Fußball-Frauen knapp acht Wochen vor der Weltmeisterschaft in Kanada.
„Vier Tore sind schon eine Hausnummer“, stellte Melanie Leupolz zufrieden fest. „Das steigert die Vorfreude auf die WM. Wir wissen, dass wir gegen Topteams gewinnen können.“ Die Mittelfeldspielerin vom FC Bayern München trug mit ihrem Treffer zum 3:0 zum Sieg bei und erhielt danach ein Lob von Neid: „Sie ist sehr zweikampfstark, hat viel nach hinten gearbeitet und nach vorne für Furore gesorgt.“
Das traf auch auf Simone Laudehr zu. Die Frankfurterin, die mit einem Vereinswechsel liebäugelt, glänzte mit zwei Assists und dem Tor zum 2:0. „Ich habe Spaß am Fußball und versuche, mich in jedes Training und jedes Spiel reinzufuchsen“, sagte die 28-Jährige. Die weiteren Treffer erzielten ihre Vereinskolleginnen Celia Sasic per Foulelfmeter und Dzsenifer Marozsan. „Das gibt Selbstvertrauen. Ich freue mich schon auf die WM“, bilanzierte Laudehr.
Dass es gegen den Südamerikameister um Superstar Marta mit Ausnahme der ersten 20 Minuten nahezu perfekt lief, überraschte Neid ein wenig. Denn zum vorgeschalteten Kurz-Trainingslager in Herzogenaurach waren die meisten Spielerinnen müde und ausgelaugt angereist. „Wir hatten das Problem, dass viele überspielt und überhaupt nicht in Form waren. Wir haben das Training drastisch reduziert und die Spielerinnen gehegt und gepflegt“, berichtete die Bundestrainerin.
Der tolle Auftritt vor 15 043 Fans brachte ihr die Gewissheit, dass die Spielerinnen ihre Hausaufgaben im Athletikbereich trotz der hohen Belastung im Liga-Alltag erledigt haben. Nun hofft Neid bis zum Beginn des WM-Trainingslagers am 18. Mai, zu dem die 50-Jährige 22 Feldspielerinnen und vier Torhüterinnen einladen will, auf die Genesung weiterer Leistungsträgerinnen wie Lira Alushi oder Lena Goeßling.
Am 24. Mai muss Neid, die 2016 abtritt, den 23-köpfigen Kader für ihre letzte WM benennen. Drei Tage später steht der finale Test gegen Gastgeber Schweiz an, ehe am 6. Juni mit dem Spiel gegen die Elfenbeinküste die Titel-Mission für den zweimaligen Weltmeister bei der Endrunde in Kanada beginnt.
Auf dem Weg dorthin wollen sich Trainerin und Spielerinnen durch nichts ablenken lassen - auch nicht vom Sieg gegen Brasilien. „Ich möchte realistisch sein und nicht so emotional. Wir können das einordnen und bewerten es nicht über“, sagte Neid. Kapitän Nadine Angerer gab zu Protokoll: „Ich bin nicht so naiv und denke, jetzt werden wir automatisch Weltmeister. Wir lassen uns von dem 4:0 nicht blenden. Wir gucken auf andere Dinge, an denen wir noch arbeiten müssen.“