„Torbienen“ zwischen Vorfreude und Bangen

London (dpa) - Die europäische Vereinskrone vor Augen, die WM im Hinterkopf: Mit einiger Ungewissheit im Gepäck ist das Team des Cup-Verteidigers Turbine Potsdam um 09.25 Uhr mit dem Flug EZY 2102 von Berlin-Schönefeld zum Champions-League-Finale nach London aufgebrochen.

Zumindest drei der fünf Nationalspielerinnen müssen zittern, dass Bundestrainerin Silvia Neid sie nicht in letzter Sekunde aus dem deutsche WM-Team nimmt. „Auf jeden Fall ist unser Gegner Olympique Lyon besser vorbereitet. Und wir schwelgen nicht gerade in Harmonie, wenn sechs Wochen unsere Nationalspielerinnen nicht mit dem Team trainieren können“, sagte Potsdams Trainer Bernd Schröder vor dem Saison-Höhepunkt seiner Mannschaft am Donnerstag im Fulham-Stadion Craven Cottage gegen den französischen Meister Olympique Lyon.

Gern erinnern sich die „Torbienen“ an das spannende Finale gegen denselben Konkurrenten im Vorjahres-Endspiel. Damals stieg die damals 17 Jahre alte Torhüterin Anna Felicitas Sarholz im Elfmeterschießen zur „Heldin von Getafe“ auf und sicherte nach torlosen 120 Minuten den Premieren-Pott für Potsdam. „Die Vorfreude ist riesig, aber ich bin sicher, diesmal wird es ein ganz anderes Spiel“, meinte die Keeperin, die auch in dieser Saison mit ihren Paraden den Turbine-Damen im Halbfinale gegen den FCR Duisburg das erneute Finalerlebnis bescherte.

Die Jüngste geht mit viel Selbstbewusstsein in das Match am Donnerstag, in dem der Sieger zusätzlich zu 200 000 Euro für den Finaleinzug noch einmal 50 000 Euro Prämie kassiert. „Ich bin 100-prozentig überzeugt, dass wir gewinnen“, erklärte die Blondine im „Sportplatz“ des RBB. „Wir sind super heiß auf dieses Spiel“, bestätigte auch Spielführerin Jennifer Zietz. „Ich denke aber, der Fußball-Gott wird uns nicht noch einmal so viel Glück zugestehen wie im Vorjahr. Deshalb wollen wir diesmal nicht 120 Minuten spielen, sondern vorher alles klar machen.“

Die erfahrene Weltmeisterin Babett Peter geht indes vorsichtiger an die Aufgabe. „Ich denke, die Chancen stehen 50:50, der Gegner wird uns nichts schenken. Ich erwarte ein hartes, zweikampfbetontes Spiel“, sagte sie. Die Abwehrspielerin ist neben der zum Erzrivalen 1. FFC Frankfurt wechselnden Fatmire Bajramaj die einzige des Potsdamer Auswahl-Quintetts, die sich um ihren Platz im 21-köpfigen WM-Kader von Silvia Neid keine Gedanken machen muss. Hingegen bangen Josephine Henning, die in der kommenden Saison nach Wolfsburg wechselt, Anja Mittag und Bianca Schmidt noch bis Freitag 10.00 Uhr um ihre WM-Nominierung. Nur elf Stunden nach dem Abpfiff in London wird Silvia Neid ihr Aufgebot verkünden.

Schröders Unbehagen mit dieser Situation ist spürbar, auch wenn er verbal nicht für neuen Zündstoff sorgen möchte. Dennoch zeigte das Trainer-Urgestein Unverständnis, dass alle fünf Spielerinnen vom Meister nicht zur deutschen Anfangself im Testspiel gegen Nordkorea (2:0) gehörten. Dort waren nur Bajramaj und Peter eingewechselt worden. Völlig bedeckt hält sich Schröder auch weiterhin, wie er für die kommende Saison die vier schmerzhaften Abgänge der Turbinen kompensieren will. Erst zur Fete aus Anlass des 40. Vereins-Geburtstages am 5. Juli will er das Geheimnis lüften.