SC Sand hofft auf Pokal-Sensation - Wolfsburg will Titel
Köln (dpa) - Für die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg ist es das erste von zwei Endspiel-Highlights, für den SC Sand der größte Tag der Vereinsgeschichte und der emotionale Abschied von Trainer Alexander Fischinger.
Im 36. DFB-Pokalfinale der Frauen am Samstag (15.00 Uhr) in Köln fordert der Dorfclub aus dem badischen Willstätt den zweimaligen Cup-Gewinner und Titelverteidiger aus Niedersachsen. Gern würde der Außenseiter seinem Coach zum Ausstand eine rauschende Pokalparty bescheren.
„Einen schöneren Abschluss als Trainer kann man sich nicht vorstellen“, sagte Fischinger, der erst am Donnerstag überraschend seinen Rückzug nach dem Finale angekündigt hatte. „Natürlich ist auch Wehmut dabei. Ich habe das Engagement in Sand keine Sekunde bereut. Es war kurz, sehr emotional und erfolgreich“, meinte der 52 Jahre alte Coach, der das Team erst vor einem Jahr übernommen und zum größten Erfolg der Clubgeschichte geführt hatte. Als Grund für seinen Rückzug gab Fischinger an, dass er als Leiter der Fußball-Schule in Freiburg hauptberuflich zu stark eingebunden ist.
Der Unterschied der Finalisten könnte größer kaum sein. Es ist tatsächlich ein Kampf David gegen Goliath. Die Frauen aus der 9000-Einwohner-Gemeinde stiegen erst vor zwei Jahren in die Bundesliga auf. Seit dem sensationellen 2:1 im Pokal-Halbfinale am 3. April gegen Meister Bayern München verlor das No-Name-Team jedoch alle fünf Bundesligapartien und schloss die Saison als Neunter ab. Sand verfügt über einen geschätzten Jahresetat von rund 500 000 Euro.
Auf der Gegenseite steht ein mit 18 Nationalspielerinnen gespicktes Millionen-Ensemble, das im nationalen und internationalen Frauenfußball schon alles gewonnen hat: In dieser Bundesliga-Saison wurde der VfL, dessen Budget etwa siebenmal so hoch ist, zwar nur Zweiter hinter dem FC Bayern. Doch der dritte Pokalcoup nach 2013 und 2015 sowie der dritte Triumph in der Champions League am nächsten Donnerstag im Finale gegen Olympique Lyon wären mehr als ein Trostpflaster für den zweimaligen deutschen Meister.
„Wir sind Wolfsburg und wollen das Ding auch holen“, sagte die zweimalige Weltmeisterin und Co-Trainerin Ariane Hingst selbstbewusst. Die Favoritenrolle nehmen die Wolfsburgerinnen an, für Überheblichkeit ist aber kein Platz. Immerhin verlor der VfL das Bundesliga-Heimspiel gegen Sand mit 0:1. „Es gibt keinen Grund, sie zu unterschätzen“, meinte Hingst. Nationalstürmerin Alexandra Popp fordert eine „kämpferisch hundertprozentige Leistung“. Trainer Ralf Kellermann fürchtet das „schnelle Umschaltspiel“ des Außenseiters.
Fischinger ist trotz der jüngsten Pleitenserie optimistisch, dass vor den Augen von Bundespräsident Joachim Gauck und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ein Coup gelingen kann. „Wir wollen nicht nur Spalier für Wolfsburg stehen. Wir setzen auf Euphorie und Willensstärke.“ Anne van Bonn will mit ihrem Team vor etwa 15 000 Fans im RheinEnergieStadion „das Unmögliche möglich machen“, denn „das Endspiel in diesem Rahmen vor dieser Kulisse ist die Krönung. Wir wollen das Ereignis genießen.“