Endspiel in Enschede Oranje-Frauen wollen EM-Titel gegen Dänemark
Enschede (dpa) - Arjen Robben und Co. sind momentan out, die Herzen der niederländischen Fußball-Fans gehören derzeit ihren kickenden Frauen.
„Oranjevrouwen schrijven historie op EK: Finale!“, titelte die Zeitung „De Telegraaf“ nach dem beeindruckenden Sturm des Teams ins Endspiel der Heim-EM. „De Volkskrant“ blickte nach dem grandiosen 3:0 (1:0)-Sieg im Halbfinale gegen den Turnierfavoriten England schon voraus auf das große Finale in Enschede. Die Frage zum Titelfoto mit dem jubelnden Oranje-Team klingt fast rhetorisch: „Sind das die neuen Europameisterinnen?“
Trainerin Sarina Wiegmann traut ihrer Mannschaft, die von einer Euphorie- und Sympathiewelle getragen wird und dem stetig wachsenden Erwartungsdruck standhält, den historischen Titelgewinn im ersten EM-Finale zu. „Auch wenn es sich anhört wie ein Klischee: Aber die Spielerinnen sind wirklich ein Team, das zusammenhält, wo jede für die andere da ist und kämpft“, betonte die 47-Jährige. „Es ist überragend, dass wir im Finale stehen. Jetzt wollen wir den Titel.“
Im Endspiel am Sonntag (17.00 Uhr) treffen die „Löwinnen“ im seit Wochen ausverkauften Stadion des FC Twente auf Dänemarks Auswahl, die sie vor 14 Tagen im Gruppenspiel schon mit 1:0 bezwangen. Nachdem die Däninnen bereits Titelverteidiger und Rekord-Europameister Deutschland im Viertelfinale mit 2:1 entthronten, wollen sie sich jetzt selbst die EM-Krone aufsetzen.
Im Halbfinale in Breda zwangen sie auch das Sensationsteam aus Österreich in die Knie. Nun wartet ein weiterer Kraftakt. „Wir werden ein Tor mehr schießen und gewinnen“, sagte Trainer Nils Nielsen nach 3:0 im Elferschießen. Auch Offensivspielerin Nadia Nadim glaubt nun fest an den ersten dänischen EM-Gewinn nach dem Coup der Männer vor 25 Jahren, als Torhüter Peter Schmeichel, Brian Laudrup und Co. den Topfavoriten Deutschland im Finale von Göteborg schlugen. Nadim ist sicher, dass sie das auch drauf haben: „Wir können hier absolut den Titel holen.“
Das EM-Märchen der Mannschaft von Trainer Dominik Thalhammer endete dagegen am Donnerstag. Lange leistete Österreich, das fast nur aus Spielerinnen der deutschen Bundesliga besteht, gegen Dänemark erbitterten Widerstand. Doch nach 90 kraftraubenden und torlosen Minuten machte sich in der Verlängerung der Kräfteverschleiß mehr und mehr bemerkbar. Schließlich musste die Elf um Spielführerin Viktoria Schnaderbeck (Bayern München) vier Tage zuvor gegen Spanien schon 120 Minuten (0:0) ackern.
Da war das Elfmeterschießen (5:3) noch gut ausgegangen. Doch gegen Dänemark reichten Kraft und Konzentration am Ende nicht mehr aus für ein weiteres Husarenstück: Gleich den ersten drei Österreicherinnen versagten die Nerven. Schon in der 13. Minute der regulären Spielzeit hatte SC Freiburgs Mittelfeldspielerin Sarah Puntigam einen Handelfmeter in den Abendhimmel gejagt.
„Alles, was uns gegen Spanien ausgezeichnet hat, die Nervenstärke und Lockerheit, war heute nicht mehr da“, erklärte Thalhammer. „Aber wir haben ein großartiges Turnier gespielt, das muss einfach überbleiben. Was jede Einzelne hier geleistet hat, war phänomenal, da muss man stolz sein“, bilanzierte der 46 Jahre alte Coach.
Auch ÖFB-Präsident Leo Windtner zog ein positives Fazit: „Es bleibt ein überwältigendes Resümee, weil niemand Österreich das zugetraut hat. Wie sich unser Team bei der EM präsentierte, hat auch auf der internationalen Ebene mehr als positiv beeindruckt und daheim einen Hype und eine Euphorie ausgelöst, wie man es nie erwarten konnte.“