Prinz wollte nie „everybodys darling“ sein

Frankfurt/Main (dpa) - Vorbehalte und Vorurteile gibt es viele. Doch nur Personen aus ihrem ganz engen Umfeld kennen Birgit Prinz wirklich gut. Die 34 Jahre alte Rekordnationalspielerin ist im Verlauf ihrer einmaligen Karriere zu einem Image gekommen, das ihr in keiner Weise gerecht wird.

Als mürrisch gilt sie, als schroff, stur, zuweilen gar als unnahbar. Diese Attribute beschreiben die Ausnahme-Sportlerin aber völlig unzureichend. Denn die Frankfurterin ist feinfühlig, fürsorglich, fleißig, intelligent - und ehrgeizig.

Prinz gibt zu, an ihrem öffentlichen Bild nicht unschuldig zu sein. „Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, mich zu verkaufen oder zu vermarkten. Ich habe das gemacht, was zu meinem Berufsbild dazugehört, und das hat mir gereicht“, sagte Prinz vor ihrem Abschiedsspiel mit dem 1. FFC Frankfurt gegen die Nationalmannschaft am 27. März in einem „hr3“-Interview. Sie habe nicht zu viel von sich und ihrem Privatleben preisgeben wollen und eine Art Mauer um sich herum gebaut. „Ich hatte zwar dadurch dieses Image, aber das hat mich auch ein Stück weit geschützt.“

Nach Niederlagen oder schlechten Spielen war es stets klug, Birgit Prinz aus dem Weg zu gehen, sie erstmal in Ruhe zu lassen. Sonst war eine schroffe Abfuhr, ein genervter Blick oder scharfzüngiger Kommentar gewiss. Dabei machte die langjährige Spielführerin der DFB-Elf keinen Unterschied zwischen TV-Mitarbeitern, Radioreportern, Fotografen oder schreibender Zunft. Je nach Stimmung war sie gleich nett zu allen - oder gleich abweisend.

„Ich weiß, dass ich mir manchmal selbst im Weg stehe“, erläuterte sie einst. „Aber deswegen werde ich mich nicht ändern.“ Selbst ihr Manager Siegfried Dietrich, der auch den Bundesligisten 1. FFC Frankfurt führt, oder die Verantwortlichen beim DFB verzweifelten manchmal, weil Prinz nicht das mitmachen wollte, was man von der Fußball-Frontfrau erwartete.

„Everybody darling“ - das war nicht ihr Ding. Dabei hätte sie dicke Werbeverträge an Land ziehen können. Denn die Erfolgsbilanz der dreimaligen Weltfußballerin ist einmalig. Prinz gewann in ihrer 17-jährigen Laufbahn in ihrem Sport alles, was es zu gewinnen gab. „Sie hat unvergleichliche und unverkennbare Meilensteile gesetzt“, lobte ihr männliches Pendant, Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.

Neben dem täglichen Fußballtraining und den vielen Reisen meisterte Prinz ihre Ausbildung zur Masseurin: Später legte sie auch die Prüfung zur Physiotherapeutin mit Bravour ab. Als das geschafft war, schob sie noch erfolgreich ein Psychologie-Studium hinterher.

Sportlich gesehen blieben nur zwei Wünsche unerfüllt: Olympisches Gold gewann sie nie und auch der Traum von einem krönenden Karriereabschluss - als Weltmeisterin im eigenen Land - platzte 2011. Das deprimierende WM-Aus im Viertelfinale gegen Japan erlebte die lange unantastbare Spielführerin - ausgemustert von Bundestrainerin Silvia Neid - 120 Minuten auf der Bank. Eine Demütigung.

Doch auch in der größten Niederlage, der bittersten Stunde ihrer Laufbahn, bewies Prinz menschliche Größe, indem sie nach dem Gruppenspiel gegen Nigeria öffentlich eingestand: „Ich habe es nicht geschafft, mit dem Druck umzugehen, den ich mir auch selbst gemacht habe.“ Am Ende war es zwar ein unwürdiger Abschied für die erfolgreichste Fußballerin der Welt. Doch einige Monate danach ist Prinz absolut mit sich im Reinen. „Den Abschied bei der WM hätte ich mir sicher anders gewünscht. Am Ende ist es dumm gelaufen. Aber grundsätzlich bin ich mit meiner Karriere sehr zufrieden.“