Schlechtes Vorbild für FCB: Frankfurt verliert Finale
München (dpa) - Frankfurts Spielerinnen sanken enttäuscht auf den Rasen des Münchner Olympiastadions, der Trainer musste eine Trostrunde drehen: Die Frauen des 1. FFC Frankfurt haben dem Druck vor einer Rekordkulisse von 50 212 Zuschauern beim Heimfinale in der Champions League nicht standgehalten.
Der einstige deutsche Branchenführer im Frauen-Fußball unterlag am Donnerstagabend Olympique Lyon mit 0:2 (0:2). Ein Foulelfmeter von Eugénie le Sommer in der 15. Minute und ein Heber von Camille Abily (28.) ließen den Frankfurter Traum vom ersten „Königsklassen“-Titel platzen.
Olympique, das in der Vorschlussrunde auch schon den deutschen Meister 1. FFC Turbine Potsdam ausgeschaltet hatte, verteidigte damit seinen Titel. Für Frankfurt machte die Niederlage das Fiasko fünf Tage nach der Finalpleite im DFB-Pokal und dem aktuell vierten Bundesligarang perfekt.
FFC-Manager Siegfried Dietrich meinte: „50 000 Zuschauer - das ist sensationell. Lyon ist sicher der Sieger des Jahres.“ Frankfurts Coach Sven Kahlert resümierte: „Wir haben alles versucht, was heute möglich war.“ Um seinen Job nach der wohl titellosen Saison fürchte er aber nicht. „Wir wollten wenigstens diesen großen Titel holen“, sagte Sandra Smisek.
Zur tragischen Figur avancierte vor der bisher größten Kulisse eines Vereinsspiels auf europäischer Ebene Nationalspielerin Melanie Behringer. Sie verschuldete nach einem Abspielfehler den Elfmeter zur Führung der Französinnen. Kurz vor der Pause vergab sie auch noch die beste Chance der Frankfurterinnen, die alles andere als schlecht in die Partie gestartet waren.
Sandra Smisek, Spielführerin anstelle der verletzten Nationaltürhüterin Nadine Angerer, gab den ersten Warnschuss nach nur 48 Sekunden ab. Da hatte selbst UEFA-Präsident Michel Platini in der Ehrenloge kaum Platz genommen. Nichts war von Nervosität bei den Frankfurterinnen ob der Zuschauerzahl zu spüren, auch nichts von Nachwehen des verlorenen DFB-Pokalfinales gegen Bayern.
Und auch Behringer zeigte sich erstmal von ihrer guten Seite. Ihren Freistoß von rechts lenkte Lyons Torhüterin Sarah Bouhaddi unnötig ins Toraus. Es folgten vier Behringer-Eckbälle in Serie, einen davon hätte sich Bouhaddi fast selbst ins Netz gefaustet.
Der Favorit aus Frankreich brachte hingegen in der Offensive kaum etwas zustande. Bis zu Behringers Aussetzer: Sie spielte den Ball Abily im eigenen Strafraum vor die Füße. Und um zu retten, was noch zu retten schien, half nur ein Foul. Den fälligen Strafstoß verwandelte le Sommer trotz gellender Pfiffe zu ihrem neunten Treffer im laufenden Wettbewerb. FFC-Torhüterin Desirée Schumann war machtlos und in der 27. Minute fast erneut geschlagen: Der Pfosten rettete.
Lyon bestimmte fortan weitgehend zwar nie so souverän das Spiel, blieb aber stets gefährlich. So wie bei der Kopfballabwehr der herausgeeilten Schumann, die Abily mit einem spektakulären Heber ebenfalls zu ihrem neunten Champions-League-Treffer nutzte.
Kurz vor der Pause drängte Frankfurt noch einmal auf den so wichtigen Anschlusstreffer gegen das seit zwei Jahren in der Königsklasse ungeschlagene Lyon-Ensemble. Vergeblich. Nationalspielerin Kerstin Garefrekes scheiterte an Bouhaddi. Und dann versemmelte ausgerechnet Behringer die beste Chance, nachdem Garefrekes den Ball rund zwölf Metern vorm gegnerischen Tor maßgerecht quer- und vorgelegt hatte.
Die Frankfurter Fans unter den Zuschauern gaben auch nach der Pause ihr Bestes und feuerten die Hessinnen an. Lyon leistete sich aber keine allzugroßen Fehler mehr. Und wenn, dann konnte der FFC sie nicht nutzen. So wie in der 74. Minute, als die nie aufgebende Behringer mit einem Kopfball an Torhüterin Bouhaddi scheiterte.